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Uhrmachermeister Rolf-Rüdiger Ilse geht mit 76 Jahren in den Ruhestand Burger Traditionsgeschäft schließt

Von Steffen Reichel 08.04.2015, 03:18

Zum Monatsende schließt Rolf-Rüdiger Ilse das Uhren- und Schmuck-Geschäft am Burger Markt, das sein Großvater Oskar Ilse gegründet hatte und das mehr als 100 Jahre eine "feste Größe" in der Kreisstadt ist.

Burg l Als der Uhrmacher Oskar Ilse nach Burg kam, eine Reesenerin heiratete und 1910 sein Geschäft eröffnete, legte er den Grundstein für ein Familienunternehmen, das Enkel Rolf-Rüdiger Ilse (76) mehr als 50 Jahre führte. Seit langem gesundheitlich angeschlagen, will dieser nun am 30. April die Ladentür für immer absperren.

Der Betrieb war nach dem Tod des Großvaters 1947 nicht nahtlos auf den Enkel übergegangen. "Meine Großmutter Agnes hat das Geschäft bis 1959 geführt, bis ich dann soweit war", berichtet Rolf-Rüdiger Ilse, der in Magdeburg Uhrmacher gelernt hat und dort dann noch einige Jahre Geselle war.

"Am 1. Oktober 1959 habe ich das Geschäft in Burg mit der Auflage übernommen, bis 1. Dezember 1959 meine Meisterprüfung bestanden zu haben, was dann auch funktionierte", so Ilse weiter.

Als Meister hat Rolf-Rüdiger Ilse dann selbst Nachwuchs im Uhrmacher-Handwerk ausgebildet. Zu DDR-Zeiten hat das Geschäft mit angeschlossener Werkstatt, man war unter anderem Vertragswerkstatt für die drei großen Uhrenproduzenten in Ruhla, Glashütte und Weimar, bis zu sieben Leute ernährt: Neben Rolf-Rüdiger Ilse vier Gesellen in der Werkstatt und zwei Frauen im Laden, eine davon war Mutter Gertrud Ilse, die bis in die 1980er Jahre mitarbeitete.

Mit der Wende veränderten sich die Bedingungen für Rolf-Rüdiger Ilse grundlegend: Die Reparaturaufträge gingen rapide zurück, andererseits musste in neue Ausstattung und Ware investiert werden. Die letzten Jahre lebte Rolf-Rüdiger Ilse fast ausschließlich von Verkauf und Batteriewechsel, hatte nur noch eine Mitarbeiterin im Laden.

Doch erst als er alle Kredite zurückgezahlt hatte, konnte der Uhrmachermeister an den Ruhestand denken. Einen Nachfolger habe er nicht gefunden, so Ilse. Das Geschäft lohne sich einfach nicht mehr...

Bis zum 30. April soll die verbliebene Ware noch zum halben Preis verkauft werden. Dann wird Rolf-Rüdiger Ilse mit Hilfe von Verwandten, von denen er in diesen Tagen viel Unterstützung erhält, seine Koffer packen und in ein Seniorenheim in Kröpelin (Mecklenburg) umziehen. Dort, in der Nähe von Bad Doberan, wird er dann in der Nähe seiner Schwester wohnen. "Und bestimmt wird mir auch die Seeluft dort gut tun", führt Ilse als Pluspunkt für seinen neuen Wohnsitz ins Feld.

Und so verabschiedet sich Ilse nicht nur von seinen Kunden und dem Haus am Burger Markt, das verkauft werden soll, sondern auch von seinen Burger Feuerwehrkameraden und Schützenbrüdern, in deren Reihen er viele Jahre stand.