Bauausschuss und Sozialausschuss stimmten Nachschlägen für Otto-Reutter-Grundschule zu Kritik an Mehrkosten

Von Jörg Marten 17.03.2011, 04:31

Der Bau- und der Sozialausschuss haben die Mehrkosten in Höhe von 90 000 Euro für die Sanierung der Otto-Reutter-Grundschule gebilligt und dem Stadtrat empfohlen. Allerdings gab es in beiden Ausschüssen einige kritische Nachfragen, warum gerade die 20 000 Euro Mehrkosten für Schachtarbeiten nicht vorher bekannt waren.

Gardelegen. Ortstermin im Halbdunkeln: Der Bauausschuss sah sich am Montagabend vor Beginn der Sitzung die Bauarbeiten an der Otto-Reutter-Grundschule an. Auf dem Schulhof erklärte ihnen Planer Günther Mertens, wo das Problem für einen Teil der die Mehrkosten liegt: im Boden nämlich.

Denn der hat eine andere Beschaffenheit, als der Planer das zuvor erwartet hatte. Mertens betreut auch die Baumaßnahme an der Schule, die - gefördert über das Konjunkturpaket II - rund 150 000 Euro kosten sollte, nun aber wohl 90 000 Euro teurer wird. Die 87,5-prozentige Förderung der Hauptmaßnahme greift für den Nachschlag aber nicht. Über das Stadtumbauprogramm aber könnten zwei Drittel der Bausumme gefördert werden, so dass die Stadt von den 90 000 Euro rund 30 000 Euro aus Eigenmitteln aufbringen müsste.

Wegen des Anbaues des Treppenhauses und aufgrund der Isolierung der Außenwand müsse ein 2,80 Meter tiefer Schacht entlang der Außenmauer der Schule gegraben werden, sagte Mertens. Geplant gewesen sei, die Baugrubensicherung im üblichen Verbau mit Kanthölzern und Bohlen herzustellen. Der Prüfstatiker habe zur Bodenbeschaffenheit im Vorfeld nichts sagen können, erläuterte Mertens. Vor ein paar Wochen aber habe der Statiker nach einer Begehung gefordert, die Schachtung mit einem teureren Verfahren zu sichern, damit die angrenzenden Gebäude keine Schäden davontragen. Die 20 000 Euro Mehrkosten, die für dieses Verfahren nun benötigt würden, seien "eng" kalkuliert, sagte Mertens: "Aber es geht." Mertens zeigte sich zuversichtlich, dass die Spezialfirma in dem engen Bereich zwischen Schule und Nachbargrundstück die Stahlträger des Verbaues in den Boden bringen könne. In einem Bereich allerings, in dem das Dach eines Nachbargebäudes übersteht, könne es schwierig werden. Der Wannefelder Stadtrat Gustav Wienecke hatte bei dieser Schilderung kein gutes Gefühl: "Und dann gibt\'s Nachschlag. Das kennt man."

Später gab es weitere Kritik, unter anderem von Sven Grothe (Liste Feuerwehr): "Wenn ich im Vorfeld weiß, dass ich 2,80 Meter runter muss, muss ich mir Gedanken machen, wie ich das löse." Nun aber im Nachgang zu kommen, weil man 20 000 Euro mehr benötige, "damit habe ich meine Probleme".

Mertens erläuterte, es habe eine Übereinkunft mit dem Prüfstatiker gegeben, wonach die Frage der Sicherungsart erst geklärt werden sollte, wenn klar sei, welche Firma die Arbeiten ausführe. Mertens: "Ausgeschrieben haben wir mit einem einfachen Verbau." Grothe dazu: "Das ist nicht Sinn und Zweck einer Ausschreibung, erst eine Firma zu finden und zu gucken, wer das macht."

Bauamtsmitarbeiterin Petra Külper erläutete, dass die Schachtung an der Fassade unbedingt nötig sei: Zum einen, weil dort ein zweiter Fluchtweg angebaut werden müsse, zum anderen zur Dämmung der Fassade. Denn das Projekt werde über das Konjunkturpaket II gefördert, die Maßnahmen sollten auch der Energieeinsparung dienen. Külper: "Runter müssen wir auf jeden Fall."

Obwohl längst vom Stadtrat beschlossen und längst in Auftrag gegeben, entspann sich eine Debatte zur Art der Fluchttreppe. Die Alternative, eine offene Brandtreppe, lehnte Mertens ab: "Kinder scheuen sich, bei Panik auf solch einer Treppe nach unten zu gehen." Doch Hannelore von Baehr befand: "Das geht auch mit einer preiswerteren Treppe." Dem widersprach Petra Külper. Die Treppe müsste als Fluchttreppe ständig schnee- und eisfrei gehalten werden. Külper: "Und auch Erwachsene haben Angst, sich da hinzustellen."

Vom Erdreich ging es auf den Boden der Schule. Dort, über der Aula, war im Zuge der Sanierungsarbeiten entdeckt worden, dass der alte Dachstuhl stark sanierungsbedürftig ist. Die zum Teil stark verbogenen Dachbinder seien nicht mehr standsicher, hatte ein Stendaler Gutachter befunden. Die Arbeiten waren sofort gestoppt worden. Weder von außen noch von der Aula aus waren die Schäden zu erkennen. Sie tauchten erst auf, als die abgehängte Decke und eine weitere Verkleidung entfernt worden waren. Kosten der Sanierung: 70 000 Euro. Sie sei aber absolut notwendig, betonte der Ausschussvorsitzende Wolfgang Reboné. Widerspruch gab es nicht.

Bei der Abstimmung stimmten sechs Mitglieder für die Mehrkosten von 90 000 Euro - auch Grothe, wenn auch erst nach einigem Zögern. Maik Lüer und Hannelore von Baehr enthielten sich.