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Betrugsmasche im Jerichower Land Kriminelle nutzen Briefkästen

Mit einer relativ neuen Art des Warenkreditbetruges ist die Polizei im Jerichower Land konfrontiert. Kriminelle nutzen nicht vergebene Briefkästen an Mehrfamilienhäusern, um sich online hochwertige Handys zu bestellen. Später werden diese mit einem gefälschten Ausweis abgeholt. Zahlungsforderungen laufen ins Leere. Die Polizei ist nahezu machtlos.

Von Tobias Dachenhausen 09.06.2015, 03:20

Heyrothsberge/Genthin/Burg l Die Täter suchen sich ein Mehrfamilienhaus, in dem viele Mieter wohnen. Erkundschaften, welche Wohnungen unbewohnt, welcher Briefkasten ungenutzt ist. Dann kleben sie ein Namensschild auf Klingel und Briefkasten. Der Paketzusteller wird bei Lieferung in der angegebenen Wohnung niemanden antreffen und hinterlässt eine Benachrichtigungskarte. Diese wird dann zeitnah von den Kriminellen abgeholt und mit einem gefälschten Ausweis das Paket erlangt.

Dabei entsteht ein Schaden von mehreren tausend Euro. In diesem Jahr gab es bereits fünf Fälle im Jerichower Land. "Und das sind die, die angezeigt wurden. Es ist eine relative neue Betrugsmasche. Eine Dunkelziffer ist hier nicht unwahrscheinlich", sagt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch.

Die Polizei ist bei diesen Vorfällen auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. So geschehen bei einem aktuellen Fall aus Genthin. Am 18. Mai wurde die Polizei in der Mützelstraße über eine vermutliche Paketzustellung an die gefälschte Adresse informiert. An Briefkasten und Klingelschild einer leerstehenden Wohnung wurde der Name "Heinemann" angebracht. Die Abholkarten wurden in den entsprechenden Briefkasten geworfen.

Klingelschild frisch überklebt

Einen Tag später wollte ein 24-Jähriger mit diesen Karten die Pakete abholen und konnte von der Polizei gestellt werden. "Wenn die Bewohner merken, dass ein Klingelschild frisch überklebt wurde, ist eine Nachfrage beim Vermieter die erste Möglichkeit. Auch ein Anruf bei der Polizei schadet nicht. Wir sind auf Informationen angewiesen", betont Kriebitzsch.

Eine Woche zuvor ein ähnlicher Vorfall in Heyrothsberge: Anwohner eines Mehrfamilienhauses in der Berliner Straße stellten am 11. Mai fest, dass an einem nicht vergebenen Briefkasten und am dazugehörigen Klingelschild plötzlich der Name Franz Bergmann angebracht war. Mehrere Paketbenachrichtigungen und ein Brief mit einer SIM-Karte lagen darin. Nach Rücksprache mit dem Vermieter, stand auch hier fest, dass die Wohnung nicht vermietet und der Name auch nicht bekannt sei.

Am Nachmittag des gleichen Tages wurde die Polizei darüber informiert, dass ein unbekannter Mann den Briefkasten leerte. Auf einem Supermarkt-Parkplatz in der Nähe wurden vier Männer zwischen 20 und 32 Jahren angetroffen. In ihrem Auto wurden zwei neue, hochwertige Mobiltelefone aufgefunden. Die dringend Tatverdächtigen müssen sich im Zuge eines Ermittlungsverfahrens wegen Warenkreditbetruges verantworten.

Deutsche Post sensibilisiert Mitarbeiter

Der Polizeisprecher warnt vor allem davor, Pakete von Menschen anzunehmen, die einem fremd sind. "Wenn ich den Namen in meinem Hauseingang noch nie gehört habe, sollte ich vorsichtig sein. Denn es bekommt immer der im Nachgang eine Mahnung, der für das Paket unterschrieben hat", erklärt Kriebitzsch. Eine weitere Methode, die es den kriminellen unnötig leicht macht, ist das Verwenden des QR-Codes an einer Packstation. "So kommen die Täter an das Paket, ohne einen Ausweis zu zeigen", sagt der Pressesprecher.

Leider hätten derartige Betrugsstrafen in den vergangenen Jahren in der gesamten Branche insgesamt zugenommen, so Anne Blenn von der Deutschen Post ohne genaue Zahlen nennen zu können. "Unsere Zusteller achten natürlich generell darauf, dass alle Pakete den richtigen Adressaten erreichen, das heißt eine Auslieferung geschieht nur an den Adressaten selbst oder an bekannte Ersatzempfänger", so die Mitarbeiterin der Pressestelle.

Sei ein Adressat einem Zusteller nicht bekannt, sei er angewiesen, sich ein Ausweisdokument zeigen zu lassen. "Unsere Mitarbeiter werden geschult und sensibilisiert, soweit möglich auf Besonderheiten zu achten und im Zweifelsfall den Vorgesetzten beziehungsweise unseren Bereich Konzernsicherheit zu informieren", erklärt Blenn. Leider jedoch könne sich die Post auch als Konzern nicht grundsätzlich vor Internetbetrügern schützen. "Wir können unsere Mitarbeiter zu Wachsamkeit aufrufen, unsere Kunden informieren und uns um Aufklärung bemühen, wenn solche Betrugsversuche offenbar werden", erklärt sie.