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Jagdhornbläser Mildetal boten grandioses Konzert in Zichtau / Hunderte Besucher begeistert Von Kaiserfanfare bis Kartoffelsupp`

Von Gesine Biermann 24.03.2015, 02:22

Ein Konzert "nur" mit Jagdhörnern erlebten die mehr als 200 Besucher am Sonnabend auf dem Gutshof in Zichtau. Im einstigen Rinderstall erklangen indes längst nicht nur Jagdsignale, sondern richtige Musikstücke, die so manchem Zuschauer ob ihrer Vielfalt sehr erstaunten.

Zichtau l "Auf, auf zum fröhlichen Jagen" tönt es durch den Rinderstall des Zichtauer Gutshofes, und mehr als 200 Menschen hören begeistert zu. Es ist allerdings kein Chor, der das alte Jägerlied singt, es erklingt nur instrumental, aber dafür stilecht und mehrstimmig und sehr virtuos gespielt auf zehn Parforcehörnern. Da fühlt sich so mancher Gast sofort in den Wald versetzt und riecht direkt den Tannennadelduft.

Obwohl, der könnte auch von der Dekoration herrühren. Überall im Saal findet sich am Sonnabendnachmittag nämlich Tannengrün. Schließlich sind die Gastgeber nicht nur Musiker, sondern zumeist Jäger, die Veranstaltung ein "jagdlicher Nachmittag", wie Berges Revierförster, Jäger und Jagdhornbläser Detlev Riesner betont. Er führt die Gäste gut gelaunt durchs "Konzert der Generationen", zu dem die Mildetaler Jagdhornbläser in dieser Form übrigens zum ersten Mal eingeladen haben.

"Demnächst wollen wir zur Bundesmeisterschaft nach Darmstadt fahren."

Detlev Riesner

Dass so viele Interessenten da sind, ist aber wohl selbst für die Gastgeber eine Überraschung. Auf dem Gutshof lässt sich ab 14.45 Uhr kaum noch ein Parkplatz finden. Doch der Weg hat sich für alle gelohnt, denn was die Mildetaler da auf die Beine gestellt haben, kann sich absolut hören lassen.

So erklingen mehrstimmige Lieder wie "Der Anbruch des Tages", der "Marsch der Jäger" oder auch die "Kaiserfanfare", die zu DDR-Zeiten konsequent als "Jagdstück Nummer 11" bezeichnet worden sei, um den reaktionären Kaiserbegriff zu umgehen, wie Riesner dem amüsierten Publikum verrät.

Welch erstaunliche Tonvielfalt die Mildetaler Jagdhornbläser ihren Instrumenten entlocken können, begeistert die Zuhörer dabei besonders. Dass es so gut klingt, sei aber natürlich vor allem Übungssache, bestätigt Detlev Riesner später in der Pause. Einmal wöchentlich treffen sich Mitglieder - aktuell neun Männer und mit Diana Ludwig eine Frau - zur Probe.

"Dahinter stecken ganz viel Arbeit, Geduld und Organisatorisches."

Detlev Riesner

Derzeit spielt das Ensemble allerdings sogar zweimal wöchentlich gemeinsam, "denn demnächst wollen wir zur Bundesmeisterschaft nach Darmstadt fahren", verrät Riesner. Und da rechnen sich die Altmärker - übrigens die einzige Parforcehornbläsergruppe in Sachsen-Anhalt - durchaus Erfolge aus: "Beim letzten Mal war es immerhin der fünfte Platz" sagt Riesner stolz.

Apropos Stolz, den können die Mildetaler Jagdhornbläser auch ganz besonders für ihre Nachwuchspflege an den Tag legen. Den zehn erwachsenen Bläsern stehen aktuell nämlich 20 Jungbläser gegenüber. Ausgebildet werden sie von Rüdiger Kass, der die Kinder in zwei Gruppen wöchentlich in Gardelegen und Estedt unterrichtet.

"Und dafür sind wir ihm auch sehr dankbar", so Riesner, "denn dahinter stecken einfach viel Arbeit, Geduld und Organisatorisches." Für sein Engagement sei der Weteritzer im vergangenen Jahr deshalb auch verdient zum Altmärker des Jahres - einer Aktion der Volksstimme - gewählt worden, erinnert Riesner. Und dafür gibt es aus den Zuschauerreihen am Sonnabendnachmittag denn auch noch mal Spontanapplaus.

Den bekommen dann aber selbstverständlich auch die Jüngsten, die zur Begeisterung der Gäste nicht nur kleine Lieder, sondern sogar eine ganze Jagd mit all ihren Signalen vom "Sammeln der Jäger" bis hin zur "Kartoffelsupp`", dem Schüsseltreiben, auf ihren Fürst-Pless-Hörnern spielen. Den Programmpunkt hatte der Estedter Jäger Otto Volber mit vorbereitet, konnte aber beim Auftritt krankheitsbedingt leider nicht dabei sein, bedauert Riesner.

Rüdiger Kass selbst wandte sich schließlich mit einer Bitte an die Gäste des Konzertes: Für die Kinderbläsergruppe würden noch Fürst-Pless-Hörner mit Ventilen gebraucht: "Wer da noch so ein altes Jagdhorn zuhause hat, das würden wir Ihnen gern abnehmen", so Kass augenzwinkernd.