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Keine einfache Lösung für den Dornburger Hochwasserschutz

01.12.2014, 09:39

Dornburg l Auf einer Einwohnerversammlung stellten LHW und Planungsbüro am Freitagabend ihre Vorschläge zum Hochwasserschutz in Dornburg vor. Während der Deichbau unstrittig ist, ist die Sicherung der Hauptstraße (westliche Seite) die große Herausforderung.

Den ersten Schritt für einen besseren Hochwasserschutz haben die Dornburger selbst unternommen. Sie gründeten in diesem Jahr eine 30-köpfige Ortsgruppe der Wasserwehr Gommern. Die Stadt rüstet die örtliche Wasserwehr nach und nach aus. Im nächsten Jahr beginnen die Schulungen für die ehrenamtlichen Helfer.

Den nächsten Schritt bietet das LHW an. Nicht weniger als ein "umfassender Hochwasserschutz" soll laut Rainer Fiedler vom Büro Wetzel & Fiedler erreicht werden. Momentan weist dieser diverse Defizite auf: Die Deiche sind zu niedrig und teilweise schlecht erreichbar, es fehlt ein landseitiger Schutzstreifen und es gibt große Probleme mit Dräng- und Sickerwasser.

Da auf die Auswertung des Hochwassers 2013 vermutlich noch zwei Jahre gewartet werden muss, hat das LHW eigene Berechnungen angestellt, welche Höhe die Hochwasserschutzanlagen in Dornburg haben müssen: 53,75 im nördlichen und 53,90 im südlichen Bereich. Damit wäre das Dorf vor einem Hochwasser geschützt, das noch einen Meter höher als 2013 ausfallen würde.

Die Vorplanung des Dornburger Hochwasserschutzes sieht vier Abschnitte vor (siehe Infokasten). Vorplanung bedeutet laut Roland Günther vom LHW "ein Stand, bei dem man noch über alles sprechen kann". Der Vorplanung folgt die Entwurfsplanung.

"Wenn in der Hauptstraße nichts passiert, säuft ganz Dornburg ab."

Ein Dornburger fasst die prekäre Situation zusammen

Auf den Grundstücken entlang der westlichen Seite der Hauptstraße hatte es beim Hochwasser im Juni 2013 Einstauungen gegeben. Das Wasser kann sich von dort seinen Weg bis in die Seestraße, zum Sportplatz und in die Neue Reihe bahnen. Ein Dornburger formulierte es zur Einwohnerversammlung deutlich: "Wenn in der Hauptstraße nichts passiert, säuft ganz Dornburg ab".

Mehrere Varianten sind für die Hauptstraße denkbar. Das LHW favorisiert eine Lösung in den Gärten (hinter der Bebauung). Ein Deich hätte eine komplette Überbauung zur Folge und ist deshalb nicht weiter erörtert worden. Eine mobile Lösung bedeutet großen Aufwand. Eine feste Wand mit Durchgängen und mobilen Elementen als Aufsätzen wird deshalb vorgeschlagen.

Das würde aber nicht nur heißen, dass die Grundstückseigentümer ("auf der Fläche, die wir tatsächlich nutzen können") eine Mauer durch ihre Gärten erhielten, es müsste zudem ein 3,50 Meter breiter Weg für Transport und Montage der mobilen Elemente freigehalten werden. Weitere Erschwernis: Alle Grundstückseigentümer müssen mitmachen. "Wenn einer eine Lücke lässt, können wir uns den Rest sparen", sagte Rainer Fiedler.

Ortsbürgermeister Andreas Steinz wollte geklärt wissen, ob Wasser unter der Mauer hindurchkommen kann und wie das Wasser zurückgehen könnte. Dafür würden Lösungen gesucht, wenn man sich für eine Variante entschieden habe, erklärte Roland Günther. Er versprach Möglichkeiten zu finden, dass die Grundstücke trotz Mauer weiter genutzt werden können. Der Auffassung, dass das den Wert nicht gerade steigere, widersprach er: "Der Wert eines Grundstücks wird mit einem Hochwasser nicht besser, aber mit dem Schutzniveau vor Hochwasser".

Gegen eine mobile Wand hatte sich in Vorgesprächen mit dem LHW die Stadt Gommern ausgesprochen, die bei Hochwasser für Auf- und Abbau zuständig wäre. "Wer fasst beim Aufbau mit an? Wann wird aufgebaut? Bei jedem Hochwasser? 375 Meter Balken, 2,40 Meter hoch: Wo sollen die Balken gelagert werden?", trug Bürgermeister Jens Hünerbein seine Bedenken vor. Die Stadt gerate bei dieser Aufgabe an ihre Grenzen.

Das von einem Einwohner vorgeschlagene Schlauchsystem, das weniger aufwendig wäre als die Dammbalken, konnte bei Roland Günther nicht punkten. "Das Schlauchsystem ist nicht gegen mutwillige Zerstörung geschützt." Er sprach aus Erfahrung.

Es wird in Dornburg eine zweite Versammlung geben, bei der auf Skizzen die betroffenen Grundstückseigentümer besser ablesen können, wie stark der Eingriff auf ihrem Grund und Boden sein wird. Eines war den Dornburgern klar: Auch bei einer mobilen Wand müssten sie den Weg für Transport und Aufbau der Elemente durch ihre Gärten freihalten.

"Wenn einer eine Lücke lässt, können wir uns den Rest sparen."

Planer Rainer Fiedler betont, wie wichtig eine Gesamtlösung ist

Angesprochen wurden zwei weitere Varianten: Den Hochwasserschutz vor die Grundstücke auf kommunalen Grund und Boden zu verlegen. Dann müsste jeder Eigentümer selbst dafür sorgen, dass das Wasser nicht durch den Garten bei ihm eindringt. Aber gäbe es dann noch Versicherungsschutz? Sollten Eigentümer nicht mit der Lösung mitgehen wollen, die die Mehrheit akzeptiert, ist ein Planfeststellungsverfahren möglich. Das kann damit enden, dass der Eigentümer zu der Lösung gezwungen werden kann. Planfeststellungsverfahren dauern allerdings lange, kosten also Zeit, in der es schon einen Hochwasserschutz geben könnte.

Der Deichbau in Dornburg soll im Sommer, spätestens Herbst nächsten Jahres beginnen, die Arbeiten in der Hauptstraße nicht vor 2016.