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Sylvia Rothermel versucht den Traum ihres Mannes weiterzuleben / Förderverein des Schloss Isenschnibbe "ruht" "Meine Priorität ist jetzt mein Sohn"

Von Gesine Biermann 15.11.2014, 02:16

Sylvia Rothermel, Witwe des ehemaligen Schlossbesitzers Harald Rothermel, will das Lebenswerk ihres Mannes fortsetzen. Derzeit wird weiter am Schloss gearbeitet. Der Förderverein hat seine Aktivitäten allerdings zunächst eingestellt.

Gardelegen l Sie ist sehr gefasst. Und auch ihr Lächeln findet sie manchmal schon wieder. Doch hinter Sylvia Rothermel liegen schwere Zeiten.

Ihr und ihrem Mann Harald gehört seit sieben Jahren das Schloss Isenschnibbe. Der Forstingenieur im Ruhestand hatte das Objekt im Sommer 2007 ersteigert und sich seither für dessen Erhalt stark gemacht. Vieles hatte der Westphale in Eigenarbeit repariert. Wo sie konnte, hatte ihm seine zierliche Frau, eine gebürtige Chilenin, geholfen. Seit gut einem Jahr steht sie mit vielen Problemen um das denkmalgeschützte Riesenobjekt allein da. Harald Rothermel starb im November 2013 nach schwerer Krankheit. Er hinterließ neben seiner Witwe seinen kleinen Sohn, heute zehn Jahre alt, der in Gardelegen zur Schule geht. "Und meine Priorität ist jetzt auch mein Sohn", versichert Sylvia Rothermel. Alle Entscheidungen werde sie in seinem Interesse treffen. Und das bedeute derzeit, dass beide in Gardelegen bleiben werden.

Zu Schlossherren wurden beide indes mitnichten: Auch wenn Rothermel faktisch ein Schloss hinterließ, wohnen Sylvia Rothermel und ihr Sohn weiterhin in einer Wohnung im Nebengelass. Luxuriös ist dort nichts. Heizen müssen sie die Räume mit Holz und Kohlen. Vieles müsste auch repariert werden. Und auch die Arbeit auf dem Gelände können die beiden nicht leisten.

Bei Aufgaben wie Rasenmähen oder ähnlichem hatte Sylvia Rothermel im Vorfeld zeitweise allerdings der Förderverein Schloss Isenschnibbe unterstützt. Er war nur wenige Wochen vor Harald Rothermels Tod ins Leben gerufen worden. Rothermels gehörten selbst zu den Initiatoren. Der Verein hatte sich den Erhalt, die Wiederherstellung und die Nutzung des überregional bedeutsamen Kulturdenkmals mit den dazugehörigen Parkanlagen auf die Fahnen geschrieben. Die Mitglieder hatten sogar die Schlossfassade gereinigt.

Auch nach dem Tod von Harald Rothermel, so versichert der Vereinsvorsitzende, Alexander Guba, auf Nachfrage, hätten die Mitglieder gern weiter mit angepackt. Nicht jeder im Umkreis von Sylvia Rothermel sei indes mit dem Engagement der Vereinsmitglieder einverstanden gewesen, umschreibt Guba vorsichtig die Diskrepanzen, zu denen es nach Rothermels Tod kam. "Wir hätten Lust gehabt, weiter zu machen", betont er. Nun sei es aber "erstmal vorbei." "Wir haben Sylvia Rothermel mitgeteilt, dass es nicht mehr zur Eintragung des Vereines kommen wird", so Guba. Obwohl alle Papiere vollständig vorgelegen hatten. Alles sei ordentlich abgewickelt, ein kleiner Überschuss aus der Vereinskasse mittlerweile an den Denkmalpflegeverein übergeben worden.

Dennoch kann sich Guba vorstellen, den Verein wiederzubeleben, "wenn es eine klare Linie geben sollte, schon, weil die Geschichte des Hauses einfach spannend ist", - in die der Letzlinger übrigens schon viele Stunden Recherche steckte.

Und auch Sylvia Rothermel sieht den Rückzuge des Vereines noch nicht als endgültig an: "Wir machen jetzt erst einmal eine große Pause", sagt sie. Die letzte Zeit sei sehr schwer für sie gewesen. Ihr Mann habe so viele Kontakte gepflegt, all das könne sie nicht ersetzen. Dennoch möchte sie den Traum ihres Mannes weiterführen, versichert sie. Dankbar ist sie dabei für die Unterstützung der Freunde, die sie in Gardelegen gefunden habe. Und eines der größten Probleme sei ja zudem behoben, so Rothermel erleichtert. Zumindest von oben kann die Feuchtigkeit dem Schloss nichts mehr anhaben. Das Dach ist dicht. Das durfte auch ihr Mann noch erleben. Im Jahr 2012 war es dem Paar nämlich gelungen, die Kommune mit ins Boot zu holen. Gemeinsam mit der Stadt und dem Architekten soll nun ein neues Konzept erstellt werden, informiert sie. Denn über Fördermitteltöpfe floss bereits viel Geld in die Sicherung der Bausubstanz. Die Gesamtsumme der Förderung beträgt 300000 Euro. Eigenmittel mussten dafür aber weder die Stadt, noch die Schlossbesitzer aufbringen. Einzige Bedingung: Es dürfen nur Sicherungsmaßnahmen erfolgen.

Dennoch gab es im Stadtrat längst nicht nur Zustimmung für diese Förderung von Privatbesitz. Ohne eine Förderung wäre das Haus allerdings kaum zu erhalten. Das weiß nicht nur die neue Schlossbesitzerin, das bestätigt auch Alexander Guba.

Dass sich Besitzer einer solchen Immobilie an den Fördermitteln bereichern, sei auch nicht zu befürchten, betont Guba, denn die Besitzer könnten das Anwesen nicht verkaufen, ohne dass die Fördermittel zurückgezahlt werden müssten. Die Finanzierung würde zudem ins Grundbuch eingetragen und erst in Jahrzehnten abgeschrieben. Und, so Guba: Die Öffentlichkeit profitiert davon. Alexander Guba: "Es ist am Ende kein Privathaus, sonst wäre ein Zaun drum und das Tor zu."