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23. Landes-Storchentage Mehr Storchenpaare - aber weniger Jungvögel

Zum 23. Mal sind bei Loburg die sachsen-anhaltischen Storchentage durchgeführt worden. An der Tagung, die sich mit der Entwicklung des Storchenbestandes und Problemen des Fortbestandes befasst, nahmen in diesem Jahr über 140 Interessierte und Experten aus nahezu allen Bundesländern teil.

Von Stephen Zechendorf 20.10.2014, 03:16

Zum 23. Mal sind bei Loburg die sachsen-anhaltischen Storchentage durchgeführt worden. An der Tagung, die sich mit der Entwicklung des Storchenbestandes und Problemen des Fortbestandes befasst, nahmen in diesem Jahr über 140 Interessierte und Experten aus nahezu allen Bundesländern teil.

Loburg/Schweinitz l Das Storchenjahr 2014 zeigt bundesweit im Vergleich zum Jahr 2013 einen deutlichen Anstieg der Horstpaare allgemein, wobei jedoch besonders im Norden weniger Junge großgezogen werden konnten, was auch der nasskalten Witterung in den Monaten Mai und Juni geschuldet ist. So lautet eine erste Bilanz von Dr. Mechthild Kaatz, die bei der Tagung einen Überblick zur Bestandssituation des Weißstorchs in Deutschland erlaubte.

1138 Jungstörche gezählt

Die bundesweite Tendenz spiegelt sich auch im Land wider. So ist in Sachsen-Anhalt ein Anstieg von 606 auf 648 Horstpaare zu verzeichnen, während die Anzahl der Jungstörche von 1168 auf 1138 sank. Als Ursache werden laut Dr. Kaatz neben den Witterungsbedingungen der Nahrungsmangel infolge veränderter rigoroser Landnutzung angesehen, etwa der Anbau von Mais, Raps und Sonnenblumen und der Umbruch früherer Grünland- und Brachlandflächen. Die Bestandserfassung für Deutschland übernimmt im Rahmen des internationalen Weißstorchzensus 2014 die NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz. Die Veranstaltung in Schweinitz fiel zusammen mit den Jubiläen 35 Jahre Storchenhof Loburg und 35 Jahre NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz.

Die Vortragsthemen waren bunt gemixt. So stellte Dr. Michael Kaatz die internationalen Datenlogger- und Telemetrieprojekte vor und die Wanzleberin Stephanie Gegenwarth ihre Masterarbeit zum Thema "Zeitlupenanalysen von Starts und Landungen von Tauben, Weißstörchen und Weißkopfseeadlern". Dr. Alfons Rolf Bense zeigte auf, wie der "Weißstorch im Spiegel historischer Ansichtskarten" den Weg in die Herzen der Menschen gefunden hat.

Lob von der Politik

Die Hingabe für Adebar verbindet derzeit 348 Mitglieder in dem Verein Storchenhof Loburg und führte rund 140 Teilnehmer nach Schweinitz. Austragungsort war in diesem Jahr die Wildgaststätte Hebäcker in Schweinitz, nachdem die Parkgaststätte Isterbies nicht mehr zur Verfügung stand. Zu den Ehrengästen zählten der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt - selbst Pate mehrerer Storchen des Storchenhofes - und der Landtagsabgeordnete Matthias Graner. Beide SPD-Politiker stellten die hohe Bedeutung des Ehrenamtes auf dem Storchenhof Loburg heraus.

Der Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Onko Aeikens konnte der Einladung nicht Folge leisten, dafür überbrachte der Präsident des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt die Grüße des Landesministers. "Der Rückgang der Artenvielfalt geht weiter, und das zeigt uns, dass hier irgendetwas noch falsch läuft", sagte Klaus Rehda und räumte zugleich ein, dass das Land Sachsen-Anhalt bei der Umsetzung des Naturschutzprogrammes "Natura 2000" deutlich "hinterherhinke".

Negative Veränderungen

Storchenhofchef Dr. Christoph Kaatz verwies darauf, wie sich landschaftliche Veränderungen negativ auswirken: "Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und Bearbeitung auch von Splitterflächen, Mais-, Raps- und Hirseanbau, Einschränkung der Weidehaltung, Grünlandumbruch und anderes suchen Altstörche vermehrt in Straßengräben nach Nahrung, was nicht selten für den Storch tödlich endet." Die Landung eines Jungstorches in einem Rapsfeld könne tödliche Folgen haben.

Zugleich mit den Storchentagen findet auch immer die Jahreshauptversammlung des Vereines Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg statt. In einem Jahresrückblick erinnerte Dr. Christoph Kaatz auch an die Ereignisse des ablaufenden Jahres: Bis zum September 2014 wurden in diesem Jahr 45 Störche umsorgt und davon 29 ausgewildert. Neben Störchen kamen auch 16 Greifvögel (Habicht, Rotmilan, Turmfalke, Mäusebussard, Sperber, Waldohreule, Waldkauz) meist nach Fahrzeugkollision mit schweren Verletzungen zur Pflege, darüber hinaus viele Kleinvögel wie Schwalben, Amsel, Blaumeise, Haussperling, Eisvogel, Mauersegler, Nebelkrähe auf den Storchenhof.

Ein Schwerpunkt der praktischen Storchenarbeit besteht in der Aufnahme, Betreuung, Behandlung, Auswilderung beziehungsweise Weitervermittlung von Pflegestörchen.