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Bau-, Sozial- und Hauptausschuss gegen den Bau eines Pflegeheimes an der Pfahlweide "Trend in Richtung Pflege zu Hause"

Von Cornelia Ahlfeld 03.07.2015, 03:02

Sowohl der Bauausschuss als auch der Sozial- und Hauptausschuss haben sich mehrheitlich für einen CDU-Antrag ausgesprochen, den Neubau eines Pflegeheimes an der Pfahlweide abzulehnen. Am Montag, 6. Juli, entscheidet abschließend der Stadtrat.

Gardelegen l 90 Plätze sollte es haben, das neue Pflegeheim an der Pfahlweide. Als Investoren hatten sich am 18. Mai bei einem Lokaltermin im Bauausschuss Stephan Bonk und Matthias Heller von der pib-invest GmbH aus Mühlhausen vorgestellt, eine Firma, die sich nach eigenen Angaben auf den Bereich der Pflegeimmobilien spezialisiert hat. Ein Pflegeheim mit Hotelcharakter, mit Atrium, Cafeteria und zehn Wohnungen für betreutes Wohnen - eine Investition von mehreren Millionen Euro. Betreiben werde die Firma das Objekt nicht. Es sei Firmenphilosophie, dass die Betreiber aus der Region kommen sollten, hieß es am 18. Mai.

Geht es nach dem Willen der CDU-Fraktion, wird es dieses Pflegeheim nicht geben. Die Union hat einen Antrag eingereicht, das Vorhaben abzulehnen. Die Investoren hätten nicht schlüssig darlegen können, "dass weiterer und akuter Bedarf an Pflegeplätzen besteht". Außerdem sei das Pflegeheimprojekt in Letzlingen weiterhin aktuell. Es sei zu bedenken, dass der Investor bauen wolle, ohne einen geeigneten Betreiber zu haben. "Wir befürchten, dass hier eine Investruine entsteht", heißt es in der Begründung zum CDU-Antrag.

Sowohl der Bau- als auch Sozial- und Hauptausschuss folgten mehrheitlich dem Ansinnen der CDU-Fraktion.

"Wir brauchen kein zusätzliches Pflegeheim."

Ortsbürgermeister Siegfried Jordan

"Diese Statistiken, da kann ich nicht immer mitgehen", eröffnete Bauausschussvorsitzender Gustav Wienecke (Gemischte Fraktion) die Diskussion. Wie Statistiken mitunter zu werten seien, zeige das Beispiel der Letzlinger Grundschule. "Erst hatten wir zu wenig Schüler, jetzt haben wir zuviel", sagte Wienecke.

Lindstedts Ortsbürgermeister Siegfried Jordan betonte die Nähe zu Bismark und Kalbe als Pflegeheimstandorte. "Und mit dem Haus im Schlüsselkorb sind wir auf einem guten Weg. Wir brauchen kein zusätzliches Pflegeheim", stellte Jordan fest. (Beim Haus im Schlüsselkorb handelt es sich um das Pilotprojekt der Wohnungsbaugesellschaft "Demografische Sanierung - Straße der Freundschaft 10-12, barrierearm mit Fahrstühlen, Anm. d. Red.).

"Wir wollen doch die Leute herholen und nicht wegschicken nach Bismark oder Klötze", kritisierte Linke-Stadtrat Sieghard Dutz die Gegner des Projektes.

Stadträtin Hannelore von Baehr stellte Pflegeheime insgesamt in Frage. "Alte Leute sollten so lange wie möglich zu Hause gepflegt und nicht ins Heim gegeben werden", so von Baehr. Außerdem hätten die Altenheime in Gardelegen schon jetzt personelle Probleme.

"Konkurrenz belebt das Geschäft", betonte Sieghard Dutz. "Das sehe ich auch so", sekundierte Harald Rolletschek, als berufener Bürger für die SPD im Bauausschuss.

"Der Trend geht in Richtung Pflege zu Hause", hat dagegen CDU-Stadtrat Klaus Fehse festgestellt. Außerdem sei das kein "gesunder Wettbewerb". Das Pflegepersonal werde "gegenseitig abgeworben", so Fehse weiter. Es sei besser, so wie im Antrag seiner Fraktion formuliert, an der Pfahlweide Bauland auszuweisen, vielleicht auch in größeren Parzellen als sonst üblich. Gardelegen habe ausreichend Pflegeheime. Und in Letzlingen sei auch eines geplant. "Wir haben einen Investor, der in Letzlingen bauen will und seit sieben Jahren kämpft. Dem müssen wir alle Unterstützung geben", stellte Wienecke klar.

Für SPD-Stadtrat Ulrich Scheffler war die "ganze Diskussion Sturm im Wasserglas". Es gehe zunächst nur um die Planungsphase. Er sei zwar nicht für einen auswärtigen Betreiber, aber für einen aus der Region schon. "Wir können doch gar nicht einschätzen, wie der Pflegebedarf in zehn Jahren aussieht", gab Scheffler zu bedenken.

Letztlich gab es im Bauausschuss eine Mehrheit für den CDU-Antrag, ebenso im Hauptausschuss. Am Montag, 6. Juli, entscheidet abschließend der Stadtrat ab 19 Uhr im Rathaus.