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Illegale Motocrossrennen gibt es im Jerichower Land nach wie vor / Polizei ist bei Aufklärung auf Zeugen angewiesen In der Fienerregion ist es ruhig geworden

Von Bettina Schütze 22.05.2015, 03:14

Illegale Motocrossrennen gehören im Jerichower Land zum Alltag. Besonders am Wochenende sind Cross- und auch Quadfahrer unterwegs. Einen Schwerpunktort gibt es aber nicht, sagt die Polizei.

Burg/Genthin l Ende März 2015 stoppte die Polizei nach Zeugenhinweisen ein illegales Motocrossrennen in einem Waldgebiet zwischen Reesen und der Mülldeponie. Polizeibeamte konnten in der Nähe des Abzweigs nach Brehm etwa zehn Personen und mehrere Crossmaschinen feststellen. Vor Ort waren mindestens drei Fahrer von Motocrossmaschinen im Alter von 17, 21 und 26 Jahren sowie die Organisatoren und Zuschauer. "Gegen einen der Fahrer wurde ein Verfahren eingeleitet. Wir haben den Vorfall an die Staatsanwaltschaft weiter gegeben", so Polizeioberkommissar Thomas Kriebitzsch vom Polizeirevier Jerichower Land in Burg. Das Problem Brehm sei bekannt, so der Polizeisprecher weiter. Es sei nicht ungewöhnlich, dass dort an den Wochenenden illegal gefahren wird.

Nicht immer kann die Polizei der Motocrossfahrer habhaft werden. In den Waldgebieten ist es für die Polizei schwer, ihnen zu folgen. Thomas Kriebitzsch: "In der Regel haben sie keine Straßenzulassung für ihre Maschinen. Und sie machen sich der Sachbeschädigung schuldig." Das Feld- und Forstordnungsgesetz (FFOG) des Landes Sachsen-Anhalt regelt im Paragraph 4 das Befahren von Waldwegen. Darin heißt es unter anderem: "Das Fahren in Feld und Wald mit Kraftfahrzeugen ist verboten. Ausgenommen sind Personen mit Einwilligung des Grundeigentümers oder des Nutzungsberechtigten, jedoch nicht zu motorsportlichen Zwecken." Jegliches Befahren außerhalb der Privatwege ist untersagt. Wer durch die Polizei erwischt wird, muss mit einem Strafverfahren rechnen. Wer vorsätzlich oder fahrlässig gegen das FFOG verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Diese kann mit einer Geldstrafe von bis zu 25 000 Euro geahndet werden.

Als Problem sieht es der Polizeisprecher an, dass sich geschädigte Grundstückseigentümer nicht bei der Polizei melden.

Polizei duldet kein wildes Fahren der Crosser

Anfang 2013 war die Volksstimme anonym darauf hingewiesen worden, dass wilde Motocross- und Quadfahrer in einem Waldgebiet in der Gemarkung Magdeburgerforth zwischen Wüstenjerichow, Drewitz und Schad`s Mühle ihr Unwesen treiben. In dem Waldstück (Landesforst und Privatwald) sind die Fahrspuren deutlich erkennbar. Hier gibt es mittlerweile einen regelrechten Parcours. Thomas Kriebitzsch: "Hier können wir noch keinen Erfolg bei unseren Ermittlungen vermelden."

Im April 2012 hatte es sich die Polizei zur Aufgabe gemacht, die illegalen Motocrossfahrer in der Fienerregion zu stoppen. So kündigte der damalige Leiter des Polizeireviers Jerichower Land, Polizeioberrat Dietmar Schellbach, an, dass "wir das wilde Fahren der Crosser durch Feld und Flur nicht dulden werden. Die Kontrollen werden deshalb verstärkt". Anlass war, dass mal wieder ein Landwirt Schaden erlitten hatte, weil ein Motocrossfahrer eine etwa 100 Meter lange Furche in eine frische Saat gezogen hatte.

Im Fienerbereich um Tucheim, Paplitz, Gladau und Dretzel sowie im Flämingbereich von Schopsdorf bis Theeßen waren die wilden Motocrossfahrer zu dieser Zeit besonders aktiv. Thomas Kriebitzsch: "In der Fienerregion haben in den letzten Jahren die illegalen Motocrossrennen nachgelassen. In der Kiesgrube bei Paplitz herrscht derzeit Ruhe."

Auch bei Gerwisch sind die illegalen Motocrossfahrer aktiv. Seit Jahren werden die Sandberge bei Gerwisch von Motocrossfahrern als illegale Strecke genutzt. Auch vor dem neuen Schüttdeich an der Muna machen sie keinen Halt. Die Motocrosser kommen aus dem Umflutgebiet oder aus Richtung Magdeburg. Auf Höhe der Kombüse unterm Leuchtturm benutzen sie den ländlichen Weg nach Lostau, um an ihr Ziel zu kommen. Vor allem an den Wochenenden sei die Gerwischer Quarzsanddüne beliebtes Ausflugsziel für Motocrossfahrer. Für einige Stunden sind sie im Gelände aktiv. Anschließend verschwinden sie wieder. Die Gemeinde Gerwisch baute darauf, mittels "natürlicher Hindernisse", durch die Anpflanzung von Sträuchern, Barrieren für die Motocrossfahrer zu errichten.

"Wir kennen die Zugangswege der Crossfahrer", sagte Thomas Kriebitzsch im Juni 2014. Mit einem Funkstreifenwagen sei es jedoch schwierig etwas auszurichten. Spätestens ab einem Poller oder in den Elbwiesen sei eine Verfolgung nicht mehr möglich.

Im vergangenen Jahr konnte die Polizei im Jerichower Land schon mehrere Erfolge gegen illegale Crossfahrer vorweisen. In Mützel zum Beispiel waren Ende April die Motorengeräusche mehrerer Crossmaschinen deutlich aus einem Waldstück zu vernehmen gewesen. Dem Streifenwagen der Polizei kam ein 19-Jähriger auf seinem Motorrad entgegen. Als er zu wenden versuchte, stürzte er, blieb aber unverletzt. Der junge Mann besaß keine Fahrerlaubnis.

Schon Ende Februar war die Polizei in Heyrothsberge gerufen worden, weil fünf Fahrer mit ihren Crossmaschinen über die Elbwiesen fuhren. Zwar trafen die Beamten vor Ort keine Motocrosser mehr an, aber auf der Rückfahrt entdeckten sie die Gruppe an der Gerwischer Tankstelle. Allen Motorrädern fehlten Kennzeichentafeln und Pflichtversicherung.

Derzeit einige Aktivitäten im Altkreis Burg

Derzeit, so Thomas Kriebitzsch, gibt es Aktivitäten auf dem alten Schießplatz bei Möser, im Wald bei Körbelitz, bei Gerwisch, bei Drewitz und in einer Kiesgrube bei Hohenziatz. In diesem Jahr wurden KTM-Cross-Fahrer bei Wörmlitz sowie bei Schartau gestellt.

Die Polizei wird auch in Zukunft ein wachsames Auge auf illegale Cross- und Quadfahrer werfen. "Erwägt wird, auch mal einen Hubschrauber einzusetzen", so Thomas Kriebitzsch und appelliert an die Bürger, illegale Crossfahrer der Polizei zu melden. "Wenn wir keine Kenntnis davon haben, können wir auch nicht handeln."