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Nahverkehrsgesellschaft NJL Eltern beklagen überfüllte Schulbusse

Zu kleine und deshalb regelmäßig überfüllte Schulbusse beklagen derzeit
Eltern im Bereich Loburg. Die Nahverkehrsgesellschaft des Jerichower
Landes (NJL) nimmt die Vorwürfe eher gelassen.

Von Stephen Zechendorf 22.12.2014, 02:08

Loburg l Freitagmittag, 13 Uhr, an der Bushaltestelle am Loburger Markt: Gut 21 Kinder stehen an der Bordsteinkante und warten auf den Schulbus mit der Nummer 715. Was dann anrollt, ist ein silberner Mercedes-Sprinter. Die Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren drängeln sich zum Eingang des Fahrzeuges. Nicht jedes Kind bekommt einen Sitzplatz, die Türen schließen sich, der Bus fährt weiter zur Sekundarschule Loburg am Kalitzer Weg. Denn auch dort warten schließlich Schüler, die nach Hause wollen.

Die beschriebene Situation ist kein Ausnahmefall, sie ist Alltag und verschärft sich an Freitagen besonders, sagen Lehrer der Sekundarschule Loburg, die nach dem Sportunterricht dafür sorgen, dass die Kinder an der Bushaltestelle keinen Unsinn machen.

"Bereits mehrfach wurde auf die Missstände hingewiesen. Eine Besserung ist bisher nicht eingetreten", sagt Jens Haase aus Brietzke. Haase ist Mitglied im Schulelternrat, seine Tochter besucht selbst auch die Grundschule Loburg und ist auf den Schulbus angewiesen. Sein Vorwurf: "Das vom Landkreis Jerichower Land für den Schülerverkehr beauftragte Busunternehmen verstößt regelmäßig gegen die gesetzlichen Vorschriften und die eingegangenen vertraglichen Regelungen mit dem Landkreis Jerichower Land", schreibt Haase und erklärt weiter: "Das Busunternehmen setzt keinen geeigneten Bus zur Schülerbeförderung ein, sondern wider besseres Wissen immer einen Kleinbus. Obwohl nur Sitzplätze genutzt werden dürfen, wird der Bus von dem Busfahrer mit den Kindern regelrecht vollgestopft. Kinder werden auf den Sitzen gestapelt und drängen sich in den Gang, damit das Busunternehmen gegebenenfalls keinen ordnungsgemäßen und von der Größe her angemessenen Bus einsetzen muss."

Das Thema ist in der Loburger Grundschule offenbar nicht neu. Er habe von der Problematik gehört, sagt Loburgs Grundschulleiter Ulf Hentrich auf Volksstimme-Nachfrage. Seine Anrufe bei der Verkehrsgesellschaft hätten jedoch die Zusicherung ergeben, dass sich etwas ändern solle.

NJL: Nicht für alle Kinder ist ein Sitzplatz immer möglich

Zuständig für den Schülerverkehr ist der Landkreis Jerichower Land. Der verweist auf die Nahverkehrsgesellschaft NJL - eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Jerichower Landes.

Mit den Vorwürfen schriftlich konfrontiert, beruft sich die NJL-Sprecherin Elke Schlünz auf das Personenbeförderungsgesetz (PBefG): "Die Hauptform für den Schülerverkehr ist der öffentliche Linienverkehr nach § 42 des PBefG. Für die Schüler stehen damit für den Schulweg alle Fahrplanangebote des öffentlichen Personennahverkehrs zur Verfügung. Aus wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gründen ist es nicht immer möglich, die Fahrzeuge zur Schülerbeförderung zeitgerecht bezogen auf den Schulschluss bereitzustellen."

