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Projekt in Gefahr / Awo bittet um finanzielle Hilfe "Die Jugendarbeit sollte mehr wert sein"

Von Gesine Biermann 06.09.2014, 03:13

Seit vielen Jahren ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo), Träger des Kalbenser Jugendclubs Kroko. Mitarbeiter betreuen zudem die mobile Jugendarbeit. Ob dieses erfolgreiche Projekt fortgesetzt werden kann, könnte nun auch von der Stadt abhängen, denn die Finanzierung hängt am seidenen Faden.

Kalbe l Ja, sie hatte auch das inhaltliche Konzept mitgebracht, das sich der Kalbenser Ortschaftsrat gern mal anschauen wollte, doch es blieb während der Sitzung am Donnerstagabend im Kalbenser Rathaus unbeachtet. Denn Andrea Schmieder, Geschäftsführerin des Awo-Sozialdienst Altmark - der auch Träger des Kalbenser Jugendklubs ist - hat derzeit größere Sorgen: Die Weiterführung der Mobilen Jugendarbeit, die die Möglichkeit bietet, auch Jugendliche aus den weit auseinanderliegenden Dörfern der Einheitsgemeinde Kalbe einzubeziehen, ist möglicherweise in Gefahr. "Ab 2015 haben wir keine Sicherheit mehr. Die Finanzierung des Fachpersonals ist ungeklärt." Der Wegfall der zweiten 30-Stunden-Stelle würde das Aus für die mobile Jugendarbeit bedeuten, machte Schmieder unmissverständlich klar.

Die Begründung dafür, dass die Mittel aus dem Lokalen Aktionsplan nicht mehr fließen könnten, liege einfach darin, dass eine Projektförderung - denn als solches startete die Mobile Jugendarbeit 2008 - "nicht unendlich lange fortgesetzt wird". Das liege schließlich im Charakter eines Projektes: "Es ist auf einen Zeitraum begrenzt. Irgendwann muss es einfach fester Bestandteil unserer Arbeit werden" oder eben nicht.

Das allerdings, sagte Schmieder deutlich, wäre ein großer Rückschritt. Denn längst hat sich die Arbeit mit den Jugendlichen aus den Dörfern etabliert, wird von ihnen angenommen "und wir kümmern uns schon längst nicht mehr nur um Freizeit oder Ausflüge". Jugendarbeiter müssten heute zum Beispiel auch bei Problemen mit den Elternhäusern beraten, "wir unterstützen die Berufsfindung und werden auch oft sogar mit den Existenzängsten der jungen Leute konfrontiert", betont Schmieder. "Die Jugendarbeit wird nicht leichter" und sei auf keinen Fall von nicht ausgebildeten Mitarbeitern zu bewältigen.

Ohne die zweite Personalstelle, die derzeit mit 20000 Euro jährlich bezuschusst wird, könne das Abgebot deshalb nicht weiter aufrechterhalten werden. Und "die Signale sind deutlich", dass diese Mittel ab 2015 wegfallen könnten. "Sie können sich vorstellen, was das für uns bedeutet", so Schmieder.

Sie bat deshalb den Ortschaftsrat, "und natürlich auch den Stadtrat", zu überlegen, inwieweit beide Gremien die Jugendarbeit in Kalbe finanziell unterstützen könnten: "Wenn ein Fördertopf wegfällt, darf nicht der ganze Erfolg von sechs Jahren zunichte gemacht werden."

Dass die Mittel beschränkt seien, wie Ortschaftsrat Gerhard Gansewig erinnerte, wisse sie natürlich, bestätigte Schmieder. Derzeit wird der Jugendklub der Stadt mit 3000 Euro aus dem städtischen Haushalt gefördert, die Mobile Jugendarbeit mit weiteren 1500 Euro. "Darüber freuen wir uns auch." Und auch die sonstige Zusammenarbeit mit der Stadt sei gut, lobte Schmieder. In wenigen Monaten wird der Jugendklub in ein Objekt nahe der Schulen ziehen und sich damit räumlich vergrößern. Die Stadt hatte dem zugestimmt - das Gebäude gehört ihr - und die Awo auch gut bei der technischen Umsetzung unterstützt. Dennoch "sollte die Jugendarbeit der Stadt mehr wert sein", bat sie.

Und Schmieder traf damit im Ortschaftsrat auch nicht auf taube Ohren. "Es ist gut, dass wir wissen, dass das Projekt ausläuft. Jetzt müssen wir sehen, was wir machen können, auch der Stadtrat", sagte Ortsbürgermeister Heiko Gabriel. Positive Signale gab es auch von allen anderen Ortsräten.

Gerhard Gansewig erinnerte allerdings auch daran, "dass das Budget des Ortschaftsrates begrenzt ist" und zudem erst im nächsten Jahr wieder verteilt werden kann. Eine Idee wie Geld für die Awo fließen könnte, hatte dazu schon Kay Grahmann: "Dann müssen wir 2015 das Wachhaus wiedermehr zur Stadt rücken. Ich verstehe sowieso nicht, warum ein Großteil unseres Budgets immer dorthin geht."