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Potzehne: Förderverein äußert Unverständnis / Aktionsgruppe verteidigt Buntpapier-Einatz Kein Verständnis für Konfetti-Aktion

08.07.2014, 01:29

Das War-starts-here-Camp wird zum dritten Mal in Folge vom 17. bis zum 24. August in der Region Letzlingen stattfinden. Ärger gibt es allerdings schon im Vorfeld, nachdem Mitglieder der "Gewaltfreie Aktion GÜZ abschaffen" das Potzehner Freibad mit einem Konfettiteppich verschandelt hatten.

Gardelegen/Potzehne l "Die Gewaltfreie Aktion GÜZ abschaffen" ist empört über die Einschätzung und Bewertung der Konfetti-Aktion im Freibad Potzehne", verkündete Aktionssprecherin Katja Tempel gestern in einer Pressemitteilung. Der Gardeleger Bürgermeister Konrad Fuchs und der Leiter des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) bei Letzlingen, Oberst Gunter Schneider, hätten in "diffamierender Weise auf das Verstreuen von Konfetti im Wasser reagiert". Seit Monaten bereite die Aktionsgruppe eine "gewaltfreie Besetzung des Truppenübungsplatzes" für August vor. Dazu hätten sich Menschen zusammengeschlossen, die zum Teil seit Jahrzehnten gewaltfreien Widerstand gegen Atommülltransporte und Atomwaffen organisieren oder in der Bürgerbewegung von Stuttgart gegen den Ausbau des Bahnhofs mitarbeiten. "Diese Menschen in das Umfeld von Terroristen zu rücken, ist absurd ... Gewaltfreie Aktion setzt auf Kommunikation und Überzeugung, nicht auf Gewalt", betonte Katja Tempel.

"Kreative gewaltfreie Aktionen ... gegen den Weiterbestand des GÜZ begrüßen wir."

Aktionssprecherin Katja Tempel

"Die Unterstellung, Pazifisten und Antimilitaristen würden Andersdenkenden den Schädel einhauen, ist eine perfide Verdrehung der Situation. Überall, wo die Bundeswehr ihren Übungsbetrieb durchführt, beginnt der Krieg. Sei es auf dem Schießstand, auf einem Truppenübungsplatz oder in einem mitgenutzten Schwimmbad. Hier werden Soldaten auf ihren Einsatz zum Töten vorbereitet". Und weiter: "Kreative gewaltfreie Aktionen von Menschen, die sich hier in der Region gegen den Weiterbestand des GÜZ als Vorbereitungsort für Auslandseinätze wenden, begrüßen wir."

Gardelegens Bürgermeister Konrad Fuchs und der Leiter des GÜZ, Oberst Gunter Schneider, hatten in der Aktion im Potzehner Freibad allerdings keine Kreativität gesehen. Dort hatte nach einem Bekennerschreiben die Gewaltfreie Aktion GÜZ abschaffen in der Nacht zum Donnerstag der vorigen Woche Myriaden von bunten Konfettischeibchen ins Wasser des großen Beckens geworfen und ringsum verteilt. Außerdem waren mit rosa Farbe Parolen wie "Der Krieg beginnt hier" auf das Pflaster gesprüht. "So haben die Terroristen in den 1970-er Jahren im Westen auch angefangen", hatte Schneider die Aktion kommentiert. Und Fuchs mit: "Das geht nach dem Motto: Willst du nicht meiner Meinung sein, dann schlag` ich dir den Schädel ein." Den ganzen Donnerstag über waren mehr als 100 Soldaten im Einsatz, um das Bad zu reinigen (wir berichteten am Freitag und Sonnabend).

Auch der Förderverein Freibad Potzehne sieht keine Kreativität in der Konfetti-Aktion. Man könne sich schon fragen, welchen Sinn es mache, ein Freibad zu verunstalten, weil dort die Bundeswehr baden geht, heißt es in einer gestrigen Pressemitteilung des Fördervereines, unterzeichnet von Nico Kapahnke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereines.

Er erinnerte daran, dass im vorigen Jahr viele Teilnehmer des Antikriegscamps das Freibad zum Baden und Auffüllen von Wasserreserven im Sanitärbereich genutzt hätten. "Da ist es schon spannend, dass Monate später das Bad als Kriegsschauplatz markiert und bekämpft werden muss", so Kapahnke. Man könne sich auch Gedanken über die Täter machen, die "heldenhaft nachts in eine ungeschützte Einrichtung einbrechen und Schaden anrichten. Leider sei ein klärendes Gespräch nicht möglich, da diejenigen lieber anonym bleiben möchten". Es sei ja auch viel einfacher, sich im Internet "mit seinen Erfolgen zu brüsten". Bitter würden dabei die Kommentare aufstoßen.

"Von Spießbürgern und Kaff ist da die Rede. Den Bürgern fehle es einfach an Gelassenheit."

Nico Kapahnke, Förderverein Freibad

"Von Spießbürgern und Kaff ist da die Rede, und den Bürgern fehlt es einfach an Gelassenheit. Dies zeigt deutlich die Unfähigkeit, die Interessen und Werte anderer zu achten", kritisierte Kapahnke.

Der Krieg fange leider genau in den Köpfen derer an, die meinen, ihre Meinung oder Lebensvorstellung wäre die einzig richtige, und alle anderen hätten sich dem zu fügen.

Viele Menschen würden viel Zeit opfern, um das Bad zu erhalten und zu gestalten. Ohne diese Hilfe würde das Bad schon lange nicht mehr existieren. "Und nun kommen Leute, die diese Arbeit mit Füßen treten. Ich denke, das erklärt, warum hier niemand gelassen bleibt", so Kapahnke weiter. Aufgrund der finanziellen Situation der Stadt sei jeder Cent, der unnötig ausgegeben werden müsse, einer zuviel, wie beispielsweise 2500 Euro für die Reparatur eines Zaunes im vorigen Jahr, der von Teilnehmern des Camps beschädigt worden war. Und in diesem Jahr erneut Ausgaben für einen kaputten Zaun und für die Aufräumaktion.

Nico Kapahnke: "Ich würde mich freuen, wenn die Demonstranten beim nächsten Mal einfach den Krieg bei sich zu Hause anfangen lassen würden. Schmeißt doch den Fernseher eurer Eltern durch ein geschlossenes Fenster, denn da wird ja schließlich Werbung für die Bundeswehr übertragen. Verstopft eure Duschen und WCs mit Konfetti oder beschmiert eure Häuser und Autos mit pinker Farbe. Das wäre doch mal ein echtes Statement, bei dem noch nicht mal die Falschen drunter leiden müssen."