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Empfang zur Einweihung der neuen Biogasanlage im Gardeleger Industriegebiet Nord Energie aus Gülle, Mais und Silage

Von Cornelia Ahlfeld 06.06.2014, 03:18

Mit einem Empfang wurde gestern eine neue Biogasanlage im Industriegebiet Nord eingeweiht. Die Jahresproduktion liegt bei zwei Megawatt. 40000 Tonnen Inputmasse werden benötigt. Bauherr ist ein Bündnis von fünf Landwirten unter der Firmierung Biogas Gardelegen GmbH.

Gardelegen l Es brauchte Jahre der Ideen- und Gedankensammlung, bedingt durch die schlechte Preisentwicklung in der Milchwirtschaft und der Getreideproduktion. Und das, was daraus entstanden ist, war eigentlich gar nicht so groß geplant, erzählte Uwe Jacobs gestern Vormittag bei einem Empfang zur offiziellen Einweihung der Anlage im Gardeleger Industriegebiet Nord. In seiner charmanten Art plauderte der Landwirt aus Algenstedt in einer kurzweiligen Begrüßungsrede auch ein wenig aus dem Nähkästchen, was den Zuhörer erahnen ließ, dass es während der Genehmigungs- und Bauphase recht turbulent, aufregend und spannend zugegangen sein muss. Doch Ende gut, alles gut: Letztlich konnte im September 2013 eine moderne Anlage komplett in Betrieb genommen werden.

Rein rechnerisch Strom für etwa 700 Haushalte

Gestern wurde nun offiziell Eröffnung gefeiert mit etwa 100 geladenen Gästen, unter anderem Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung, Banken und landwirtschaftlichen Betrieben.

Bauherr ist die Biogas Gardelegen GmbH, ein Zusammenschluss von fünf Landwirten: Uwe Jacobs und Rudolf Koch, Gesellschafter und zugleich Geschäftsführer, sowie Bernd Meine, Burkhard Mertens, Dietmar Mewes als Gesellschafter.

Auf einem Areal von 6,5 Hektar stehen sechs riesige, 15 Meter hohe Behälter, drei dienen der Biogaserzeugung und drei der Lagerung der Gärreste. Weiter gehören eine große Lagerhalle, unter anderem für Technik, mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, ein Blockheizkraftwerk und eine moderne Anlage zur Gasaufbereitung als Herzstück der gesamten Anlage sowie riesige Silos mit einer Fläche von zwei Hektar dazu. Es gebe ausreichend Platz, erklärte Rudolf Koch, um unter anderem Zweijahresproduktionen an Mais zu lagern.

Die Spitzenproduktion der Anlage liegt bei zwei Megawatt. Rein rechnerisch könnten damit 700 Haushalte versorgt werden. Das passiert indes nicht. Der Strom (600 Kilowatt) wird ins Netz eingespeist, ebenso das Gas (1400 Kilowatt) ins Erdgasnetz. Damit werden in Deutschland verschiedene Stadtwerke beliefert, unter anderem Bremen.

Für die Strom- und Gasversorgung werde jährlich eine Inputmasse von 40000 Tonnen benötigt, erläuterten Jacobs und Koch. Diese Inputmasse, etwa Gülle, Mais, Silage oder Putenmist, kämen zum einen von den Landwirtschaftsbetrieben der vier Gesellschafterbetriebe, die zusammen etwa 2400 Hektar Land bewirtschaften. Darüber hinaus gibt es Verträge mit Landwirten aus der Region mit einer Fläche von 200 bis 250 Hektar. Mit dieser Flächenkonstellation sei es auch möglich, die Fruchtfolgen und damit Anbaupausen von drei Jahren einzuhalten, erläuterte Uwe Jacobs.

Die Inputmasse liefern Landwirte aus der Region

Drei Arbeitsplätze wurden geschaffen. Anlagenleiter ist Otto Mewes, zu den Mitarbeitern gehören Steven Jacobs und Dietmar Dörheit.

Dass diese große Investition überhaupt getätigt wurde, auch unter dem Aspekt, dass praktisch Nahrungsmittel zur Fütterung der Biogasanlagen verwendet werden, sei die Preisentwicklung in der Milch- und Getreideproduktion. "Wir wollten uns der Willkür der riesigen Börsen nicht mehr zu 100 Prozent aussetzen. Irgendetwas musste passieren ", so Uwe Jacobs. Aus dem Irgendwas-passieren-müssen ist die Biogasanlage entstanden als weiteres Standbein für die Landwirte, um die Betriebe und auch Familien abzusichern.

Die Kerstin und Dietmar Mewes GbR und die Jacobs/Mertens GbR beschäftigen sich mit Milchproduktion, Feldbau und Futterproduktion, die Landwirte Bernd Meine und Rudolf Koch sind im Feldbau tätig.