1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Erlebt und nachgeforscht

Susanne Dell und Reinhard Schwenecke schreiben Buch über Letzlingen Erlebt und nachgeforscht

Von Donald Lyko 30.08.2014, 03:13

"Das Altmark-Dorf Letzlingen - Erlebtes und Nachgeforschtes" ist der Titel eines Buches, das gerade erschienen ist. Autoren sind Susanne Dell und Reinhard Schwenecke. Beide wurden 1947 in dem Heidedorf geboren und haben dort ihre Kindheit und Jugend verbracht.

Letzlingen l Der erste Satz ihres Buches ist ein Sprichwort: Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er geht. Susanne Dell und Reinhard Schwenecke haben nie vergessen, woher sie kommen, auch wenn sie seit Jahrzehnten nicht mehr in der Altmark leben. Susanne Dell, Tochter von Pastor Wolfgang Dell und seiner Frau Hildegard, verließ Letzlingen nach der Ausbildung zur Buchhändlerin. Im Jahr 1986 siedelte sie in die Bundesrepublik Deutschland über. Reinhard Schwenecke, Sohn von Walter und Luise Schwenecke, legte in Gardelegen sein Abitur ab, verließ dann zum Studium die Altmark.

Heute sind beide in Bayern zu Hause. Doch, wie gesagt, ihre Herkunft haben sie nie vergessen. Ganz im Gegenteil: Sie haben sich immer damit beschäftigt. "Völlig unabhängig voneinander haben wir das immer im Auge behalten", sagt Susanne Dell. Sie selbst sei "seit Jahren an dem Thema dran". Auch, weil beide über große Familienarchive verfügen.

"Dann sind wir zu dem Schluss gekommen, ein Buch daraus zu machen", erzählt Susanne Dell und verrät, dass die Idee für ein Buch irgendwie schon immer da gewesen sei. Für ein Buch, in dem es nicht um das Jagdschloss und die Schlosskirche geht, "denn darüber wurde schon viel geschrieben." Für Susanne Dell ist es nicht das erste Buch. Denn in "Es geht alles seinen sozialistischen Gang", vor neun Jahren veröffentlicht, schaut sie mit hintergründigem Witz auf den Alltag in der DDR, den sie zum Beispiel als Mitarbeiterin der Volkssolidarität in Dresden erlebt hat. Veröffentlicht hat sie aber auch Reiseführer über den Kosovo, über Lettland und über Riga.

"Wenn wir es jetzt nicht festhalten, dann ist es weg."

Susanne Dell, Autorin

Das vor wenigen Tagen im Zugvogel-Verlag Wenzel in Neualbenreuth erschienene Buch "Das Altmark-Dorf Letzlingen - Erlebtes und Nachgeforschtes" hat sie zusammen mit Reinhard Schwenecke geschrieben. Beide kennen sich seit der gemeinsamen Kindheit und Jugendzeit in Letzlingen. Und so flossen gemeinsame Erinnerungen ebenso ein wie ganz persönliche aus den Familien. Dieses Erlebte ergänzen sie mit Nachgeforschtem. Dazu gehört zum Beispiel gleich zu Beginn ein Kapitel über die Pfälzer Kolonisten, die im 18.Jahrhundert in Letzlingen eine neue Heimat gefunden haben. Mit den Recherchen dazu hat Susanne Dell bereits 2007 begonnen.

Auf 180 Seiten erinnern die Autoren an Hochzeitsbräuche und -sitten, begleiten den Krughof "Zum weißen Schwan" im Wandel der Zeiten, besuchen die Hunn`brei (Hundebreite), erzählen über das Wetter, den Weinbau und wüste Dörfer, beschreiben das Letzlinger Pfarramt, sind bei der Heuernte dabei und dem traditionellen Brauchtum, zu dem das Osterfeuer ebenso gehörte wie der Pfiestmeier. Die Landwirtschaft spielt eine Rolle, die Kartoffeln und natürlich der Spargel. Neben den sehr informativen Texten gibt es einige historische Fotos sowie Illustrationen der aus Polvitz stammenden Hannelore Jäger, geborene Oswald, die jetzt in Berlin lebt, und eine Grafik des ehemaligen Letzlingers und heutigen Berliners Karl-Friedrich Schmalwaßer. Den Buchtitel ziert eine Heidelandschaft, von Fritz Daverhuth im Jahr 1978 gemalt.

Susanne Dell und Reinhard Schwenecke spannen den Bogen vom Ursprung des Ortes und seines Namens bis zum Kriegsende 1945, bis zu den in Letzlingen gelandeten Häftlingstransporten und zu den sowjetischen Truppen in der Heide. "Bei den Recherchen haben wir selbst noch einiges Neues erfahren", sagt Susanne Dell.

Und so dürfte es auch den Lesern gehen. Das Buch ist nicht nur etwas für die Letzlinger. Denn vieles ist exemplarisch für die Traditionen und Bräuche in der Altmark, für die Menschen hier. "Wenn wir es jetzt nicht festhalten, dann ist es weg", sagt Susanne Dell. Ihre und Reinhard Schweneckes Vorfahren haben schon vieles festgehalten. Walter Schwenecke (1903-1984) zum Beispiel hat "ollmarksche Utdrücke up nätzlingsche Oart" gesammelt, aufgeschrieben und erläutert. Im letzten Teil des Buches, vor der Letzlinger Zeittafel, ist diese Übersicht plattdeutscher Wörter und Ausdrücke zu finden, von "afbläken" (sich die Haut abschürfen) bis "Zoddel" (Mensch oder Tier mit ungepflegten Haaren).

Wer am Buch "Das Altmark-Dorf Letzlingen - Erlebtes und Nachgeforschtes" interessiert ist, kann es im Buchhandel unter der ISBN 978-3-7357-8862-7 bestellen. Möglich ist auch ein Kontakt zum Verlag per E-Mail: zugvogelverlag@yahoo.de.