1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Ein neues Zuhause für zwölf "Eulen"

In ehemaliges Jercheler Gemeindehauses zieht Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe ein Ein neues Zuhause für zwölf "Eulen"

Von Anke Kohl 28.07.2014, 03:31

In das ehemalige Gemeindehaus in Jerchel, das zuletzt als Kindertagesstätte genutzt wurde, sollen bald wieder Kinder und Jugendliche einziehen. Michael Tüngler wird dort das Kinderhaus Eulennest eröffnen.

Jerchel l Zum 1. August können in das ehemalige Gemeindehaus in Jerchel bereits die ersten Kinder und Jugendlichen einziehen. Der gebürtige Magdeburger Michael Tüngler wird dort eine neue Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe, das Kinderhaus Eulennest, eröffnen. "Wir bewegen uns noch im Genehmigungsverfahren, sind aber schon recht weit vorangeschritten", erklärt er. Das Landesjugendamt habe die Einrichtung bereits besichtigt und weitestgehend abgenommen.

Für Tüngler wird das Haus in Jerchel das zweite in der Region Gardelegen sein. Das "Heidehaus" im Kämmereiforst in Gardelegen gibt es bereits seit einigen Jahren. Außerdem steht noch eine Erziehungsfachstelle im Raum Gardelegen unter seiner Regie. "Eine Erziehungsfachstelle ist ein Mittelding zwischen einer Pflegestelle und der Unterbringung in einem Heim", erklärt Tüngler. "In unserem Fall betreut dort eine Erzieherin drei Kinder. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie in einem SOS-Kinderdorf."

Die ersten fünf Kinder werden in der kommenden Woche in die untere Etage einziehen. "Der Hausmeister schraubt schon die Möbel zusammen", berichtet Tüngler. Wenn alle Auflagen erfüllt sind und auch das letzte Formular als Genehmigung durch das Landesjugendamt eintrifft, kann das Haus, voraussichtlich zum 1. September, voll genutzt werden.

Das Haus Eulennest wird bis zu 12 Kindern im Alter von 0 bis 18 Jahren ein Zuhause auf Zeit bieten. Zunächst muss jedoch noch ein zweiter Fluchtweg für die obere Etage des Hauses geschaffen werden. Das sei als Auflage durch das Bauamt des Altmarkkreises in Salzwedel noch zu erfüllen, sagte Tüngler, der die Zusammenarbeit mit den Behörden als "sehr, sehr kooperativ" lobte. Das Fundament für die Treppe, die an einer Außenwand installiert werden wird, sei bereits gegossen, fügte er hinzu.

Jerchel werde zudem Hauptsitz seiner Firma, erklärte Michael Tüngler weiter. Bisher sei dieser noch in Schleswig-Holstein, wo er seit Anfang der 1990er Jahre ebenfalls einige Kinderhäuser führt. "Diese werde ich aber abgeben und mich auf die Region Gardelegen konzentrieren." Hauptgrund für diese Entscheidung sei, dass das Mietobjekt in Jerchel mit rund 800 Quadratmetern Wohnfläche einfach die passenden Räumlichkeiten bietet. Zu den Personalien sagte Tüngler, dass er inklusive seiner Person insgesamt zehn Mitarbeiter in Jerchel beschäftigen werde.

Der Schwerpunkt der Arbeit in Tünglers Kinderhäusern liegt auf der Betreuung und Erziehung von Jugendlichen und Kindern, die sexuell missbraucht wurden, sowie Kinder und Jugendliche mit schulischen Problemen. "Wir leben und arbeiten auch mit Schulverweigerern. Aber es gibt für uns Ausschlusskriterien. Also Kinder, die wir nicht aufnehmen", erklärt Michael Tüngler. "Alles was mit Abhängigkeiten zu tun hat, egal ob Drogen oder Alkohol, nehmen wir nicht an."

Über die neue Einrichtung hat Tüngler bereits in der Öffentlichkeit informiert, sagte er. So sei er bereits in der Jercheler Nachbarschaft vorstellig geworden, habe sich mit Feuerwehr und Polizei in Verbindung gesetzt und auch die umliegenden Schulen informiert.

Zu einem Tag der offenen Tür werde er, voraussichtlich kurz nach Beginn des neuen Schuljahres, an einem Septemberwochenende in das Haus Eulennest nach Jerchel einladen.

Michael Tüngler, geboren in Magdeburg, ist Jahrgang 1959, verheiratet und wohnt in Hamburg. Er ist Diplom-Lehrer und staatlich anerkannter Erzieher. Die von ihm geführten Kinderhäuser sowie die Erziehungsfachstelle arbeiten autonom.