1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Applaus für britische Musiker

Kloster Jerichow Applaus für britische Musiker

Einzigartig in der Konzert-Historie der Jerichower Klosterkirche war der Auftritt des Manchester University Symphonie Orchestra am Sonnabend, 1. August.

Von Sigrun Tausche 02.08.2015, 15:31

Jerichow l Fast die gesamte Mitte des Kirchenschiffs war für das Orchester reserviert, ringsum standen die Stühle für die Zuhörer. Etwa 300 waren gekommen - aus Jerichow, aus vielen weiteren Orten des Jerichower Landes sowie angrenzenden Gemeinden und von weiter her: Ein Ehepaar aus Freiberg zum Beispiel, das auf Buga-Tour war und zufällig von dem Konzert erfuhr. Die Beiden konnten gar nicht aufhören zu schwärmen und waren überglücklich, dieses Konzert miterlebt zu haben - so wie wohl jeder aus dem Publikum, das den jungen Musikern mit Standing Ovations dankte.

Das Programm war vorher nicht verraten worden. "Auch wir kennen es nicht", sagte Jan Wißgott, Leiter der Stiftungsverwaltung Kloster Jerichow. "Es soll eine Überraschung sein." Das wurde es auch, denn die jungen Leute boten ein ausgesprochen vielseitiges Programm.

Es begann mit der "Akademischen Festouvertüre" von Johannes Brahms mit dem berühmten Finale nach der Melodie des Studentenlieds "Gaudeamus igitur". Dieses erste Werk wurde von Elisabeth Slorach dirigiert, die ihr Studium an der Manchester University gerade beendet hat und ein Meisterstudium als Dirigentin aufnehmen möchte. Dies und weiteres verriet im Gespräch nach dem Konzert Joseph Lenehan, der im Orchester Bratsche spielt und bei der Moderation von Dirigent Mark Heron gedolmetscht hatte. Joseph Lenehan ist irischer und deutscher Abstammung, wurde in Deutschland geboren, wuchs aber in England auf - zweisprachig, wovon das Orchester nun auch profitiert, indem es einen tollen Dolmetscher bei seinen Konzertreisen hierher hat.

Mark Heron ist der Stamm-Dirigent des Orchesters und übernahm ab dem zweiten Werk den Taktstock. Mit ihm kam Timothy Edlan nach vorn. Wohl keiner unter den Zuhörern war darauf vorbereitet, was dieser junge, schlanke Mann nun geboten hat: Mit einem vollen, wohlklingenden Bass sang er den Liederzyklus "Lieder und Tänze des Todes" von Modest Mussorgski. Dieser Zyklus, ursprünglich für Gesang und Klavierbegleitung geschrieben, wurde von Dmitri Schostakowitsch für Bass und Orchester instrumentiert.

Meisterstudium folgt

Timothy Edlan hat sein Studium an der Manchester University ebenfalls abgeschlossen und beginnt nun ein Meisterstudium an der Royal Academy of Music in London.

Nach einer kleinen Pause ging es musikalisch nach Frankreich: "Boléro" von Maurice Ravel erklang. Wohl selten hatte ein Publikum die Möglichkeit, dieses beliebte Werk so intensiv zu erleben. Nicht nur die Nähe des Publikums zu den Künstlern spielte dabei eine Rolle, sondern bei diesem Stück ganz besonders, dass durch die besondere Anordnung des Orchesters in der Mitte der Kirche die mit jeder Variation wechselnde Instrumentierung noch eindrucksvoller wahrgenommen werden konnte. Es war zudem zu spüren, wie auch den Musikern und dem Dirigenten das Spiel dieses Werks richtig Spaß machte.

Humorvoll anmoderiert hat Mark Heron dann auch das zunächst letzte Stück: Die Enigma-Variationen von Edward Elgar. Mit den 14 Variationen beschreibt Elgar verschiedene Personen aus seiner Familie und seinem Umfeld. Er wurde mit diesem Werk international bekannt, und einige dieser Melodien tauchen auch immer mal wieder in Filmmusiken auf. Auch dieses Werk ist unter anderem in der Instrumentierung sehr vielseitig und bot damit jedem der jungen Musiker wie schon der "Boléro" die Möglichkeit, sich besonders zu präsentieren.

Endlich im Heimatland des Orchesters (musikalisch) angekommen, durfte als Zugabe eines der bekanntesten Werke Elgars nicht fehlen, das mit viel Frische und Freude als Zugabe gespielt wurde: Der Marsch Nummer 1 aus "Pomp and Circumstance" von Edward Elgar mit der berühmten Melodie "Land of Hope and Glory", einer der Hymnen Englands. Das Gänsehautgefühl wurde in einer zweiten Zugabe von Heiterkeit abgelöst, denn mit "Berliner Luft" verabschiedete sich das Orchester endgültig, und hier wurde natürlich kräftig mitgeklatscht.