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Katja Rötz dankte Hartmut Krüger und kritisierte die Kritiker: "Verbandsvertreter nicht an den Pranger stellen"

29.01.2011, 04:31

Solch schnelle Verbandsversammlung hat es in den vergangenen Jahren wohl kaum gegeben. Kein Wunder: Die Mitglieder hatten über alle Tagesordnungspunkte vor fast zwei Monaten schon einmal abgestimmt. Ein Formfehler zwang Geschäftsführerin Katja Rötz nun zur Wiederholung. Sie nutzte die Gelegenheit, dem scheidenden langjährigen Vorsitzenden des Verbandes, Hartmut Krüger, zu danken.

Von Jörg Marten

Gardelegen. Ihre Dankesworte dauerten länger als alle Abstimmungen vorher. Katja Rötz war es sichtlich ein Bedürfnis, Danke zu sagen. Der Mann, dem ihre Worte gestern Nachmittag galten, saß direkt neben ihr: Hartmut Krüger. Der leitete gestern seine letzte Versammlung als Vorsitzender des Verbandes – vermutlich jedenfalls. Krüger war bei der vergangenen Stadtratswahl nicht wiedergewählt worden, wird deshalb vom Rat wohl kaum wieder als städtischer Vertreter benannt werden.

Rötz holte etwas aus, erinnerte daran, wie der Verband mitgliedermäßig aufgrund der Gebietsreform geschrumpft sei – von einst 44 Gemeinden auf nun noch vier Gemeinden, die Mitglieder im Verband seien. "Wir haben damit viele gute Vertreter verloren", sagte Rötz, Vertreter, die mit ihrer sachlichen Diskussion und Kritik an der richtigen Stelle dafür gesorgt hätten, den Verband zu einem "gut funktionierenden und stabilen Zweckverband" zu machen.

Viele seien mit Herzblut dabei gewesen, und einer von ihnen sei Hartmut Krüger. Seit 1996 ist Krüger Vorsitzender des Verbandes. Doch Krüger sei nicht nur Sitzungsleiter gewesen, sagte Rötz: "Er war auch bei jedem Problem zur Stelle." Ein Anruf habe genügt, und Krüger sei zehn Minuten später da gewesen. Krüger sei für sie mit seinem fachlichen und persönlichen Rat ein maßgeblicher Berater gewesen.

Schade sei, "dass viele Bürger nicht überblicken, dass die Verbandsvertreter zwischen zwei Stühlen sitzen", sagte die Geschäftsführerin weiter: Zum einen hänge ihr Herz an ihrer Gemeinde, zudem seien sie aber auch für den Verband verantwortlich und müssten dazu noch die Rechtslage beachten. Es ärgere sie, "wenn Verbandsvertreter für gefasste Beschlüsse an den Pranger gestellt werden". Sie reagierte damit, ohne es direkt anzusprechen, auf die Kritik, die Krüger unter anderem für die Verbandsentscheidung hinnehmen musste, den Herstellungsbeitrag II zu erheben. Grundbesitzer, deren Grundstücke vor 1991 an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen waren, müssen diesen Herstellungsbeitrag zahlen. Der Verband hatte stets betont, die Rechtslage zwinge ihn, den Beitrag zu erheben.

Von einem funktionierenden Verband – und der Gardeleger sei ein solcher – profitierten letztlich alle Bürger, weil sie niedrige Verbrauchsgebühren bezahlen müssten, sagte Rötz. Sie dankte Krüger mit einem Blumenstrauß – und Krüger freute sich sichtlich, seine Geschäftsführerin in den Arm nehmen zu können.

Der Verband besteht seit Januar nur noch aus den Mitgliedsgemeinden Gardelegen, Bismark, Kalbe und Klötze (dessen Ortsteil Schwiesau zum Verband gehört). Bis Ende 2010 gab es noch 20 Mitglieder. Die neue Verbandssatzung, die die Versammlung schon am 1. Dezember beschlossen hatte, wurde gestern erneut beschlossen. Sie regelt, dass Gardelegen künftig fünf Vertreter entsendet, Bismark und Kalbe je zwei und Klötze einen. Die Vertreter der Städte haben aber jeweils nur eine Stimme – müssen sich vorher also jeweils auf ein Votum einigen. Gardelegen hat damit, auch wenn es die meisten Einwohner hat, keine Mehrheit in der Verbandsversammlung.

Als letzte Gemeinde wird Bismark im März seine Vertreter für die Verbandsversammlung benennen. Erst dann kann die Verbandsversammlung in ihrer neuen Form zusammenkommen. Sollte bis dahin noch etwas Wesentliches zu entscheiden sein, wird Kürger doch noch einmal als Vorsitzender die Versammlung einberufen.