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Schloss Wendgräben Zukunft wieder ungewiss?

Im Schloss Wendgräben ruhen derzeit Hotellerie und Gastronomie. Nutzer Max Linke hält dennoch an sein Konzept als Bildungsstätte fest.

Von Stephen Zechendorf 28.07.2015, 17:12

Wendgräben l "Ich möchte das Schloss Wendgräben zu einem beliebten und belebten Haus für die Öffentlichkeit machen", erklärte Max Linke am Montag im Volksstimme-Gespräch. Linke räumte ein, dass es Schwierigkeiten gäbe, allen derzeit bestehenden finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber Dienstleistern und Personal nachzukommen. Mitarbeiter der Gastronomie im Schloss hatten deswegen zuletzt sogar einen Insolvenzantrag gestellt.

Gastro-Personal stellt Insolvenzantrag

Max Linke ist sich jedoch sicher, dass dieser Insolvenzantrag noch Anfang August abgewehrt werden kann: "Derzeit laufen die Verhandlungen mit wichtigen Vertragspartnern erfolgreich an. Dann kann mit dem eigentlichen Konzept für das Schloss begonnen werden." Linke meint damit die Umsetzung des angekündigten Projektes der Apollona GmbH, bei dem bundesweit mehrtägige Seminare in Schloss Wendgräben angeboten werden, in denen Senioren ihre Fahrtüchtigkeit zertifizieren können.

Das Unternehmen "Apollona" setzt dabei auf Überlegungen der Europäischen Union, nach denen Senioren über 65 Jahre möglicherweise künftig einen Nachweis erbringen müssen, dass sie auch im Alter ein Kraftfahrzeug bewegen können. Neben der Nutzung des Schlosses mit seinen etwa 40 Betten als Schulungszentrum sowie dem möglichen Neubau eines zusätzlichen Bettenhauses gleich nebenan sieht das Apollona-Projekt mittelfristig auch den Betrieb eines Fahrsimulatorzentrums in der Nähe von Möckern vor.

Die Vermarktung dieser Seminare für Senioren ab 65 Jahre soll vorrangig über Apotheken in der ganzen Bundesrepublik Deutschland erfolgen. Max Linke verweist hier auf erste Vertragsabschlüsse.

Gastronomie ab September

Dass diese Verträge erst jetzt getätigt werden konnten, liegt laut Geschäftsmann Linke daran, dass er sich zuletzt in hohem Maße um den Gastro-Bereich habe kümmern müssen, der doch eigentlich selbstständig von Geschäftspartnern aus der Gastro-Branche geführt werden sollte.

Doch nachdem der zuerst mit der Gastronomie betraute Sternekoch Achim Althoff vor einiger Zeit das Handtuch geworfen hätte, habe Max Linke zunächst versucht, die Gastronomie mit dem verbliebenen Personal weiterzubetreiben. Seit wenigen Wochen ruht das Tagesgeschäft in Hotel und Restaurant jedoch. Ein Großteil der Mitarbeiter soll sich Ende Juni wieder beim Arbeitsamt angemeldet haben.

Deswegen soll im Schloss Wendgräben noch vor Ende dieses Sommers die Gastronomie und Hotellerie auf komplett neue Beine gestellt werden. Mit einem neuen Team und einem vom Apollona-Konzept unabhängig wirtschaftendem Gastronomen soll das Haus möglicherweise ab September wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, gab sich Max Linke vorgestern optimistisch. Er setze dabei auf neue, kompetente Partner aus der Region.

Es sei sehr schmerzlich, dass wegen weggebrochener Kreditzusagen und falscher Kalkulationen im Bereich der Hotel-Gastronomie die derzeitige Situation eingetreten sei, so Max Linke.

Hochzeiten im Schloss

Max Linke hatte die Immobilie am 1. Januar 2015 übernommen und im Frühjahr eröffnet. Vorangegangen war der Auszug der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die sich zugunsten des Neubaus einer Zentrale in Berlin von gleich drei Bildungszentren getrennt hatte (siehe Infokasten). Laut Max Linke besteht für das Schloss ein Pachtkauf-Vertrag mit Manfred Müller, dem Eigner der Munitor AG, die die drei Stiftungsimmobilien vor über einem Jahr von der KAS erworben hatte.

Angeku?ndigt hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung bereits im November des Jahres 2011, dass sie sich aus Kostengru?nden von ihren drei Groß-Immobilien Schloss Eichholz und St. Augustin (beide Rheinland) und Schloss Wendgräben trennen wolle. Perfekt wurde der Vertrag mit der in Saarbrücken ansässigen Munitor AG im Dezember 2013.

Pro Jahr besuchten etwa 10 000 Teilnehmer die rund 100 von der Stiftung angebotenen Seminare im Schloss. Jährlich nächtigten hier etwa 11 000 Gäste. Auch als Ausflugsziel ist das Schloss in der Region äußerst beliebt. Die Stadt Möckern unterhält hier eine Außenstelle ihres Standesamtes. Zwischen 30 und 60 Hochzeiten wurden hier pro Jahr gefeiert.

Die Stadtverwaltung Möckern nimmt derzeit keine Trauungen für Wendgräben an, sagte Möckerns Stadtbürgermeister Frank von Holly. Man beobachte aber die Situation in Wendgräben und hoffe auf eine auch zukünftig öffentliche Nutzung des Hauses, bei der dann auch Trauungen wieder im Schloss stattfinden können.