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530 Pappeln sollen dem Großtrappenschutz geopfert werden Heftiger Behörden-Streit wegen Baum-Fällungen im Fiener

Von Falk Heidel 05.03.2011, 05:25

Was die eine Seite als "riesen Sauerei" bezeichnet, geht an anderer Stelle als "Umweltschutz-Projekt" durch: Die Fällung von 530 Pappeln im Fiener sorgt für heiße Diskussionen bei den Menschen in den benachbarten Dörfern. Das umstrittene Projekt ist mittlerweile Anlass eines Streits unter mehreren Behörden.

Tucheim/Paplitz. Der Großtrappen-Förderverein aus Brandenburg ist Antragsteller einer Maßnahme, zu der die kritisierte Baumfällung gehört. In mehreren Etappen sollen 530 Bäume fallen. "240 Exemplare sind bereits gefällt worden. Bei günstigeren Wetterverhältnissen wären es mehr", sagte Fördervereins-Geschäftsführerin Astrid Sutor zur Volksstimme. In das Gesamtprojekt fließen 150 000 Euro Fördergeld des Landes und der EU.

Die Fällungen genehmigt hat die Stadt Genthin. Die Kommune ist zu 98 Prozent Eigentümerin der betroffenen landwirtschaftlichen Flächen im Fiener. Zu den größten Kritikern dieser Maßnahme gehört der Tucheimer Landwirt Helmer Rawolle: "Man kann nur staunen, wie mal eben mehr als 500 Bäume umfallen, ohne Ersatzpflanzungen, ohne, dass mit den Beteiligten darüber gesprochen worden ist."

Im Umweltausschuss des Kreistages kürzlich in Burg kritisierte Edmund Herrmann als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes die längst begonnene Baumfällung: "Der Schaden für die Landwirtschaft ist enorm. Immerhin reden wir beim Fiener-Bruch von einem Wind-Erosionsgebiet."

Helmer Rawolle sagt: "Es handelt sich zum größten Teil um kerngesunde Bäume. Vor 20 Jahren gab es mehr Pappeln und mehr Trappen, ohne dass Millionen Euro in solche Projekte geflossen sind." Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft rechnet vor: "Bei zehn vorhandenen Trappen fallen 50 Bäume pro Tier. Da stimmen doch die Relationen nicht."

Offensichtlich setzte bei den Behörden in den vergangenen Wochen ein Umdenken ein. Die Stadt Genthin stoppte als Genehmigungsinstanz die Fällmaßnahme in der vergangenen Woche. Allerdings macht diese Aktion nicht wirklich Sinn: Ab 1. März dürfen nämlich generell keine Bäume mehr gefällt werden.

Unterdessen schieben sich die beteiligten Behörden gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Der Landkreis kritisierte den Oberen Naturschutz des Landesverwaltungsamts, der ja schließlich diese Maßnahme genehmigt habe. Kreisvorstand Bernd Girke: "Es ist schwer zu verstehen, warum einzelne Baumgruppen die Trappen stören sollen. Wir werden vom Landesverwaltungsamt eine Prüfung fordern und Ersatzpflanzungen anregen."

"Der Landkreis wusste jederzeit Bescheid"

Darüber wundert sich Denise Vopel vom Landesverwaltungsamt: "Der Landkreis war jederzeit eingeweiht. Zudem hat der Kreis der Baumfäll-Genehmigung durch die Stadt mündlich zugestimmt." Vopel zufolge soll es jetzt Gespräche über mögliche Ersatzpflanzungen geben: "Diese Forderungen sind nicht unberechtigt."

Auch Astrid Sutor vom Trappen-Förderverein bestätigt, dass "der Landkreis jederzeit Bescheid wusste. Das gilt auch für sämtliche landwirtschaftliche Unternehmen. Jedoch sind wir jederzeit offen für Gespräche zu Ersatzflanzungen, die vereinzelt in den Randgebieten vorgenommen werden könnten." Die aktuellen Baumfällungen begründet Sutor so: "Die langen Pappelreihen zerschneiden den Lebensraum der Trappen. Zudem handelt es sich größtenteils ohnehin um überalterte Bäume." Sie bezifferte die Anzahl der streng geschützten Trappen auf 15 bis 20 Exemplare im Fiener.

Helmer Rawolle vermutet indes den Seeadler als eine der Ursachen für die Baumfällung: "Es stimmt aber nicht, dass der Raubvogel die Bäume als Ansitz nutzt, um Trappenküken zu schlagen." Dazu Astrid Sutor: "Im Bereich eines Areals bei Paplitz ist dies tatsächlich ein Problem."

Kritik geübt hat auch Landrat Lothar Finzelberg, der die Gesamtmaßnahme als "nicht angemessen und konzeptlos" bezeichnete: "Ich habe Verständnis für die Empörung und könnte durchaus verstehen, wenn die Pächter rechtliche Schritte einleiten."

Für die bereits gefällten Bäume kommen jedoch sämtliche Maßnahmen zu spät.