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Jäger hat in Wernitz einen borstigen "Adoptivsohn" Menne fühlt sich bei Storchs sauwohl

Von Anett Roisch 26.01.2011, 05:27

Das Ehepaar Storch in Wernitz hat nicht nur sprichwörtlich Schwein. Elsbeth und Willi sind nämlich die Zieheltern von Menne, einem zahmen Wildschwein. Der borstige Schwarzkittel ist inzwischen 30 Kilogramm schwer und jagt auf dem Hof das Federvieh.

Wernitz. "Niemand weiß, wie der Frischling in den Garten von Hermann Hallmann in Mieste gekommen war. Es war keine Bache zu sehen. Der Frischling lief ganz alleine dort herum. Und er bekam den Namen Menne, nach dem Spitznamen des Mannes, bei dem er gelandet war", erzählt Willi Storch, Jäger in Wernitz.

Rückblick: Storch saß damals – es war im Juli 2010 – mit seinen Freunden und Nachbarn vor seinem Haus in Wernitz auf der Bank. Da kamen Männer als Boten mit dem Frischling und sagten voller Zuversicht: "Willi hat schon einmal einen Frischling aufgezogen, der kann ihn nehmen. Der schafft das schon." Der Jäger ließ sich überreden und nahm das Findelkind auf.

Gut kann sich das Ehepaar Elsbeth und Willi Storch noch an ihr erstes Wildschwein Robert erinnern. 1993 rettete Willi Storch nämlich schon einmal einen Frischling. Das Tier war wenige Wochen alt und hatte sich in einem Krötenzaun verheddert.

Der Jäger päppelte das Tier zu Hause mit Ziegen- und Magermilch auf. Jeden Abend ging damals der Jäger mit seinen tierischen Begleitern, dem zahmen Wildschwein Robert und den beiden Hunden Bella und Biene, auf die Pirsch. Dabei wurde dieses ungewöhnliche Quartett schnell bekannt. Passanten staunten und Autofahrer, die die wilde Bande von Weitem sahen, bremsten ab und glaubten ihren Augen nicht trauen zu können. Mit dem Fahrrad war Jäger Storch in Begleitung seiner drei Freunde oft unterwegs. Viele Jahre lebte Robert bei den Storchs.

Und jetzt scheint Menne der König auf dem Grundstück zu sein. Willi Storch hat ihm zwischen Scheune und Garten eine Hütte mitten in seinem Gehege gebaut. Das junge Wildschwein fühlt sich bei Familie Storch augenscheinlich sauwohl. Menne scheucht manchmal auch die Hühner und Enten durch den Garten, so dass die Federn fliegen. "Je größer er wird, desto mehr Dummheiten macht er", sagt der Tierliebhaber lächelnd und krault seinem Findelkind den Nacken.

"Als Menne zu uns kam, war er nicht mehr ganz klein. Er hat gleich allein und ohne Scheu gefressen. Menne sieht ganz anders aus als Robert. Er hat auch einen ganz anderen Charakter. Mit den Hunden verträgt er sich nicht so gut", beschreibt Elsbeth ihr borstiges "Adoptivkind". "Robert war es damals von kleinauf gewöhnt, bei den Kaninchen und Ziegen im Stall zu schlafen. Menne ist wohl ein Einzelgänger. Und auch beim Fressen hat der etwa 30 Kilogramm schwere Menne seinen eigenen Kopf. "Er frisst zum Beispiel keine Maiskolben, sondern am liebsten Weizen und Kartoffeln", sagt Storch, hält ihm eine Büchse mit Körnern hin und ergänzt: "Wenn wir ihn jetzt einfach in den Wald rauslassen, würde er sicher verhungern. Er ist einfach zu dumm. Was er nicht kennt, das will er nicht fressen."

Auch bei anderen Tieren scheint es sich "herumgesprochen" zu haben, dass Tiere in Not bei Familie Storch unterschlüpfen können. Sie zogen neben ihrem eigentlichen Viehzeug wie Hühner, Kaninchen und Enten, auch eine junge Krähe und eine kleine Elster auf.