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Zwölftklässler des Roland-Gymnasiums treffen sich mit Flüchtlingen zum Kulturaustausch Drei Afrikaner als Französischlehrer

Von Natalie Häuser 02.12.2014, 02:12

Ein Toleranz-Projekt des Lokalen Aktionsplans vereint am Burger Roland-Gymnasium Französisch-Schüler und westafrikanische Flüchtlinge. Ein kultureller Austausch, dessen Ergebnisse in einer Broschüre festgehalten werden sollen.

Burg l Was heißt Feuerwerk nochmal auf Französisch? Zwölftklässler Friedrich Engelmann sucht angestrengt im Wörterbuch. Mitschülerin Lina Nicke kann aushelfen. "Warte, ich habe es schon rausgesucht", sagt sie und deutet auf ihre Notizen: Feu d`artifice.

Zum dritten Mal haben die Roland-Gymnasiasten Besuch im Französisch-Unterricht. Emanuel und Joussouf kommen aus Mali, Jean aus Guinea-Bissau. Lehrerin Kati Folwerk hat sie bei der Interkulturellen Woche kennengelernt und gefragt, ob sie in einem Projekt des Lokalen Aktionsplans (LAP) des Jerichower Landes in Burg mitwirken möchten. "Bei ihrem ersten Besuch haben sie von ihrer Flucht nach Deutschland erzählt. Ein sehr emotionaler Moment, da sie teils fast ein Jahr unterwegs waren", sagt sie. Zum Thema "Leben in der francophonen Welt" beschäftigen sich die Schüler in kleinen Gruppen mit der Kultur und Lebensart der Westafrikaner, die zweimal in der Woche im Soziokulturellen Zentrum in Burg Deutsch pauken. "Es ist hier auch das erste Mal für die Zwölftklässler, dass sie sich gegenüber einem Muttersprachler komplett auf Französisch verständigen müssen", so Folwerk.

Maja Illig, Harriet Meinicke und Lina Nicke beginnen zunächst etwas schüchtern, Emanuel und Jean zu landestypischen Sitten und Bräuchen zu befragen. Besonders interessiert die jungen Frauen, wie die Brautschau in Afrika vonstatten geht. "Er hat gesagt, dass wir in seinem Heimatland schon im heiratsfähigen Alter wären", übersetzt Maja für alle ins Deutsche und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Joussouf erzählt, dass es in Mali bei gläubigen Muslimen Tradition ist, dass der Vater seinem Sohn die erste Frau "schenkt". Jede weitere, höchstens aber vier an der Zahl, könne der Mann sich aussuchen. Alle wohnen dann gemeinsam in einem Haushalt.

Toleranz für Migranten entwickeln, ihre Gedanken und Gefühle verstehen sowie die Kultur des anderen kennenlernen: Das sind die Eckpunkte, die in fünf gemeinsamen Französischstunden auf dem Plan stehen. So werden sich die drei Afrikaner beim nächsten Besuch mit den Schülern über traditionelle Musik austauschen und auch in landestypischer Kochkunst der afrikanischen Gäste möchten sich die Gymnasiasten noch vor Weihnachten probieren.

Am Ende soll eine Broschüre entstehen, die Interessierten die francophone Welt näher bringt und über die westafrikanische Kultur erzählt. Der LAP übernimmt die finanziellen Mittel für Unterrichtsmaterial und den Druck der Broschüre. Auch die drei Bewohner des Burger Asylbewerberheimes, die auf eine Aufenthaltgenehmigung warten, sollen ein Honorar für ihre Projektarbeit mit den Schülern bekommen.