Laut Satzung für die Schülerbeförderung im Landkreis Jerichower Land seien für Schüler Stehplätze ebenso zumutbar wie Sitzplätze. "Leider kann nicht immer für jeden Schüler ein Sitzplatz zur Verfügung gestellt werden", schreibt Schlünz. Und weiter: "Als Planungsgrundlage für den im Linienverkehr integrierten Schülerverkehr stehen uns die von den Schulen gemeldeten Gesamtschülerzahlen zur Verfügung. Der NJL ist aber nicht bekannt, nach welcher Unterrichtsstunde, an welchen Wochentagen und aus welchen Wohnorten die Schüler Unterrichtsende haben."

In der für die Bemessung des Fahrzeugbedarfs bedeutsamsten Stunde des Schüler- und Berufsverkehrs gebe es "häufig eine Konzentration von Fahrgästen. Aber auch Kleinbusse sind teilweise berechtigt im Schülerverkehr im Einsatz", so die NJL-Sprecherin. Und sie schiebt nach: "Wieviel Fahrgäste in den einzelnen Bussen befördert werden dürfen, ist in der Fahrzeugzulassung festgeschrieben. Hat ein Bus seine Platzkapazitätsgrenze erreicht, ist der Fahrer berechtigt die Fahrgäste auf den nächsten Bus zu verweisen."

Polizeistreife sorgt für Leerung des vollen Busses

Berechtigt mag er dazu sein. Laut Beobachtungen von Eltern und Lehrern nehmen es die Fahrer da aber selten so genau. "Die Kleinbusse sind oft überfüllt", weiß ein Lehrer. Laut Augenzeugen verweist der Busfahrer die Kinder nur in besonderen Situationen des Busses. Jens Haase nennt so einen Fall: "Am 5. Dezember fuhr ein Streifenwagen an der Bushaltestelle am Markt an dem übervoll besetzen Kleinbus mit 16 Sitzplätzen vorbei. Der Busfahrer ließ, wohl auf Grund des Streifenwagens, alle Grundschüler, die keinen Sitzplatz hatten, wieder aussteigen und ließ sie dort stehen. An der zweiten Anfahrtstelle, der Sekundarschule in Loburg, wurden sodann von den dort wartenden Schülern ausschließlich zwei Schüler mitgenommen. Auch hier mussten die anderen Schulkinder an der Bushaltestelle bleiben."

Haase zufolge gab es mehrere Beschwerden an diesem Tag von betroffenen Eltern. "Leider wurde das Busunternehmen nicht erreicht, da dort offensichtlich schon Feierabend war und das Telefon auf die PNV umgestellt war", bemerkt der Elternvertreter.

Dazu schreibt die NJL-Sprecherin: "Konkret zu dem Vorfall hat uns das beauftragte Verkehrsunternehmen mitgeteilt, dass der Fahrer, da er seine Kapazitätsgrenze erreicht hatte, nicht alle Schüler befördern konnte und somit auf den nächsten Bus verwiesen hat."

Der kommt erst eine Stunde später. Die Kinder stehen dann in dieser Jahreszeit in der Kälte.

Die Verfahrensweise des Busunternehmers hält Haase für gesetzeswidrig, sie verstoße gegen den mit dem Landkreis Jerichower Land geschlossenen Vertrag: "Das Busunternehmen kann nicht darauf abstellen, dass überraschenderweise diese hohe Anzahl Kinder den Busverkehr um 13 Uhr nutzen wollte. An der Grundschule Loburg ist um 12.30 Uhr offizieller Unterrichtsschluss. Das heißt, dass sämtliche auswärtigen Kinder, außer die Kinder, die den Hort nutzen, regelmäßig um 13 Uhr den Bus nutzen."

Jens Haase merkt an, dass die Grundschule mehr als 500 Meter von der Bushaltestelle entfernt liegt: "Es besteht also auch kein Sichtkontakt zur Schule, so dass auch die Lehrer die Situation nicht erkennen und sich nicht um die Kinder kümmern konnten. Manche Eltern holen bereits aus Sorge um ihre Kinder diese nach der Schule persönlich ab, damit der Bus nicht benutzt werden muss."