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Neue Ausstellung im Letzlinger Jagdschloss mit originalem Mobiliar / Schlossgeschichte von der Menükarte bis zum Stahlhelm Ein Blick vom Krankenbett zurück in die Kaiserzeit des Schlosses

19.04.2014, 01:18

Letzlingen (ako) l Kunst- und Kulturgut im Rahmen von Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gehört für die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt zum satzungsgemäßen Auftrag. Seit gestern wird dieses Credo mit der neuen Ausstellung in der oberen Etage des Letzlinger Jagdschlosses weiter praktisch umgesetzt.

Besonders froh ist Historikerin Katrin Tille über einige Stücke, die aus dem Originalbestand des Schlosses stammen. Dazu gehört unter anderem eine Spiegelkommode. Faszinierend an diesem Mobiliar ist, dass sich an ihrem oberen Abschluss die nahezu identischen Turmspitzen der Schlosskirche wiederfinden.

Eine besondere Geschichte hat auch ein kleiner Tisch, der schon zur Kaiserzeit im Speisesaal stand und als solcher auch auf einer historischen Aufnahme klar zu erkennen ist. "Den habe ich persönlich mit aus der Eifel abgeholt", erzählt Konrad Breitenborn. Der Besitzer wollte ihm wohl einen Anstrich verpassen, habe ihn dazu umgedreht und den Stempel "Jagdschloss Letzlingen" entdeckt. "Daraufhin hat er ihn uns zum Kauf angeboten."

Auf rund 220 Quadratmetern sehen und erleben Besucher aber die ganze Nutzungsgeschichte des Schlosses, seit seinem Umbau zum Jagdschloss für die Hohenzollern. Ähnlich einem Rundgang findet sich in jedem Raum ein spezieller Blick auf die Historie. Am ungewöhnlichsten für eine einzigartige Schlosskulisse wie die Letzlinger erscheinen dabei sicher die Ausstellungsstücke, die von der Zeit berichten, als das Gardeleger Krankenhaus dort eine Außenstelle unterhielt. Ein vergittertes Kinderbett und ein sehr markanter Medikamentenschrank dominieren dieses Zimmer.

"Viele haben uns 2001 nicht geglaubt, dass hier so eine Ausstellung, die die ganze Nutzungsgeschichte berücksichtigt, so zu machen ist", erzählte der Generaldirektor der Stiftung, Boje E. Hans Schmuhl, am Mittwoch während der offiziellen Eröffnung. Doch davon haben sich die Historiker nicht einschränken lassen. Von der Menükarte und den Trophäen kaiserlicher Jagdgesellschaften über die Nutzung in der Weimarer Republik, während der Zeit des Nationalsozialismus sowie der russischen Besatzung bis zum Genesungsort spiegelt sich in jedem Raum eine andere Facette wider.