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Richtfest bei Familie Heckel in Lostau, wo das Hochwasser 2013 ihr Haus zerstörte Geschenke, Umarmungen, Schweinebraten

Von Falk Heidel 27.09.2014, 03:15

Es gibt Tränen der Trauer, der Wut und des Stolzes. Anke und René Heckel aus Lostau haben innerhalb von 18 Monaten all diese Gefühle erlebt: Haus geflutet, Zoff mit Behörden und Versicherungen und jetzt Richtfest gefeiert.

Lostau l "Ich trinke auf euch und dieses Haus - mein frisch gefülltes Glas hier aus."

Zimmermann Hugo Ramm zelebriert den Richtspruch. Er hat einen prima Ausblick über das Alte Dorf in Lostau bis hin zu den Elbdeichen, die friedlich den Sonnenuntergang erwarten. Anke und René Heckel bekommen mit Blick auf die Richtkrone ihres neuen Hauses feuchte Augen: Das größte Stück unseres Weges ist gemeistert, jetzt haben wir das Ziel im Blick", sagt Anke Heckel. Ehemann René schaut zufrieden in die Runde: "Was ich sehe, gefällt mir."

Gar nicht friedlich war die Elbe im Juni des vergangenen Jahres. René Heckel steht neben seinem kleinen Teich im Garten und hält die flache Hand vors Gesicht: "So hoch stand das Wasser hier während der Flut."

Wo jetzt der Rohbau mit der Richtkrone steht, musste Anke Heckels Elternhaus weichen. Gut 170 Jahre lang hatten die alten Gemäuer die Generationen der Familie beherbergt. Doch das Hochwasser 2013 war zuviel: "Eine Sanierung wäre wirtschaftlicher Unsinn", sagt René Heckel. Der Mann ist vom Fach - ein Dachdeckermeister. Dabei hatten sich die Heckels das alte Häuschen erst im Dezember gemütlich hergerichtet. Sechs Monate später war alles für die Katz` - das Elbwasser war eingezogen. Im Gartenteich schwimmen neben den hübschen Goldfischen noch Rotfedern und Barsche, die zuvor in der Elbe zuhause waren.

Nach der Flut folgte für die Heckels eine Art Ohnmacht, die Anke mit einem Satz zusammenfasst: "Nur ein Vierteljahr hat der Rohbau gedauert, ein ganzes dagegen die Rennerei zu Behörden und Versicherungen." Knackpunkt war ein Wert-Gutachten, das erst lange auf sich warten ließ und dann mit unrealistischen Summen berechnet war.

"Da gibt es Abende, wo du die Tränen nicht mehr zurückhalten kannst", sagt Anke Heckel. Doch die Familie hat den Mut nie verloren, hat beim Abriss des alten Hauses die Ärmel hochgekrempelt. Das gilt auch für die beiden Söhne Alexander und Toni Tennert.

Neben dem Gartenteich mit den Elbbarschen sitzen Anke und René Heckel auf einer Bank. Sie schauen sich in die Augen und prosten sich mit einem Glas Sekt zu. "Wir haben eine tolle Familie und einen großartigen Freundeskreis", sagt Anke Heckel. Sie spricht von Carola Böhme und Siegrid Bannier, die den Heckels Quartier organisiert haben. Sie redet auch von ihren Eltern Werner und Evi Henschel. "Sie haben uns nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch mit ihrer Hände Arbeit." Dutzende Freunde und Helfer lassen sich das Richtfest nicht entgehen. Es gibt Geschenke, Umarmungen und Schweinebraten.

Zwischendurch führt René Heckel seine Besucher durch das neue Haus. Das Erdgeschoss hat Betonwände und dient nur als Garage - da kann ein Hochwasser wenig Schaden anrichten. Gemütlich wird es oberhalb der Beton-Treppe. "Wir müssen bei der Planung immer einen Schritt weiter denken - was ist, wenn eine Flut kommt", erklärt der Bauherr.

Doch an solche Katastrophen mag am Richtfestabend niemand denken. Der Richtspruch von Hugo Ramm endet so: "Nun Glas, zerschmettere im Grund. Geweiht sei dieses Haus zur Stund".