1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. "Gardelegen war im Nationalsozialismus keine Ausnahmestadt"

EIL

Bildervortrag von Torsten Haarseim in der Gardeleger Bibliothek / Fördervereinsvorsitzender begrüßte rund 80 Gäste "Gardelegen war im Nationalsozialismus keine Ausnahmestadt"

27.01.2014, 01:39

Gardelegen (ako) l "Gerade in diesem Jahr werden wir durch mehrere Daten an die Geschichte erinnert", leitete der Vorsitzende des Fördervereines der Gardeleger Bibliothek, Jörn Projahn, am Freitagabend die Veranstaltung in der Bibliothek ein. Gemeint war insbesondere die Historie Gardelegens vor und während der Zeit des Nationalsozialismus sowie ein genauer Blick auf das Massaker von Isenschnibbe und die Auswirkungen für die Gardeleger.

"Gardelegens Vergangenheit in den Jahren zwischen 1933 bis 1945 ist keine Ausnahme", betonte Torsten Haarseim zu Beginn seines Vortrages. "Was Sie zunächst sehen werden, das gab es so in ganz Deutschland", erklärte er das Leben in der Zeit des aufkeimenden Nationalsozialismus. Anhand vieler historischer Aufnahmen zeichnete Haarseim ein Bild der Hansestadt.

Dabei bezog er seine Zuhörer mit Nachfragen in die Bilderschau ein. Denn dass das neue Kriegerdenkmal von 1921 keineswegs das sogenannte Ulanendenkmal war, erfuhren die erstaunten Zuhörer an diesem Abend. So stand einst ein imposantes Denkmal von Kaiser Wilhelm I. auf dem Rathausplatz, das 1897 zu dessen 100. Geburtstag errichtet worden war. Später wurde es an den Wall umgesetzt und verschwand schließlich. Lediglich der Sockel blieb bis heute dort erhalten.

Die fortschreitende Machtergreifung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), ihre bis in die kleinsten Lebensbereiche verzweigte Organisationsform zeigte Torsten Haarseim anschaulich auf. Fotografien von Aufmärschen, Aktenvermerke oder Zeitungsausschnitte über Wohnorte von unerwünschten Juden waren zu sehen.

Bedrückend begann der zweite Teil des Abends mit dem "Gardelegen Gedicht", das Haarseim geschrieben hat und als Video vertonen ließ. Stille herrschte anschließend! Schockierend waren die Bilder und Berichte über das Massaker an 1016 Menschen in der Feldscheune Isenschnibbe, die dem folgten. "Deshalb dürfen wir nie vergessen", betonte Torsten Haarseim. "Gehen Sie am Montag zur Feldscheune zur Gedenkfeier für die Opfer des nationalsozialistischen Regimes."