1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. "Mad Cop" Andy Seery nimmt im Krankenbett an Benefiz-Lauf teil

Möckern ist Station auf Abschiedstour "Mad Cop" Andy Seery nimmt im Krankenbett an Benefiz-Lauf teil

Seit fünf Jahren erhält die Einheitsgemeinde Möckern einmal im Jahr Besuch von einem ganz besonderen Durchreisenden. Der britische Polizist Andy Seery macht in der Ehlestadt jedesmal Station, wenn er für einen guten Zweck von England bis nach Polen läuft, rollt, rudert oder zieht.

Von Stephen Zechendorf 12.06.2015, 03:15

Möckern l Diesmal kam er in einem Krankenbett mit Pedalantrieb. Ein Tropf und ein daran angeschlossener Teddybär machen klar, dass auch dieser Trip nicht halb so witzig ist, wie er auf den ersten Blick vielleicht aussehen mag: Andy Seery sammelt Spendengelder für sterbenskranke Kinder in einem Krankenhaus in Birmingham und hilfsbedürftige Soldaten. Er rasselt aber nicht mit der Spendenbüchse. Finanzkräftige Sponsoren haben längst ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Auf dem rollenden Bett prangen die Werbelogos mehrerer Finanziers dieser Benefizläufe von Andy Seery.

Gestartet ist der 47-Jährige am 8. Mai, in gut zwei Wochen will er sein Ziel im polnischen roda Wielkopolska erreichen. Täglich legt der Mann mit seinem rollenden Bett 40 bis 100 Kilometer zurück.

Erstmals im Jahr 2010 durchquerte Andy Seery das Jerichower Land, damals noch in gelbem Vogelkostüm mit britischem Bobby-Helm und einen Fahrradanhänger hinter sich herziehend. Ein Jahr später kam der Brite dann im leidlich straßentauglichen Ruder/-Segelboot mit Pedalantrieb. Als jeder glaubte, dies sei nicht mehr zu toppen, erschien der als "Mad Cop" bereits international bekannte Constable der Londoner Metropolitan Police ein Jahr darauf als Ritter - in echter Rüstung, ein schweres Schaukelpferd hinter sich her zerrend.

Er läuft für Soldaten, Jockeys und kranke Kinder

Jedes Mal unterstützte Andy Seery damit eine andere wohltätige Hilfsorganisation, und jedes Mal gab es andere Probleme mit der Technik oder dem eigenen Körper. Im ersten Jahr lief der eigentlich erklärtermaßen unpolitische Brite für die Vereinigung "Help for Heroes", die sich für im Afghanistan-Krieg verwundete und traumatisierte britische Soldaten einsetzt - und machte selbst dann nicht Halt, als seine Füße durch die Dauerbelastung (jeden Tag ein Marathon) angebrochen waren.

Im zweiten Jahr machte ständig die Achse des angefertigten Ruder-Radelbootes schlapp. Im Jahr 2012 ritt und riss Andy Seery in voller (40 Kilogramm schwerer) Prinz-Eisenherz-Montur ein massives Eichenholzschaukelpferd aus britischer Edelmanufaktur durchs Land, das sich als äußerst störrisch und mit 140 Kilo auch wenig Fläming-tauglich erwies. Da hatte Andy sein Benefiz-Paket bereits um Hilfsinstitutionen für verletzte Jockeys, fu¨r Kinder aus Tschernobyl und todgeweihte Kinder, denen eine Organisation Herzenswu¨nsche erfu¨llt, erweitert. Auch mit dem rollenden Krankenhausbett will er nun wieder schwerstkranken Kindern helfen.

Von gravierenden Problemen blieb der großherzige Brite in seiner diesjährigen Aktion namens "Chasing Dreams" bislang weitgehend verschont - abgesehen von einer Muskelentzündung in den Beinen, die ihm einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt bescherte.

Mussten im Jahr der Strampelbootsreise noch die Möckeraner Metallbauer der Firma Degener kräftig an der lädierten Achse schrauben, galt es am zurückliegenden Dienstag lediglich, bei dem Loburger Fahrradhändler Bernhard Stöhr einen Reservesatz Bremsbacken zu besorgen. Der Loburger Drahtesel-Experte zeigte sich freilich mächtig beeindruckt von der Klinikbett-Sonderanfertigung "made in Britain".

Benefiz-Läufe als Dank für die eigene Rettung

Seine Benefiz-Läufe startete Andy Seery, nachdem er bei einem Unfall schwer verletzt wurde. Es drohte eine lebenslange Lähmung des Unterkörpers. "Mehrere Ärzte konnten nichts tun, erst in einem Militärkrankenhaus konnte mir geholfen werden. Hier lernte ich das Leid der Afghanistan-Veteranen kennen. Als Dank möchte ich nun helfen", erklärte Andy Seery sein Engagement zu Beginn der "Mad Cop"-Läufe. Seine Extrem-Touren führen ihn stets ins polnische roda Wielkopolska. Weil er in diesem Jahr von Mittelengland gestartet ist, verlängert sich seine Reiseroute auf etwa 2500 Kilometer.

Diesmal soll es die letzte Reise gewesen sein, da ist sich der 47-jährige Engländer sicher. Na gut, er hat so etwas auch schon im Jahr 2012 gesagt. Aber der Körper macht solche Torturen nicht mehr klaglos mit. Deswegen hat er in den vergangenen zwei Jahren auch aussetzen müssen. Außerdem ärgert ihn, dass sich das mediale Interesse immer mehr auf seine Person richtet, anstatt auf die gute Sache, für die er doch eigentlich läuft. "Ich bin persönlich eher zurückhaltend und nicht halb so verrückt, wie es der ,Mad Cop` zu sein scheint", sagt Seery, während er sich im Loburger Barby-Café bei Kaffee und Käsekuchen stärkt.

Außerdem warten zuhause Frau und Kinder. Und denen gefällt es gar nicht, dass Andy Seery gerne mal unter freiem Sternenhimmel am Waldrand übernachtet, gerade hier im Fläming, wo Wölfe längst keine Seltenheit mehr sind. "Ich werde auf einem Hochsitz übernachten", verspricht er seinen besorgten "Followern" auf seinem "facebook"-Account.

Freunde in Deutschland werden wieder besucht

Aber ob das nun wirklich bequemer ist, als sein Schlafmobil, das er mit sich führt? Vielleicht schon, denn das mobile Krankenbett hat durchaus seine Tücken. Oder besser: Seine Lücken, nämlich dort, wo Seery im Strampelbetrieb seine Beine ins Pedalwerk streckt. Und auch das Lenkgestänge ist dem "Bettgefährten" im Schlafmodus ziemlich im Weg.

In Möckern kann sich Andy Seery bei seinen Zwischenstopps eines festen Daches über dem Kopf sicher sein. Überhaupt: in mehreren Orten Deutschlands hat der hellblonde Brite bei seinen zurückliegenden Benefiz-Läufen und -Fahrten inzwischen echte Freunde gefunden, so auch im nordrhein-westfälischen Wanne-Eickel oder im brandenburgischen Christinendorf.

Der eigentlich gar nicht so verrückte Polizist will deswegen wiederkommen, nach Deutschland und auch nach Möckern. Aber dann mit einem ganz normalen Auto.

www.madcop.org

twitter @madcop2015

Facebook @ Mad Cop 4 "Chasing Dreams"