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Niederwildtag des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt in Zichtau/Berthold Volber stellte sein Referenzrevier vor "Das setzt eine große Passion voraus"

Von Donald Lyko 18.08.2014, 03:28

Zu einem Niederwildtag hatte am Sonnabend der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt nach Zichtau eingeladen. Dabei ging es auch um die Zwischenergebnisse des vor zwei Jahren gestarteten Projektes Netzwerk Niederwild, an dem das Revier Schenkenhorst beteiligt ist.

Zichtau l Niederwild wie Feldhasen und bodenbrütende Vögel, darunter die Feldlerche, der Kiebitz und das Rebhuhn, sind immer seltener in der Natur zu beobachten. Deren natürliche Feinde - Raubwild wie Fuchs, Waschbären, Minks und Marderhunde - haben hingegen seit Jahren im Bestand zugelegt. Darum, wie sich das Gleichgewicht wiederherstellen lässt, wie bedrohte Arten geschützt und die Population des Raubwildes verringert werden kann, ging es am Sonnabend während einer Fachtagung des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt in Zichtau. Und darum geht es auch in dem vor zwei Jahren gestarteten Projekt Netzwerk Niederwild.

Wildäcker, Nistkästen und schützende Hecken

Fachlich begleitet vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde war 2012 das bisher größte Niederwildprojekt des Landesjagdverbandes begonnen worden. Drei in ihrer Struktur unterschiedliche Reviere wurden dafür ausgewählt: Bad Bibra im Burgenlandkreis, Wellen im Bördekreis und Schenkenhorst im Altmarkkreis Salzwedel. Nach der Projekteröffnung in Bad Bibra und einer ersten Zwischenbilanz-Tagung im vergangenen Jahr in Wellen hatte der Landesjagdverband in diesem Jahr nach Zichtau eingeladen, um konkret die Ergebnisse im Revier Schenkenhorst vorzustellen.

Darum ging es am Vormittag auch hinaus zu einer Exkursion. Doch zuvor stellte Berthold Volber aus Estedt sein etwa 600 Quadratmeter umfassendes Jagdrevier Schenkenhorst vor, durch das sich die Milde auf einer Länge von zirka 4,2 Kilometern zieht.

Auch in seinem Niederwildreferenzrevier ist das Raubwild ein Problem. So wurden zum Beispiel nach Zählungen 56 Prozent der Rebhuhn-Gelege von Beutegreifern geplündert, knapp ein Drittel der Satzhäsinnen hat der Fuchs geholt. Ganz deutlich wird das Problem aber auch beim Blick auf die Waschbärstrecke. Wurde im Jahr 2006 nur einer erlegt, waren es 2011 schon 90 und in den folgenden Jahren 76 beziehungsweise 82. Und für dieses Jahr sind es auch schon wieder 40. Viele von ihnen waren in die Fallen im Revier gegangen. "Ich halte die Fangjagd für unverzichtbar für die Niederwildhege", sagte Berthold Volber, der bei der Projektmitarbeit von seinen Brüdern Kurt und Otto Volber, aber auch von anderen Familienmitgliedern unterstützt wird. Denn die Fallen, aber auch die Futterstellen müssen fast täglich kontrolliert werden. "Meine Brüder sind immer da, wenn ich sie brauche", bedankte sich Berthold Volber während der Fachtagung öffentlich bei ihnen. Er lobte aber auch die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten bei der Schaffung von Biotopen.

Bei der Exkursion stellten die Volbers konkret vor, was im Schenkenhorster Revier zur Sicherung der Niederwild-Artenvielfalt und im Kampf gegen die "Räuber" unternommen wird. So wurden zum Beispiel mit speziellen Saatmischungen drei Wildäcker - ihre Pflanzenvielfalt bietet Nieder- und Rehwild ein gutes Nahrungsangebot - angelegt, 32 Nistkästen angebracht, vier Fasanenschütten errichtet und als Test ein Futtereimer aufgehängt, wurden Hecken und Gehölze angelegt, in denen die bedrohten Tiere Schutz finden.

Fallen in der Natur und im Fanggarten

"Die meiste Zeit beschäftigen wir uns mit der Raubwildbejagung", erklärte der Revierinhaber. Zehn verschiedene Fallen von der Holzkasten- und der Drahtkastenfalle über Kunstbaue bis zum Abzugseisen mit entsprechendem Bunker gibt es. Diese zu kontrollieren, dauere eineinhalb bis zwei Stunden, 20 Kilometer Strecke kommen dabei zusammen. "Das setzt eine große Passion voraus", sagte Berthold Volber, der im Wechsel mit Kurt Volber die Maßnahmen erklärte.

Zum Abschluss der Tour ging es in den Fanggarten, eine eingezäunte Fläche mit einem strohgefüllten Mäusebunker und verschiedenen Fallen ringsherum. In einer Ecke liegt auf Kaninchenmist Obst. Der Geruch, wenn es vergärt, lockt das Raubwild an. Eier, aber auch Gummibärchen, Hundekuchen oder Nutella haben die Waidmänner schon erfolgreich als Köder eingesetzt. Der Fanggarten ist so gebaut und umzäunt, dass Schwarzwild nicht hineingelangt.

Für eine erfolgreiche Raubwildbejagung "ist eine revier-übergreifende Baubejagung wichtig", sagte Berthold Volber: "Alle Bemühungen bleiben umsonst, wenn es uns nicht gelingt, die Nachbarn mitzuziehen."

Damit der Nachbar entsprechend informiert wird über die aktuelle Situation und über Möglichkeiten, die Niederwild-Artenvielfalt zu sichern und zu erhöhen, gab es im zweiten Teil des Niederwildtages mehrere Vorträge im Ferienpark Zichtau.