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Gottesdienst am Holocaust-Gedenktag in der Burger St.-Petri-Kirche Was geschehen ist, darf nie mehr sein

Von Steffen Reichel 29.01.2015, 02:07

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hatten der Runde Tisch gegen Rechts und die Burger Kirchengemeinden Dienstagabend in die St.-Petri-Kirche eingeladen.

Burg l Die Initiatoren des Gedenkgottesdienstes und der Hausherr, der Pastor der reformierten Gemeinde, Jürgen van Wieren, konnten 40 Teilnehmer begrüßen, die 70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz der jüdischen, aber auch alle randeren Opfer der Nazi-Barbarei gedachten.

Dominik Patté zitierte eingangs den Auschwitz-Überlebenden Primo Levi: "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Es kann geschehen, überall." "Genau darum haben wir uns heute zu einem Gottesdienst versammelt. Wir möchten der Opfer gedenken und mahnen, dass nie mehr sein darf, was doch geschehen ist", so das Stadtratsmitglied. Ursula Patté, Fabian Borghardt, Kathrin Feineis, Peter Gümbel und Petra Schmidtkunz hatten Fürbitten, Psalmen, Gedichte und andere Texte vorbereitet, die zum Teil in Hebräisch verlesen wurden.

Nach der Predigt von Pastor van Wieren wurden auf dem Altar stehende Kerzen angezündet, die symbolisch für die Gruppen der Opfer standen: Juden, Sinti und Roma, Bibelforscher, Pazifisten, Kriegsdienstverweigerer sowie Deserteure, Kommunisten und Sozialdemokraten, Behinderte und Geisteskranke, Homosexuelle, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Widerstandskämpfer und alle, "die starben, als Wahnsinn die Welt regierte".

Anliegen des Gottesdienstes war es auch, Spenden für die Verlegung weiterer "Stolpersteine" in Burg zu sammeln. Solche wurden 2013 in der Kreisstadt bereits im Breiten Weg und in der Franzosenstraße verlegt. Die "Stolpersteine" erinnern an deportierte und ermordete jüdische Mitbürger, die in den Häusern wohnten, vor denen die Steine eingelassen werden. Die "Stolpersteine" werden seit 1997 europaweit von dem Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt.

Mit dem Geld, was am Dienstag im Anschluss an den Gedenkgottesdienst gespendet wurde, kann mindestens ein weiterer "Stolperstein" (die Kosten liegen pro Stück bei 120 Euro) in Burg verlegt werden. In diesem Jahr soll aber nicht nur ein weiterer "Stolperstein" verlegt werden, der Runde Tisch gegen Rechts lädt am Sonnabend, 7. März, 9 Uhr, die Öffentlichkeit zur Verlegung von ganzen sieben "Stolpersteinen" in die Brückenstraße ein, wo einstmals eine jüdische Familie wohnte.

Die Planungen des Runden Tischs gegen Rechts, die von der Stadt Burg unterstützt werden, sehen vor, in den nächsten Jahren weitere "Stolpersteine" zu verlegen, so dass weitere Spenden gebraucht werden. Über 30 Namen von deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürgern hat man bisher zusammengetragen.

Seit 1996 ist der 27. Januar der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus". 2005 erklärten die Vereinten Nationen diesen Tag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag.