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Landschaftsökologe zum Waldbad in Zichtau "Wir haben die Blaualgen gefüttert"

Effektive Mikroorganismen, Fischbesatz, Ablassen des Wassers, Einbau eines Biotops, Zuführen von frischem Brunnenwasser - gegen die Blaualgenplage in Zichtauer Waldbad wurde vieles unternommen. Aus wissenschaftlicher Sicht war das meiste davon falsch.

Von Anke Kohl 11.04.2015, 03:21

Zichtau l "Nach Aussage des wissenschaftlichen Mitarbeiters haben wir so ziemlich alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden konnte", berichtete Ortschaftsrätin Martina Näfe ihren Kollegen während der Sitzung des Zichtauer Ortschaftsrates am Donnerstagabend im Waldbad-Café. Gemeint sind damit die Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren unternommen wurden, um die Blaualgen im Zichtauer Waldbad zu bekämpfen und so die Wasserqualität für das beliebte Badegewässer stabil zu halten.

Mindestens erstaunt, wenn nicht gar ungläubig schauten die Mitglieder des Zichtauer Ortschaftsrates nach dieser Eröffnung ihrer Ratskollegin. Näfe, die auch Mitglied im Förderverein des Waldbades ist, war gemeinsam mit Jörg Michelfeit im Februar zu einem Bremer Institut für Umweltanalytik gefahren, das sich auf Limnologie (Süßwasserkunde) spezialisiert hat. Gemeinsam brachten die beiden Mitglieder des Fördervereins das Problem des seit einigen Jahren wiederkehrenden Blaualgenbefalls im Waldbad konkret vor. "Über drei Stunden hat uns ein Mitarbeiter dort anhand von Untersuchungsergebnissen erklärt und gezeigt, wie sich das, was wir angewendet haben, auswirkt", berichtete Jörg Michelfeit.

Vom Einsatz effektiver Mikroorganismen habe der Bremer Landschaftsökologe Tim Epe strikt abgeraten. "Wir hätten die Algen sozusagen richtig schön gefüttert, hat er erklärt", berichtete Martina Näfe. Auch die Zufuhr von frischem Brunnenwasser, zumal noch phosphatbelastet, könne nicht zuträglich gewesen sein. Der Besatz mit Fischen sei insofern ungünstig, als dass diese ab einer gewissen Wassertemperatur zu gründeln beginnen und so die Bodensedimente aufwühlen, was wiederum die Algen vom Grund aufwirbele. Dass sie selbst regelrecht erschüttert waren von den Aussagen des Landschaftsökologen, erklärten Martina Näfe und Jörg Michelfeit unisono.

Fördervereinsmitglied Jörg Hübner erklärte, dass Blaualgen ab einem bestimmten Zeitpunkt Mutterzellen bilden, die sich im Boden absetzen und dann wieder austreiben. Daher sei es wichtig, den Boden des Waldbades in diesem Jahr wieder um mindestens fünf Zentimeter abzutragen. "Damit werden wir nicht alles wegbekommen. Das wäre illusorisch", erklärte er, "aber wir müssen das schon machen."

Diese Maßnahme ist für den ersten Arbeitseinsatz im Waldbad bereits in Planung erklärten sowohl die anwesenden Fördervereinsmitglieder als auch Ortsbürgermeisterin Astrid Läsecke. Termin ist der 25. April. Der Verein habe sich bereits um die entsprechende Technik bemüht. "Dahingehend haben wir als Förderverein doch schon mal einige Hausaufgaben gemacht", sagte Astrid Läsecke.

Auch Big Bags mit Kalk habe die Stadt bereits geordert, sie stünden bereit, um den Phosphatgehalt des Bodens anschließend wenigstens teilweise zu neutralisieren. "Aber um den Kalk auszubringen, brauchen wir viele Helfer", fügte Läsecke hinzu.

Um eine nachhaltige Lösung für das Waldbad zu finden, soll nun eine intensive Sedimentuntersuchung stattfinden. Drei Angebote von entsprechend qualifizierten Instituten hat der Förderverein eingeholt. Was nun fehlt, ist die Finanzierung. Rund 4000 Euro würden für die Sedimentuntersuchung und Wasserbeprobung gebraucht. "Nun sind wir auf der Suche nach Sponsoren. Der Förderverein hat sich bereits auf den Zuschuss von 1000 Euro verständigt", kündigte Astrid Läsecke an.