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Neues Konzept Schloss wird Fahrschul-Bildungszentrum

Schloss Wendgräben soll ab dem kommenden Jahr zum Schulungszentrum für
Berufskraftfahrer, Fahrschüler und Kraftfahrer über 60 Jahre werden -
aber auch der Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Der neue Investor hat
der Volksstimme jetzt sein Konzept verraten.

Von Stephen Zechendorf 19.12.2014, 02:16

Wendgräben l Auch künftig sollen die Menschen aus der Region im Schloss Wendgräben die Gastronomie, den Hotelbetrieb und das Standesamt für sich in Anspruch nehmen können. Dieses Versprechen gibt Max Linke, der Mann, der eigenen Aussagen zufolge derzeit dabei ist, das Schloss von der Munitor AG zu erwerben. Diese hatte die Immobilie von der Konrad-Adenauer-Stiftung vor gut einem Jahr gekauft. Zurzeit existiert ein Kaufpachtvertrag, sagt Max Linke.

Seine Visitenkarte weist Max Linke als Kaufmännischen Leiter der "apollona GmbH" mit Sitz in Herford aus, er selbst bezeichnet sich als "positiven Spinner". Zu den Spinnereien des 67-Jährigen gehört, dass er immer noch jeden Tag Comics liest und sein Leben lang stets alles drangesetzt hat, zu bekommen, wenn er erstmal gesagt hat "das will ich haben". Vor zweieinhalb Jahren habe man ihm Schloss Wendgräben angeboten, sagt er. Und er wollte es haben.

Mehrere Konzepte geplant

Im Schloss will er mehrere Konzepte umsetzen: Da ist zum ersten ein Qualifizierungsangebot für Berufskraftfahrer, das er schon in Berlin angeboten hat. Daran an knüpft ein Verkehrsseminar-Programm namens "mobilcheck60plus".

Hier setzt Max Linke auf angedachte EU-Regelungen, nach denen ältere Kraftfahrer künftig Nachweise über ihre Fahrtüchtigkeit erbringen müssen.

Um auch die jüngsten Verkehrsteilnehmer zu erreichen, soll im Schloss ein "Fahrschul-Internat" eingerichtet werden. Unter anderem mit Hilfe von Fahrsimulatoren sollen Fahrschüler in zehn Tagen die Fahrerlaubnis erhalten können - für einen Preis von 4990 Euro.

Aber nicht nur Fahranfänger sollen in den Genuss kommen, im idyllischen Wendgräben zu nächtigen: Denn eine weitere Achse des Konzeptes soll auch in Zukunft der Hotelbetrieb sein. Der soll weitergehen, zunächst mit den im ehemaligen Familiensitz der Familie von Wulffen vorhandenen 22 Doppelzimmern und 18 Einzelzimmern. "Ich glaube, dass wir bis Ende 2016 eine komplette Auslastung der Hotelkapazität erreichen", gibt sich Max Linke zuversichtlich. Später jedoch - in etwa fünf Jahren - sei an einem noch zu bestimmenden Platz nebenan ein zweites Funktions- und Bettenhaus mit weiteren 60 Zimmern und 100 Betten geplant, heißt es. "Dabei müssen wir natürlich die Vorgaben des Denkmalschutzes beachten", sagt Linke. Von der Idee, Schloss Wendgräben als Vier-Sterne-Hotel zu bewerben, hat er sich erst einmal verabschiedet, zuerst müssen die Zimmer entsprechend aufgewertet werden.

Kochkurse im Schloss

Für den Restaurantbetrieb hat der Geschäftsmann einen Koch namens Achim Althof verpflichtet. Althof wird - so steht es im Konzept - interessierte Kunden in "Achim Althofs Kochkeller in die hohe Kunst des Kochens" einführen. Wer nicht selber kochen, sondern nur genießen will, soll das im Schloss weiterhin tun können. Selbiges gilt für Leute in der Region, die sich im Schloss trauen lassen wollen. Das Standesamt der Stadt Möckern bleibt erhalten, bestätigt Bürgermeister Frank von Holly. Linke plant Erlebnishochzeiten im Schloss.

Die letzte Säule des neuen Wendgräben-Konzeptes bindet bundesweit die Apotheker ein. Denn dafür steht das "Apo" im Firmennamen "apollonia". Über die Apotheken will Max Linke nämlich seine ältere Kundschaft erreichen, er vertreibt über sie schon jetzt "Schlüsselboxen" und wirbt hier für seine Seniorenschulungen im Schloss Wendgräben. 3,5 Tage, sollen 699 Euro all inklusive kosten, 4,5 Tage mit allem drum und dran 799 Euro.

Eröffnung Mitte Februar

Max Linkes Zeitplan sieht Folgendes vor: Mitte Februar 2015 erfolgt die offizielle Wiedereröffnung von Schloss Wendgräben mit geladenen Gästen, dann sollen auch schon die ersten Seminare für Apotheker und Lkw-Fahrer über die Bühne gehen. Für Mitte April sieht Linke den Start der Verkehrsseminare für Kraftfahrer ab 60 Jahre. Mitte Mai könnte dann der Start des "Fahrschulinternates "DELUXIO" erfolgen.

Die Vorstellungen des Geschäftsmannes gehen über Schloss Wendgräben hinaus: Angedacht ist in etwa drei Jahren ein "Fahrsicherheitszentrum" mit viel Fahrsimulatortechnik für Lkw, Pkw und landwirtschaftliche Maschinen. Hierbei sei auch wieder der derzeitige Schloss-Eigentümer Manfred Müller von der Saarbrücker Munitor AG mit im Boot. Es gibt zwar schon Ideen, aber noch keinen festen Standort für dieses Fahrsicherheitszentrum.

Einbindung der Region

Bei all den Aktivitäten will der Investor die Infrastruktur und die Menschen der Region einbeziehen, das betreffe touristische und - wenn der eigene Platz nicht reicht - auch gastronomische Angebote, ebenso künftige Arbeitsplätze, sagt Linke. Auch dem "Freundeskreis Schloss Wendgräben" scheint er dessen Heimstatt weiter garantieren zu wollen. Auf die Frage, ob der Freundeskreis zu Pfingsten 2015 seinen Gottesdienst auf der Schlossterrasse feiern darf, sagt Max Linke: "Zu hundert Prozent ja."

Nicht nur das Schloss Wendgräben soll wachgeküsst werden, sondern auch der Park, der erst kürzlich Eingang in die "Gartenträume Sachsen-Anhalt" gefunden hatte. Max Linkes Geschäftspartner ist der Garten- und Landschaftsbauer Hans-Jörg Halbmeier aus Falkensee. Seit Kurzem hat er Zugriff auf das denkmalpflegerische Konzept, das seinerzeit die Adenauerstiftung in Auftrag gegeben hat. Das wolle man nun abarbeiten und umsetzen, in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Ulrike Bischoff, die das Konzept erarbeitet hatte. Ziel ist dabei die Wiederherstellung des Schlossparkes nach den Plänen von 1910. Dieses Vorhaben setzt aber auch voraus, dass einige als Wildwuchs gewachsene Bäume und Büsche bis Ende Februar 2015 gefällt werden.

Möckerns Stadtbürgermeister Frank von Holly räumt dem Konzept für Schloss Wendgräben durchaus Chancen ein, spricht aber auch von "bizarren Aspekten". Die Stadt werde das Vorhaben mit aller Kraft unterstützen.