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Literarische Veranstaltung erinnerte an den Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis am 10. Mai 1933 Autoren würdigen Otto Bernhard Wendler

Von Roland Stauf 14.05.2011, 06:25

Niegripp. Mit einem "Literarischen Menü" in der Gaststätte "Freundschaft" in Niegripp erinnerten die Schriftstellerin Dorothea Iser und ihr Mann Walter an den Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933. Zum zweiten Mal fand diese Veranstaltung statt, bei der zahlreiche Schreibende mitwirkten. Im Mittelpunkt stand diesmal der Lehrer, Kritiker, Schriftsteller und Kulturpolitiker Otto Bernhard Wendler, dessen Werke zum Großteil von den Nazis wegen ihres antimilitaristischen Inhalts verboten worden waren und der zuletzt in Burg lebte. Die frühere Leiterin der Burger Stadt- und Kreisbibliothek "Brigitte Reimann", Anita Skupin, stellte sein Leben vor und würdigte insbesondere Wendlers Verdienste als Mitbegründer des Schriftstellerverbandes im damaligen Bezirk Magdeburg und bei der Förderung junger Autoren.

Auf Otto Bernhard Wendlers Spuren im Magdeburger Literaturhaus hatte sich der Journalist, Autor und Betreuer der Burger Schreibrunde, Günter Hartmann, umgesehen und gab Interessantes und Skurriles zum Besten. Aufzubewahren ist eine wichtige Aufgabe der Literatur. Mit diesem Thema befasste sich Dorothea Iser. Sie erinnerte an Zeiten der Interlese nach der Wende. "Damals war die Presse noch interessiert" sagte sie, und las eine Episode aus dem Buch "Zigeunerglück" des russischen Dichters Ilja Mitrofanow. Nach dem gemeinsamen Essen eröffnete Lutz Sehmisch aus Dessau den Lesereigen mit einem Auszug aus seinem Manuskript über seine Inhaftierung durch die Staatssicherheit der DDR und die anschließenden Verhöre.

Die Hallenserin Petra Taubert bekam großen Applaus für zwei eindrucksvolle Gedichte. Klaus-Dieter Vogt aus Burg las aus dem Manuskript seines im Oktober erscheinenden Buches "Gespräche mit meinem Bauch". Und Rolf Burkert, auch ein Autor aus der Burger Runde, las aus dem in Kürze erscheinenden Buch "Das schwarze Schaf bin ich", wie er, der illegal über die Grenze in den Westen zu seinem Vater gekommen war, seinen westdeutschen Malerkollegen in einer Kirche die Nationalhymne der DDR vorgesungen hatte.

Über ihre Empfindungen und Erfahrungen nach ihrer Buchpremiere lasen die Autorinnen Marion Krüger aus Burg ("Dachlukenkind") und Gabi Andro aus Rathenow ("Mädchen"). Für die musikalische Gestaltung hatten ein Gitarrentrio der Kreismusikschule und die Jerichower Malerin Ulrike Schmieder mit ihrer Violine gesorgt.