1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. "Wer das genehmigt, hat ein gespaltenes Verhältnis zur Natur"

EIL

Lesermeinungen zu geplanten Baumfällungen in der Burger Koloniestraße: "Wer das genehmigt, hat ein gespaltenes Verhältnis zur Natur"

26.02.2011, 04:27

#NULL#"Was halten Sie von den Plänen des Landkreises, 20 Bäume in der Burger Koloniestraße fällen zu lassen?", fragte die Volksstimme am Donnerstag ihre Leser. Ergebnis: Die große Mehrheit der Anrufer und Email-Schreiber fordert von den Verantwortlichen einen sensibleren Umgang mit alten Bäumen im Jerichower Land.

Burg (re). Als Kleingärtner, der "etliche Anträge" schreiben müsse, wenn er einen alten Apfelbaum fällen will, versteht es Volksstimme-Leser Horst Gregor aus Burg nicht, dass, wenn es dabei bleibt, bald 20 ausgewachsene Alleebäume in der Koloniestraße gefällt werden - ohne dass eine tatsächliche Notwendigkeit bestehen würde. "Aber das ist in unserer Gegend ja nichts Neues: In Genthin wurden vor Jahren alle alten Bäume auf dem Marktplatz gefällt, in Gerwisch unlängst alle Bäume links und rechts der Ortsdurchfahrt. Auch an der Niegripper Chaussee in Burg und jetzt aktuell die Pappeln im Fiener", zählt Horst Gregor auf. "Wenn jetzt auch noch die schöne Allee in der Kolonie verschandelt werden soll, ist man sprachlos", so der Burger, der fragt, warum man Bäume nicht pflegen und erhalten kann.

Regina Müller wohnt in Genthin, stammt aber aus Burg. Sie findet die Baumallee in der Koloniestraße "romantisch" und diese Straße sei eine von wenigen Alleen, die es in dieser Form noch gibt. Deshalb sollten die Bäume unbedingt vollständig erhalten bleiben. "Wenn tatsächlich Gefahr von einzelnen Bäumen ausgeht, muss dieser Baum natürlich gefällt werden - aber nicht 20 auf einmal, sozusagen auf blauen Dunst."

"Ich bin gegen Fällung jeglicher Bäume", sagte Barbara Scheppe aus Burg. "Es gibt doch Baumdoktoren, die die Bäume retten können. Außerdem sind die Bäume, die die Allee säumen, ein herrlicher Anblick."

"Bäume, von denen Gefahr ausgeht, sollten gefällt werden, denn einen Baum kann man ersetzen, aber ein Menschenleben nicht", argumentiert Annett Juska aus Burg. Sie ist Anwohnerin der Parchauer Chaussee. "Direkt vor unserer Haustür befindet sich eine Stieleiche, die eine Fäulniskrankheit aufweist. Ich rief bei der Stadt vor etwa einem Jahr an, dass dieser Baum eine Gefährdung darstellt. Da der Baum einen Hang zur Straße hat, ist es unverantwortlich zu warten, bis dieser kranke Baum sich eines Tages selbstständig macht und unschuldige Leute mit in den Tot reißt", so Annett Juska.

"Die Verantwortlichen, die so etwas genehmigen, müssen überhaupt kein oder ein gespaltenes Verhältnis zur Natur haben", meint Rosemarie Freye aus Burg. "In den letzten Jahren war es immer wieder zu beobachten, wie schnell Bäume verschwunden sind, deren Zustand nichts Bedrohliches hatte, die gesund und kräftig waren. Und wie schnell wurden dafür Genehmigungen zum Fällen erteilt." Liegt es nun an der falschen Entscheidungsfindung oder ganz einfach an den Kosten Bäume zu erhalten?, fragt Rosemarie Freye und antwortet selbst: "Es ist natürlich wesentlich einfacher und billiger abzuholzen, anstatt die Bäume regelmäßig zu kürzen, zu beschneiden und zu pflegen."

"In unserem Landkreis passiert es leider öfter, dass Bäume - und zwar große, ortsbildprägende und augenscheinlich auch noch stabile - schnell und ohne großes Aufsehen verschwinden. Besonders denke ich da an Gerwisch und jetzt zuletzt an Zeppernick", so Andreas Holtz aus Gommern. Als Mitglied von zwei Gemeindekirchenräten trage er Mitverantwortung für Bäume auf Friedhöfen und Pfarrgrundstücken. "Um ,Gefahr für den Straßenverkehr und auch für die Bürger\' abzuwenden, lassen wir doch nicht einfach Bäume fällen, sondern lassen sie ausschneiden. Das freilich ist wesentlich kostspieliger als eine schnelle Fällaktion", so Holtz.

Er kann sich das fast plötzliche Verschwinden von Bäumen nur damit erklären, dass die Verantwortlichen sparen wollen. "Aber das tun sie dann auf Kosten einer gesunden Umwelt und einer über viele Jahrzehnte gewachsenen Lebensqualität. Warum wird hier die ,Gefahr (...) für die Bürger\' als Beweggrund angegeben, wo sie doch an anderer Stelle in hohem Maße außer Acht gelassen wurde? Die Vermengung von gefährlichem Abfall mit Bauschutt und die Verfüllung der Tongruben in unserem Landkreis damit kann doch nicht an zuständigen Verantwortungsträgern im Landkreis vorbei geschehen sein. Eine Jahrzehnte anhaltende große Gefahr ist hier entstanden für Hunderte von Bürgern. Mögen diese beiden Probleme auch nicht direkt in Verbindung stehen, so zeigen beide aber an, dass - wo auch immer - aber in unserer unmittelbaren Lebenswelt ein Ungeist sich durchsetzen kann, der auf keinen Fall die Mitbürger und ihr Wohl im Blick hat", so Andreas Holtz.