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Permanente Stellenausschreibungen Kitas: zwei Millionen Euro Defizit jährlich

Die Stadt will dem Erziehernotstand in städtischen Kindereinrichtungen mit zehn Neueinstellungen begegnen. Und zwar vier Einstellungen zum 1. Juli und sechs zum 1. August. Ob die Bewerber ihre Verträge auch unterzeichnen, bleibt abzuwarten. Auch gestern liefen wieder Vorstellungsgespräche.

Von Cornelia Ahlfeld 04.06.2015, 03:23

Gardelegen l 25 Mitarbeiter aus städtischen Kindereinrichtungen sind in den vergangenen Jahren über Altersteilzeit in den Ruhestand gegangen. "Seit zwei Jahren laufen permanent Ausschreibungen für Neueinstellungen", sagte Bürgermeister Konrad Fuchs in der jüngsten Stadtratssitzung. Die 25 Stellen sollen nach und nach mit jüngeren Kollegen besetzt werden. "Wir konnten dadurch den Altersdurchschnitt in den Kitas von 52 Jahren auf etwas unter 50 drücken", so Fuchs.

Fuchs: Reservepersonal zu teuer

Aus den Einrichtungen käme zwar vielfach der Wunsch, Reservepersonal oder Springer vorzuhalten. Das aber, so Fuchs, werde noch teurer. Das jährliche Defizit bei den Kitas liege zurzeit schon bei etwa zwei Millionen Euro. "Um die Elternbeiträge so zu halten, wie sie jetzt sind, müssen wir aus dem städtischen Haushalt jedes Jahr diese Summe zuschießen", betonte Fuchs.

Im aktuellen Planungsentwurf für 2015 seien Gehaltserhöhungen von fünf Prozent berücksichtigt. Allerdings, so Fuchs mit Blick auf den Erzieherstreik, "werden wir mit fünf Prozent wohl nicht auskommen". "Da wird noch was auf uns zukommen", prophezeite Fuchs.

Das Thema Erziehernotstand in den Kindereinrichtungen hatte CDU-Stadträtin Sandra Hietel aufs Tapet gebracht. Sie sei frustriert und enttäuscht, wenn sie sehe, dass bei einem Mitarbeiterstand von 130 in 2014 es zu 2015 eine Steigerung auf nur 132 Mitarbeiter gebe. "Nur zwei Einstellungen. Da ist zu wenig. Können wir damit überhaupt den Bildungsauftrag erfüllen? Ist denn die Betreuung und Aufsicht gewährleistet?", fragte Hietel.

"Im Moment sind wir guter Dinge, dass wir mit den Neueinstellungen personell auskommen werden. Bisher haben wir es immer geschafft, den Bildungsauftrag zu erfüllen", versicherte Manuela Dietrich-Beckers, in der Stadtverwaltung unter anderem für die Kindereinrichtungen zuständig.

Kita Berge ein Tag geschlossen

Sie räumte allerdings ein, dass es in jüngster Vergangenheit akute Personalprobleme gegeben habe, so wie am 26. und 27. Mai, als von 132 Kollegen und vier Praktikanten 80 Mitarbeiter aufgrund von Krankheit, Urlaub, Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft oder Elternzeit gefehlt hätten. Für einen Tag musste aufgrund der Personalnot die Berger Kita geschlossen werden. "Das war schon ein harter Brocken. Ich bin froh, dass wir die zehn Leute jetzt einstellen werden", sagte Dietrich-Beckers. Sie dankte zugleich ihrem Team, den verbliebenen Kollegen in den Einrichtungen, die unter hoher Belastung diese Tage überbrückt hätten. Die Einstellung der neuen Mitarbeiter erfolge zunächst befristet für ein Jahr, so Dietrich-Beckers.

Nach Auffassung von Hietel sollte die Stadt besser mit unbefristeten Verträgen arbeiten, um die neuen Mitarbeiter - in der Regel junge Frauen - in der Region zu halten und den Familien Sicherheiten zu bieten.

Im Moment allerdings sei personell eine Entspannung nicht wirklich in Sicht, sagte Manuela Dietrich-Beckers gestern im Nachgang der Sitzung. Ob wirklich alle ausgewählten Bewerber ihre Verträge unterzeichen, bleibe abzuwarten. Auch gestern seien wieder viele Vorstellungsgespräche gelaufen.