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Dach ist undicht / Wackelig aufgestellte Auffangbehälter gegen Wasserschaden vom Parkett In der Turnhalle droht Gefahr von oben

Von Gesine Biermann 02.11.2013, 02:03

Die Sporthalle hat einen Dachschaden. Die Stadt kennt das Problem und will nun Ursachenforschung betreiben - denn ein neues Dach ist nicht drin.

Kalbe l Wer derzeit in der Turnhalle in Kalbe nach oben schaut, kann fast nicht glauben, was er dort sieht: An mehreren Stellen - unter anderem direkt über der Tür zur Schülertoilette - stehen Eimer auf dem Fenstersims. Da der ziemlich schmal ist, finden sie zum Teil nur Halt, weil sie auf einer abenteuerlichen Bretterkonstruktion thronen. Die würde fast an einen Schülerscherz erinnern - wenn sie nicht so einen ernsten Hintergrund hätte: Ohne Eimer oder Maurerbottich würde aus der Sporthalle nämlich eine Schwimmhalle werden. "Hier tropft es an allen Ecken und Enden durch", sagt Sebastian Jäger, Mitarbeiter einer Kalbenser Dachdeckerfirma.

Am Mittwochvormittag ist er mit einem Kollegen vor Ort, um die Auffanggefäße zu leeren. "Wir machen das unentgeltlich, nur für unsere Kinder", sagt Jäger, während er mehrere Meter hoch auf einer Leiter balancieren muss, um einen der Bottiche auszuschöpfen. Es hat ordentlich geregnet. "Der hier ist randvoll", versichert er. Gerade trägt sein Kollege den dritten Eimer Wasser nach draußen.

Dass die Notlösung, die die Halle vor einem Wasserschaden bewahren soll, eine gefährliche Sache ist, weiß Jäger selbst. "Aber was sollen wir machen?", fragt er achselzuckend. Das Problem sei das Dach. Das sei Jahrzehnte alt. Im Laufe der Zeit sei die Schweißbahn als Dachhaut an vielen Stellen undicht geworden. "Wir haben schon so viel daran herumgeflickt", sagt Jäger. Eine vernünftige Reparatur sei aber unmöglich. Zum einen "weil da oben alles mit Solarmodulen vollgepackt ist", zum anderen könne man nicht feststellen wo das Wasser reinfließt, "weil es eben innen nicht an der selben Stelle wieder rausfließt."

Wo es ganz sicher herauskommt, weiß allerdings Thomas von Glahn, Basketballtrainer beim VfL Kalbe: Er schließt einfach mal die Tür zum Lehrerumkleideraum auf. Dort blüht die Wand, wie der Fachmann sagt: Schnöde Wasserflecke sind längst passé. Hier löst sich schon der Putz von der Wand. Muffig riecht es. Hier muss dringend renoviert werden.

Halle 2010 erst renoviert

Dabei ist die jüngste Renovierung noch gar nicht so lange her. Erst 2010 hatte die Stadt rund 250000 Euro in die Halle investiert. Dafür gab es großzügig Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II.

Die Dämmung der Fassade hatte rund 100000 Euro gekostet. "Die hätten sie mal lieber in das Dach stecken sollen", sagt Sebastian Jäger. "Das hat keine Dämmung. Da geht sowieso die ganze Wärmeenergie raus." Eine Tatsache, die auch dem VfL-Vorstand sauer aufstößt, wie von Glahn bestätigt: "Wir zahlen schließlich Betriebskosten, anteilig natürlich."

Genutzt wird die Halle nämlich auch von etlichen Sportgruppen und natürlich von beiden Kalbenser Schulen für den Sportunterricht. "Die Halle ist sehr gut ausgelastet", bestätigt Bürgermeister Karsten Ruth.

Dass sie sehr kaputt ist, bestätigt er aber ebenfalls. Das Bauamt sei informiert. Zunächst habe man das Problem auch unter Kontrolle gehabt, erläutert Ruth. Nun regne es aber tatsächlich durch, auch wenn das wohl nicht bei jedem Regenguss so sei: "Laut Bauamt hängt es von der Windrichtung ab", so Ruth. Im Gegensatz zu Fachmann Sebastian Jäger sind die Fachleute im Fachamt zudem überzeugt, dass eine Reparatur möglich ist: "Wir müssen jetzt nach Ursachen suchen", sagt Ruth.

Und die abenteuerliche Konstruktion auf den Fensterbänken? "Wir sind der Firma sehr dankbar, dass sie uns hier im Moment unterstützt", versichert Ruth. Die provisorische Aufstellung der Auffanggefäße, müsse nun mit der Unfallkasse besprochen werden.

Ein neues Dach ist nämlich nicht drin. Das sei auch bei der jüngsten Sanierung schon so gewesen, erinnert der Stadtchef. "Die Finanzen haben einfach nicht gereicht."

Dabei war man in der Stadt Ende 2010 so stolz gewesen auf die schöne renovierte Halle, die schmucke Fassade, die neuen elektronisch gesteuerten Fenster, die überall drin sind, außer im Sozialtrakt. "Hoffentlich fällt uns das nicht irgendwann auf die Füße", hatte Frank Wulff, damals Bauamtsleiter in Kalbe, während der Übergabe vor ziemlich genau drei Jahren noch befürchtet.

Würde einer der Eimer vom Fenstersims - womöglich nach einem Regenguss aus einer ganz bestimmten Windrichtung gut gefüllt - einem Schulkind oder Sportler beim Training auf den Kopf fallen, wären die alten Fenster allerdings wohl das geringste Problem der Stadt.