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Diana Krüger kämpft täglich gegen Barrieren, die sie mit ihrem Sohn überwinden muss "Man fühlt sich mit seinen Sorgen allein"

Von Franziska Ellrich 20.04.2012, 05:14

André Krüger sitzt seit seinem zweiten Lebensjahr im Rollstuhl. Seine Mutter Diana Krüger und Birgit Kiel sind zwei Leser, die auf den Artikel "Burg ist auf einem barrierefreien Weg" reagiert haben. Lässt sich aus ihren Erfahrungen lernen?

Burg l "Die Stadt aus den Augen der Betroffenen betrachten" soll das Ziel des neuen Inklusionsbeirates sein. So erhofft es sich zumindest Kathrin Haase vom Allgemeinen Behindertenverband. Die vielen Reaktionen auf den Artikel vom 13. April über den Beirat zeigen, dass es vor diesem Hintergrund noch viel zu tun gibt.

Da seien zum einen fehlende Handläufe beim Burger Kino, sagt Birgit Kiel. Die Burgerin ist oft und gern Gast in dem Lichtspielhaus: "Aber auch, um die Stufen in den Kinosaal zu schaffen, muss ich mich immer an den Saaltüren festhalten." Gesine Ferchland, die Pressereferentin des Kinos, weiß um diese Probleme: "Nach unserer Sommerpause in diesem Jahr soll es erstmal einen Handlauf an den Treppen beim Haupteingang geben." Gehbehinderte müssten derzeit vor ihrem Besuch Bescheid geben und können dann über den Seiteneingang in den Kinosaal gelangen. "So eine öffentliche Einrichtung sollte wirklich für alle Besucher leicht erreichbar sein", sagt Gesine Ferchland: "Langfristig wollen wir auch die Sanitäranlagen barrierefrei gestalten."

Leserin Birgit Kiel ist froh über dieses neue Bewusstsein. Es seien oft die kleinen Dinge, die das Leben von körperlich Eingeschränkten leichter machen könnten. Für Diana Krüger wäre das schon ein befestigter Treppenabsatz vor ihrem Hauseingang. "Jeden Morgen habe ich Angst, dass der Rollstuhl mit dem Gitter einkracht", so die Mutter von André. Der 14-Jährige sitzt, seit er zwei Jahre alt ist, im Rollstuhl. Seitdem packen alle Familienmitglieder, von der Schwester bis zur Oma, mit an, den Jungen in den Rollstuhl zu setzen, um zur Schule zu fahren. Doch seit ein paar Monaten ist genau das eine gefährliche Situation, "der Treppenabsatz unter dem Abtrittgitter ist völlig zerfallen". Heiko Krüger glaubt, die Ratten hätten den Absatz unterhöhlt. Der Abstand zwischen den Stufen wird immer höher und sei mit dem Rollstuhl bald nicht mehr zu bewältigen.

Es gäbe in der Martin-Luther-Straße auch viele ältere Bewohner, die sich über dieses Problem vor den Hauseingängen beschweren. Doch die Hausverwaltung möchte sich dazu nicht äußern. "Eine Rampe und ein Handlauf würden es uns soviel einfacher machen", hofft Diana Krüger auf Einsicht.

Darauf hofft auch eine andere Leserin (Name der Redaktion bekannt). Sie wollte in der Burger Altstadt vor ihrem eigenem Haus eine Rampe aus Holz bauen, "damit meine Mutter mit ihrem Rollator endlich wieder allein das Haus verlassen kann". Doch die Stadt erlaube ihr das nicht. Sogar ein Modell hat die Burgerin bei der Stadt eingereicht. Sigrun Hohmann vom Baufachbereich: "Die Rampe könnte zu einem gefährlichen Hindernis werden." Die Tochter der auf den Rollator angewiesenen Frau sucht weiter nach einer Lösung.

Kathrin Haase weiß, wie wichtig die Erfahrungen der Betroffenen sind, "um auch mal eine andere Perspektive einzunehmen". Man müsse diese bei der Stadtplanung jetzt nur richtig nutzen.