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Nabu-Mitglieder informieren sich über Wiesenweihen-Schutzprojekt in der Region Zwischen Altmark und Afrika

Von Uta Elste 17.03.2015, 02:24

Dank des Wiesenweihen-Schutzprojektes hat sich im Altmarkkreis ein kleiner, aber stabiler Bestand der stark gefährdeten Greifvögel entwickelt. 2014 gelang es 11 von 18 Brutpaaren, insgesamt 32 Jungvögel aufzuziehen.

Winterfeld l Nach elf Jahren kann René Fonger, der das Wiesenweihen-Schutzprojekt für den Kreisverband Westliche Altmark des Naturschutzbundes (Nabu) betreut, eine zufriedene Zwischenbilanz ziehen. Mit einem durchschnittlichen Bestand von 15 bis 20 Paaren sei im Altmarkkreis ein gutes Niveau zu verzeichnen. Wichtig aus seiner Sicht: In der Region ist der Bestand der Vögel nicht wie anderswo, etwa in Brandenburg, wieder zusammengebrochen.

Die westliche Altmark ist das Schwerpunkt-Brutgebiet der Wiesenweihen, die den Winter in der afrikanischen Sahelzone verbringen und in den kommenden Wochen den Rückflug antreten. Beobachtungen weisen für das vergangene Jahr in der westlichen Altmark 18 Paare aus, 6 im Landkreis Stendal, dazu vereinzelte Beobachtungen im Börde- und im Salzlandkreis.

Die Wiesenweihen-Paare wählten ihre Brutgebiete 2014 in etwa wie in de vorhergehenden Jahren aus, berichtete René Fonger den Mitgliedern des Nabu während der Mitgliederversammlung in Winterfeld. So entschieden sich Paare für den Nestbau in der Jeetzeniederung, beispielsweise bei Leetze, drei Paare brüteten im Raum Ellenberg, zwei weitere bei Böckwitz. Einzelne Paare sichtete der Biologe auch bei Engersen und Faulenhorst, erstmals auch bei Stöckheim. Bei Mechau und Kaulitz sichtete René Fonger ebenfalls Wiesenweihen.

"2014 war ein Winterweizen-Jahr für die Wiesenweihen."

"Kurios ist dagegen, dass sich kein Paar den Kalbeschen Werder oder den Bereich Fleetmark aussuchte." Aus seiner Sicht ist ebenfalls bemerkenswert, dass sich ein Revierpaar, das zwar ein Nest baute, jedoch keine Jungen großzog, für die Feuchtwiesen bei Hoyersburg entschied, da die meisten Wiesenweihen ihre Nester in Getreidefeldern bauen.

Die Greifvögel bevorzugen die Getreidesorte, die zum Zeitpunkt des Nestbaus bereits so hoch gewachsen ist, dass sie dort für ihren Nachwuchs genügend Schutz finden. "Daher war 2014 ein Winterweizenjahr für die Wiesenweihen", resümiert René Fonger. Acht Paare bauten in einem Winterweizenfeld, sieben Nestern entstanden im Roggen, zwei in einem Gerstenfeld, eins im Feldgras. Im Jahr zuvor hatte er dagegen die meisten Nester (9) zwischen Wintergerste entdeckt und fünf in Roggenfeldern. "Es gibt darüber hinaus natürlich immer noch eine Dunkelziffer von Paaren, die wir nicht entdecken", gibt René Fonger zu bedenken.

Doch der Schutz durch eine hohe Vegetation reicht nicht immer aus. In Kooperation mit den jeweiligen Agrarbetrieben werden um die Nester Schutzzäune gebaut und das Getreide in der unmittelbaren Umgebung des Nestes bei der Ernte nicht gemäht. "Das klappt sehr gut mit dem Nestschutz", bedankt sich René Fonger für die Zusammenarbeit.

"Vielleicht sind die Kapriolen ein Zeichen des Alters."

Natürlich wollten die Nabu-Mitglieder wissen, welche Neuigkeiten es von den Vögeln gibt, die in den zurückliegenden Jahren im Altmarkkreis mit Sendern ausgestattet wurden und deren Flugrouten seitdem über die Homepage des Nabu verfolgt werden können. Astrid, das Wiesenweihen-Weibchen, das 2012 bei Neuferchau seinen Sender erhielt, verhielt sich 2014 recht unstet. Dass er sie erst Mitte Mai nahe Bandau entdeckte, sei auf ihren südlichen Überwinterungsort in Ghana zurückzuführen, erklärte René Fonger. In diesen Maitagen balzte sie bei Immekath mit einem Männchen, wenige Tage später kam ihr Signal aus dem Bereich zwischen Bandau und Peertz, kurz darauf aus dem Zichtauer Forst, um Ende Mai wieder nahe Bandau lokalisiert zu werden.

"Da war ziemlich viel Bewegung drin", kommentrierte René Fonger. Im Juni "pendelte" Astrid zwischen Tschechien und der Altmark, um dann später in ihr Überwinterungsquartier in Afrika aufzubrechen.

Und auch damit brachte das Wiesenweihen-Weibchen René Fonger zum Staunen, flog sie doch kurz vor der Sahara eine Schleife zurück nach Tunesien. Erst dann startete sie durch in ihr Winterdomizil. "Vielleicht sind diese Kapriolen ein Zeichen des Alters. Allerdings wissen wir nicht genau, wie hoch die Lebenserwartung einer Wiesenweihe ist", wagt René Fonger eine Vermutung. Umso gespannter sei er auf den Rückflug.

Wiesenweihen-Männchen Henry, dem ein Jahr nach Astrid bei Mechau ein Sender verpasst wurde, fand 2014 das angestammte Revier schon besetzt vor. Kurzerhand flog das Männchen einige Kilometer weiter. "Aber die Brut war nicht erfolgreich", fasst René Fonger den folgenden Gang der Dinge zusammen. Henry verließ schließlich die Altmark und verbrachte den Sommer 2014 in Polen und Litauen.

Sein persönliches Erfolgserlebnis des Jahres 2014 innerhalb des Wiesenweihen-Schutzprojektes verdankt René Fonger KY. Das Weibchen mit dieser Bezeichnung erhielt im Juli 2009 bei Nesenitz einen Ring und wurde von ihm im Mai 2014 wieder entdeckt. "Das spricht doch für eine gewisse Ortstreue."

Neben interessanten und erfreulichen Neuigkeiten hatte René Fonger für die Mitglieder des westaltmärkischen Kreisverbandes eine weniger gute Nachricht parat. In diesen Jahr stünden weniger Fördermittel für das Projekt zur Verfügung. "Ich hoffe jedoch, dass ich mich mit der gleichen Intensität darum kümmern kann", hofft der Biologe.