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Blaualgenbefall im Waldbad Zichtau: Ortsbürgermeisterin Astrid Läsecke für Kooperation mit Gut "Wir stoßen jetzt an unsere Grenzen"

Von Cornelia Ahlfeld 03.07.2014, 03:20

Der Zichtauer Ortschaftsrat fordert jetzt konkrete Aktionen, um die Blaualgensituation und Phosphorbelastung des Zichtauer Waldbades in den Griff zu bekommen. Die Stadt, der Förderverein Waldbad Zichtau, das Gut und der Ferienpark sollen gemeinsam Lösungswege besprechen.

Zichtau l "Wir haben alles versucht, sind aber nicht zum Erfolg gekommen. Wir stoßen jetzt an unsere Grenzen. Wir sind am Ende. Ich weiß keinen Rat mehr. Wir brauchen Fachleute." Kurz und knapp schilderte Zichtaus Ortsbürgermeisterin Astrid Läsecke am Dienstagabend in der konstituierenden Sitzung des Ortschaftsrates die Situation in Sachen Waldbad Zichtau.

Die Badesaison wurde erst am 1. Juni mit einem Piratenkinderfest und über 1000 Besuchern erfolgreich eröffnet. Knapp vier Wochen später hat der Badespaß in Zichtau schon wieder ein Ende. Das Gesundheitsamt hatte Proben genommen. Die Sichttiefe im Gewässer beträgt weniger als 50 Zentimeter. Die Stadt als Eigentümer hat das Waldbad bis auf weiteres schließen lassen. Die Schwimmmeister wurden ins Potzehner Freibad versetzt (wir berichteten).

Die aktuelle Lage beschäftigte am Dienstagabend den Ortschaftsrat und auch den Förderverein Waldbad Zichtau. Einig waren sich alle Beteiligten, dass jetzt die richtigen Schritte unternommen werden müssen. "Wir können es uns nicht erlauben, das Waldbad dreimal im Jahr wegen der Blaualgen zu schließen", stellte Michael Fuhrmann vom Förderverein klar.

Astrid Läsecke informierte zunächst über ein Schreiben von Gutsbesitzer Hasso von Blücher, der Gesprächsbereitschaft in Sachen Waldbad signalisiert und erneut eine kooperative Zusammenarbeit angeboten habe, mit dem Hinweis, ein erstes Gespräch zwischen von Blücher und Läsecke könne im Rahmen des Bürgerfestes gestern Nachmittag auf Gut Zichtau anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Altmarkkreises Salzwedel stattfinden. Von Blücher habe aber betont, dass es eine Zusammenarbeit von "vier Säulen" geben müsse, die Interesse am Erhalt des Waldbades hätten: der Förderverein, der Ferienpark, das Gut und die Stadt Gardelegen.

"Aus meiner Sicht gibt es Rede- und Handlungsbedarf."

Ortsbürgermeisterin Astrid Läsecke

"Aus meiner Sicht gibt es Rede- und Handlungsbedarf", machte Läsecke deutlich. "Wir sollten ein Team bilden mit der Stadt, damit wir in Gange kommen", forderte auch Ratsmitglied Rainer Schmidt. Der zeigte sich allerdings etwas verwundert über die Ursachenfrage, über die Gutsprojektleiter Magnus Staehler im Volksstimmegespräch berichtet hatte. Demnach sei ein Düngemittellager, das sich zu DDR-Zeiten auf dem Krügerberg befunden hat, Ursache für die Phosphorbelastung im Grundwasser. Das müsse doch erst durch Gutachten belegt werden. Alles andere wäre Spekulation. "Das Wassereinzugsgebiet sind die gesamten Hellberge. Wir brauchen langfristige Lösungen", so Schmidt.

Ratsfrau Gisela Pfeil erinnerte an das Umweltprojekt mit der Uni Magdeburg und dem Gut. Das Zichtauer Grundwasser sei in vier Schichten vorhanden. An verschiedenen Stellen seien Proben entnommen worden. Die Belastung sei völlig unterschiedlich. Bei den höher gelegenen Hausbrunnen gebe es so gut wie keine Belastungen. In den tiefer gelegenen Schichten schon.

Das Zichtauer Waldbad werde von einem 50 Meter tiefen Arteserbrunnen gespeist. Die Stadt habe auch davon wieder Proben nehmen lassen, so Läsecke. Konkrete Werte liegen noch nicht vor, auch nicht von den Proben, die das Gesundheitsamt genommen habe.

Für Michael Fuhrmann war die Sachlage relativ eindeutig. "Die Frage ist doch, warum wir in den letzten Jahren den Blaualgenbefall haben. Das Wasser im Waldbad kommt aus dem 50 Meter tiefen Arteserbrunnen mit dem phosphathaltigen Wasser. Alles das, was wir auf die Erde kippen, auch Düngemittel, sackt pro Jahr einen Meter tief in das Erdreich. Im Laufe der Jahre ist das Zeug in die Tiefe gelangt, wo wir jetzt das Wasser herholen", so Fuhrmann.

Für Rainer Schmidt sind das keine gesicherten Fakten. Die genaue Ursache sei noch durch das von ihm geforderte Team mit der Stadt zu ermitteln. "Ich will auch Informationen über die tatsächliche Belastung, über die Konzentration von Blaualgen und Phosphor im Wasser", formulierte Schmidt dann einen Antrag fürs Sitzungsprotokoll.

"Ich denke aber, wir sind auf dem richtigen Weg, wenn die vier Säulen gemeinsam an Lösungswegen arbeiten", fasste Läsecke schlussendlich die Diskussion zusammen. Die Gelegenheit gestern zum Gespräch mit von Blücher wolle sie auf jeden Fall nutzen, um die Meinung des Ortschaftsrates kund zu tun.