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Die neuen Gardeleger Stadträte im Portrait: Heute Maik Luer (41) / Morgen: Torsten Mekelberger Dannefelder mag keine Halbheiten

Von Antje Mewes 11.02.2011, 05:25

Am 28. November wurde in Gardelegen ein neuer Stadtrat gewählt. Die Volksstimme stellt in den folgenden Ausgaben täglich eine(n) der 36 Ratsfrauen und Ratsherren vor.

Dannefeld. "Nicht quatschen – machen" steht auf dem T-Shirt von Maik Luer. Und das scheint auch die Lebensmaxime des Wahl-Dannefelders zu sein. Langeweile ist für ihn ein Fremdwort. Die Arbeit in drei Schichten, der Posten in der Gewerkschaft, die Ratsarbeit, sein Hobby, das Kegeln, sowie die Arbeit in Haus und Hof in Dannefeld füllen seine Tage komplett aus. Dann kommt am Wochenende Sohn Daniel (19) vom Bund nach Hause und legt einen großen Berg Schmutzwäsche vor der Waschmaschine ab. "Und schon ist er wieder verschwunden", sagt Vater mit einem Lächeln.

Nach der Scheidung der Eltern, als Daniel selbst bestimmen durfte, bei wem er leben möchte, zog der damals Elfjährige zu seinem Vater. Tochter Lisa (15) lebt bei ihrer Mutter in Emden. "In den Ferien kommt sie immer zu uns", erzählt Luer. Dann nehme er sich ganz viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Mit im Haushalt leben auch Kater Krümel und Hündin Kira.

Alleinerziehender Vater zu sein, sei nicht so einfach gewesen, zumal er immer in Schichten gearbeitet habe. Hilfe und Unterstützung gab es von Nachbarn und Freunden. Und das ist es auch, was ihm an seinem Heimatort gefällt. "Ich habe top Nachbarn und Freunde hier. Wir unterstützen uns gegenseitig. Das ist ein Geben und Nehmen", so Luer.

Ursprünglich ist er Magdeburger. In der heutigen Landes- und damaligen Bezirkshauptstadt wurde er 1969 geboren. In seine alte Heimatstadt, in der er aufwuchs, zehn Jahre zur Schule ging und Klempner lernte, zieht ihn heute noch der Handball. "Ich bin großer SCM-Fan", erzählt Luer. Sein Lieblingsspieler ist nach wie vor Stefan Kretzschmar, auch wenn er nicht mehr aktiv spielt. "Der ist in Ordnung", so Luer. Gern erinnert er sich an ein Zusammentreffen mit dem Handballstar, der ihm ein Trikot mit seinem Autogramm verzierte.

Luer selbst war als Kind und Jugendlicher Leichathlet und auf den Langstrecken im Laufen zuhause. "Ab 1500 Meter hab ich mich wohlgefühlt", erzählt er. Eine Aufnahme an die Sportschule war geplant. Weil ein Familienmitglied einen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde nichts daraus. Das Laufen blieb seine Passion. Zweimal – 1993 und 2003 – ist er den Berlin-Marathon mitgelaufen. Heute komme er aber nur selten dazu, zu trainieren. "Jetzt renne ich mit unserem Hund durch den Drömling", erzählt er lächelnd.

Nach der Klempnerlehre kam die Armeezeit in Eggesin, und gleich nach der Wende verließ er die Noch-DDR in Richtung Westen. In Helmstedt suchte er sein Glück, arbeitete dort bei einer Malerfirma und ging schließlich zu VW nach Wolfsburg. "Zwölf Jahre habe ich am Fließband gestanden", berichtet er. Jetzt arbeitet er wieder in seinem alten Beruf in der Instandhaltung der Maschinen, Rohren und Schläuchen in den Produktionshallen von VW.

Der Dannefelder, der 1993 dort ein Haus kaufte und renovierte, ist Mitglied der Gewerkschaft IG Metall und in dieser Eigenschaft Vertrauensmann für 40 Mitarbeiter von VW. Das bedeutet, dass er Informationen des Betriebsrates weitergibt und sich für die Belange der Kollegen einsetzt. Zudem ist er Mitglied der Leitung der Vertrauensleute. Posten, die zusätzliche Arbeit bedeuten. "Ich stehe hinter dem, was ich mache. Halbheiten bringen keinem etwas", sagt er.

Politisch fühlt er sich zur SPD hingezogen, trägt aber nicht alles mit, was die "große Politik so verzapft". Ein Beispiel ist für ihn die Rente mit 67. "Das kommt für mich nicht in Frage", so Luer. Deshalb und wegen anderer politischer Entscheidungen sei er auch kein SPD-Mitglied.

"Ich bin zufrieden mit meinem Leben"

Luer arbeitete im Gemeinderat, der jetzt Ortschaftsrat von Dannefeld ist, mit. Gemeinsam mit seinem Dannefelder Stadtratskollegen Andreas Finger will er versuchen, für seinen Heimatort im großen Gebilde Einheitsgemeinde Gardelegen etwas zu erreichen. Ihm sei klar, dass das nicht einfach sein wird. ""Wir müssen uns erst einmal alle zurechtfinden", sagt er. Für seine Fraktion ist er Mitglied des Bauausschusses. Ein Problem, das viele Dannefelder bewege und das dringend einer Lösung bedürfe, sei eine bessere Internetanbindung des Ortes. Schon mehrfach habe der Rat versucht, DSL nach Dannefeld zu bekommen, sei aber bisher immer gescheitert.

Maik Luers großes Hobby ist das Kegeln. Die Dannefelder Sportgemeinschaft hat eine Sektion dieser Sportart und Luer hat in den vergangenen dreieinhalb Jahren eine Kinder- und Jugendgruppe aufgebaut, deren Mitglieder erfolgreich auf Kreis- und Landesebene unterwegs sind. Fünf der sieben jungen Kegler haben sich für die Landesmeisterschaft qualifiziert. Einmal pro Woche wird trainiert.

Er selbst kegelt bei den Männern mit, macht die Öffentlichkeitsarbeit der Sektion, führt deren Chronik und ist Staffelleiter der Kreisklasse. Dass er sich auch in die Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Sportvereines einbringt, ist da keine Frage. Hat er auch mal Zeit zum Entspannen? "Ja wenn ich alte Dinge, wie Milchkannen, andere landwirtschaftliche Geräte oder Stühle, aufarbeite", sagt der 41-Jährige und fügt hinzu: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben."