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Nach Unfalltod eines Mitschülers Kinder fragen ehrlich: "Warum?"

Schulpsychologen könnten den Mädchen und Jungen der
Otto-Reutter-Grundschule helfen, zu verstehen, weshalb ihr Mitschüler
nicht mehr kommen wird. Am Mittwoch stellten Viertklässler dem
Kontaktbeamten der Polizei viele Fragen, die alle den tödlichen Unfall
als Hintergrund hatten.

Von Anke Kohl 02.10.2014, 03:08

Gardelegen l In der Gardeleger Otto-Reutter-Grundschule waren bereits am Dienstag eine Schulpsychologin des Landesschulamtes und die zuständige schulfachliche Referentin vor Ort, um "notwendige Maßnahmen abzustimmen und gegebenenfalls Unterstützung zu gewährleisten", teilte die Pressestelle des Kultusministeriums auf Nachfrage der Volksstimme mit. Wie genau diese Unterstützung aussieht oder welche Maßnahmen ergriffen wurden oder werden, war bis Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen. "Uns liegen derzeit keine Informationen zu diesem Fall vor. Da müssen wir erst nachfragen", ließ Pressesprecher Martin Hanusch mitteilen. Da die Pressesprecherin des Landesschulamtes im Urlaub sei und es keine auskunftsberechtigte Vertretung gebe, waren genauere Informationen vom eigentlich zuständigen Landesschulamt in Halle nicht zu erhalten.

Doch die Kinder haben Fragen. Und die stellten einige von ihnen am Mittwoch an Polizeihauptmeister Hans-Joachim Schmidt. "Warum gibt es an dieser Bushaltestelle kein Geländer?" Diese konkrete Frage richtete ein Viertklässler an den Kontaktbeamten der Polizei in Gardelegen. Kurz zuvor hatte Schmidt den Jungen und Mädchen ihre gerade erworbenen Fahrradführerscheine überreicht. Denn in dieser Woche hat an der Reutter-Grundschule die Radfahrprüfung für die Schüler der vierten Klassen stattgefunden.

Unfall beschäftigt Schüler

Einen eindringlichen, abschließenden Appell richtete der Polizeihauptmeister zum Schluss an die Viertklässler: "Denkt immer daran, die Straße ist kein Spielplatz, und ihr habt keinen Airbag. Geht und fahrt immer den sichersten Weg zur Schule. Und ich weiß, das ist nicht immer der kürzeste. "

Dass die Kinder durch den tödlichen Unfall eines ihrer jüngsten Schulkameraden am Montag gerade bei diesem Thema enorm sensibilisiert worden sind, zeigten die emporschnellenden Finger, als Schmidt sie aufforderte zu fragen, wenn sie noch etwas wissen wollten. "Warst Du bei dem Unfall am Montag dabei?", wollte ein Mädchen wissen. Ja, er habe in Solpke gerade den Schulweg an der Bundesstraße abgesichert, erzählte Hans-Joachim Schmidt. Er sei jedoch sofort nach dem Unfall bei Kloster Neuendorf dorthin beordert worden und habe sich um die Kinder an der Bushaltestelle gekümmert.

"Gibt es mehr Unfälle mit Kindern oder mehr mit Erwachsenen?" lautete die nächste Frage. Meistens seien es Unfälle mit Erwachsenen. Aber: "Jeder Unfall, bei dem jemand verletzt wird oder schlimmes passiert, ist einer zuviel", betonte er. Was denn sein schlimmster Unfall gewesen sei, wollte ein Mädchen wissen. "Unfälle sind immer schlimm. Aber das sind Sachen, die möchte ich euch nicht erzählen und die möchtet ihr wirklich nicht wissen", sagte der Polizist den Kindern. Zuletzt fragte ein Junge, der selbst auch an der Bushaltestelle Neu-Kloster zusteigt: "Warum stellen Sie dort keine Schilder auf? Da fahren ganz viele Autos mit 100 durch."

Hans-Joachim Schmidt erklärte den Kindern, dass er und seine Kollegen diese Bushaltestelle gut kennen und schon vor Jahren angeregt hätten, dass dort ein Geländer oder eine Brüstung installiert werden sollte. Das wurde aber nicht gemacht. "Ich hoffe, dass dort nun endlich etwas passiert", sagte der Polizeihauptmeister den Kindern.