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Die Forschungsgemeinschaft Clausewitz aus Burg präsentiert mit Dr. Jürgen Herrmann einen Zeitzeugen Neue Informationen zur Exhumierung

Von Bettina Schütze 08.09.2014, 03:33

Mit Dr. Jürgen Herrmann präsentierte die Forschungsgemeinschaft Clausewitz aus Burg am Montag im Clausewitz-Café im "Marktkauf" in Burg einen Zeitzeugen, der Näheres zum Grab von Carl von Clausewitz und dessen Exhumierung berichten konnte.

Burg l "Wir sind auf ihn im Zuge unserer Forschungen beim Antrag auf Akteneinsicht in der Stasi-Unterlagenbehörde gestoßen", so Olaf Thiel. Ihm wurde da gesagt, er möge weniger nach Sachakten als nach Personalakten suchen. Olaf Thiel: "Und das brachte uns auf die Internetseite von Dr. Jürgen Herrmann." Was folgte, war eine Einladung nach Burg. Dort berichtete er nicht nur Bernd Domsgen, Olaf Thiel, Heinz Jerichow, Karl-Heinz Dräger und Bernhard Schönborn und Marktleiter Mathias Kühne über die Umbettung, sondern schaute sich auch die Clausewitz-Grabstelle an.

Während seiner Zeit als Vizekonsul hat Dr. Jürgen Herrmann, der heute in der Nähe von Berlin lebt, 1971 den Leichenpass von Clausewitz unterzeichnet und den Sarg von Wroclaw nach Berlin auf den Weg gebracht. "Ich habe mich tierisch gefreut, als ich die Mail bekommen habe. Die Geschichte hat mich immer interessiert", erklärte Dr. Herrmann. Er war erst einige Monate in Polen tätig, als er einen Anruf aus Berlin erhielt, streng geheim. Inhalt war, dass ein kleiner Militärfriedhof wegen Wohnungsbaumaßnahmen eingeebnet werden soll. Auf diesem befinde sich das Clausewitz-Grab und er müsse es ausfindig machen.

"Wen sollte ich fragen? Keiner der Mitarbeiter wusste etwas. Und so habe ich mich mit meinem Fahrer auf den Weg gemacht und bin vom Stadtzentrum in Richtung Autobahn gefahren, um den Friedhof zu finden", erzählte der gebürtige Ballenstedter. Dabei stellte er fest, dass auch der letzte Friedhofsmitarbeiter in Wroclaw wusste, "dass auf einem Friedhof einer exhumiert werden sollte". Soviel zu dem Vermerk "Streng geheim". Nach einer Stunde Suche hatte Dr. Herrmann Kreuz und Grabplatte gefunden.

Ein Stück von der Grabplatte war abgebrochen. Das ist auch heute noch zu sehen, sah er sich beim Besuch der Grabstätte bestätigt. Dr. Herrmann: "An dieser Stelle waren eine Granate und der Kopf einer Panzerfaust reingeschoben worden. Warum, ist ungeklärt." Nachdem diese Gefahr beseitigt war, konnte das Grab geöffnet werden. Der Sarg war nicht mehr da. Es wurden Schädelfragmente und Knochenteile gefunden. "Eine Uniform gab es dort nicht. Das ist Quatsch", antwortete der ehemalige Vizekonsul auf eine entsprechende Frage. Alle gefundenen Sachen kamen in Säcke. Dr. Herrmann: "Am 23. März kam dann ein Bestatter aus Berlin und brachte einen Sarg aus der Staatsreserve mit." Der Transport des Sockels allerdings scheiterte. Er war zu schwer für das Gefährt. Der Sarg wurde in die Charité nach Berlin gebracht.

Die ganze Aktion, so Dr. Herrmann, war von Staatschef Erich Honecker direkt genehmigt worden. Er selber habe damals alles mit der polnischen Wojewodschaft abgesprochen. "Der Vorgang müsste also in deren Akten zu finden sein." Nach seiner Erinnerung wurden damals keine Fotos gemacht. Mit dabei waren aber Botschaftsrat Manfred Schmidt und Hermann Lindner, Militärattaché.

"Mit diesem Besuch und den Informationen hat sich wieder etwas aufgetan, wo wir weiter suchen können", freute sich Olaf Thiel. Was der eigentliche Auslöser der Exhumierung war, ist nicht klar. "Es soll von polnischer Seite gekommen sein", erinnerte sich Dr. Herrmann, denn "die Sicht der Polen auf Clausewitz ist mit Sicherheit eine andere als die deutsche".

Dr. Herrmann wird in Kürze wieder nach Polen reisen. "Ich werde schauen, ob ich den Sockel noch finde. Denn den Militärfriedhof gibt es heute noch. Gebaut wurde auf einem anderen." Der Anwalt a. D. bedauert es heute sehr, dass "ich mich damals leider nicht so recht mit der Person Clausewitz beschäftigt habe". Er kündigte aber weitere Unterstützung für die Forschungsgemeinschaft an. "Ich mache mit, helfe bei der weiteren Forschung."

Als Dankeschön überreichten Bernd Donges den eingerahmten "Leichenpass" und Olaf Thiel einen Buchband.

Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (geboren am 1. Juli 1780 als Carl Philipp Gottlieb Claußwitz in Burg bei Magdeburg; gestorben am 16. November 1831 in Breslau) war ein preußischer General, Heeresreformer, Militärtheoretiker und -ethiker. Clausewitz wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk "Vom Kriege" bekannt, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern und werden bis heute an Militärakademien gelehrt. Sie finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung. 1971 wurden seine Gebeine und die seiner Frau, Gräfin Marie Sophie von Brühl, von Breslau nach Burg überführt und auf dem Burger Ostfriedhof zur letzten Ruhe gebettet.