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Cindy Runge aus Schweinitz gehört zu den 7200 Pendlern des Jerichower Landes in die Landeshauptstadt Jeden Tag nach Magdeburg zur Arbeit

Von Falk Heidel 19.08.2014, 03:22

7200 Arbeitnehmer aus dem Jerichower Land pendeln nach Magdeburg. Eine davon ist Cindy Runge aus Schweinitz.

Burg/Schweinitz l "Klick, klick!" Die Sonne ist schon putzmunter, als Cindy Runge um sieben Uhr in der Frühe mit dem Autoschlüssel die Zentralverriegelung ihres Wagens öffnet. Montagmorgen: Vorbei ist das Wochenende, wo die Kinder nach dem Ausschlafen durch die Wohnung toben können, ohne dass die Eltern auf die Uhr schauen.

Die Morgensonne über Schweinitz schaut zu, wie die Mama drei Taschen im Kofferraum verstaut, ehe sie ihre Kinder Wilhelm (3) und den sechsjährigen Friedrich in den Kindersitzen anschnallt. "Manchmal ist es gar nicht so einfach, an einem solchen Morgen die Nerven zu behalten", sagt Cindy Runge (34), ehe sie in den Audi steigt und das Fahrzeug in Richtung Magdeburg lenkt.

Die zweifache Mutter gehört zu den 7200 Leuten aus dem Landkreis, die jeden Tag zur Arbeit in die Landeshauptstadt pendeln. Laut Zahlen der Magdeburger Arbeitsagentur fahren umgekehrt nur knapp 2400 Magdeburger zur Arbeit ins Jerichower Land.

Der Weg zum Dienst geht allerdings nicht eins, zwei, fix über die Autobahn - Cindy Runge steuert ihr Auto zunächst über Nedlitz nach Loburg, wo die beiden Jungs die Kindertagesstätte besuchen. Die Mutti erklärt, dass im September eine weitere Haltestelle hinzukommt: "Friedrich wird in Loburg eingeschult." Erst nach einer Stunde steht der Audi auf einem Parkplatz in der Nähe der AOK, wo die ausgebildete Betriebswirtin als Fachberaterin ihren Lebensunterhalt verdient. Sie sagt: "Ich mag meine Arbeit sehr gern, aber ohne die Unterstützung eines familiären Netzwerks ist Beruf und Familie kaum unter einen Hut zu bringen." Sie spricht von Großeltern, die die Kleinen aus dem Kindergarten abholen und sich um die Jungs kümmern, weil es die Mama nicht jeden Tag zur Abholzeit schafft.

Fast 45000 Arbeitnehmer aus vielen Teilen der Republik bis hin nach Berlin pendelten im vergangenen Jahr nach Magdeburg zum Job. "Vor einigen Jahren mussten die Menschen oft sehr weite Wege zurücklegen, um einen gut bezahlten Job zu finden. Magdeburg ist jedoch dank der konjunkturellen Entwicklung für Arbeitnehmer durchaus zu einem attraktiven Wirtschaftsraum geworden", meint Matthias Kaschte. Der Chef der Magdeburger Arbeitsagentur erklärt zudem: "Die Arbeitgeber wollen die Fachkräfte in der Umgebung halten. Viele von ihnen erreichen das auch durch eine gute Bezahlung, aber auch durch besondere Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder ein betriebliches Gesundheitsmanagement."

Das Jerichower Land hat laut Arbeitsagentur ein negatives Pendlersaldo. Bedeutet: Mehr Menschen fahren außerhalb zur Arbeit, als Leute dienstlich in den Landkreis kommen. "Für die Einwohner des Jerichower Landes sind Fahrten zur Arbeit nach Niedersachsen weniger ein Thema. Die Menschen möchten ihre Familie täglich sehen, ohne dabei viele Stunden für den Arbeitsweg zu opfern", sagt Agentursprecherin Jana Echternach.

Dagegen liegen die Vorteile Magdeburgs für Echternach auf der Hand: "Die Landeshauptstadt ist durch ihre zentrale Lage gut aus anderen Landkreisen zu erreichen. Viele Menschen könnten dadurch täglich nach Hause pendeln."

Cindy Runge macht das schon seit 15 Jahren: "Es gibt keine Alternativen zum Auto. Öffentlicher Nahverkehr funktioniert nicht." Ihrer Familie kostet die tägliche Fahrerei nicht nur Zeit, sondern auch Geld: Etwa 300 Euro Benzinkosten im Monat. "Hinzu kommt der Verschleiß am Fahrzeug. Wir haben jetzt das vierte Auto in zehn Jahren." Dennoch will die Schweinitzerin nicht nach Magdeburg ziehen: "Das Dorf ist meine Heimat und die perfekte Umgebung für unsere Kinder."

Es bleibt also dabei: Morgens 50 Kilometer Hintour, abends 50 Kilometer zurück. Aber nur, wenn unterwegs nicht grad Straßen ausgebaut werden: "Nedlitz, Loburg, Königs- born - da haben wir in den vergangenen Jahren etliche Umleitungen erlebt und verflucht." Gleiches gilt aus ihrer Sicht für den Winter: "Glatteis, morgendliche Dunkelheit, frierende Kinder, da sind solche Fahrten nicht vergnügungssteuerpflichtig."

Wenn sie einen Wunsch frei hätte!

"Dann wünsche ich mir, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mehr gefördert wird."

"Klick, klick!" Cindy Runge verriegelt ihren Audi. Sie geht mit einem gute Gefühl ins Büro. Die Kinder sind versorgt. Sie hat den Kopf frei für ihre Arbeit. Morgen früh um sieben startet ein neuer Tag - die Anforderungen sind dieselben.