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Zu viel Schalenwild im Altmarkkreis: Referent für Forst- und Jagdhoheit, Ulrich Mette: "Ein Umdenken der Jäger ist unumgänglich"

29.03.2011, 04:29

Zichtau (gb). Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Sachsen-Anhalt so viel Schalenwild wie aktuell. "Ein Umdenken der Jäger" sei damit unumgänglich, mahnte am Sonnabend Ulrich Mette von der Obersten Jagdbehörde des Landes während der Kreisjägerkonferenz in Zichtau. Eine "Vereinfachung des Abschussplanes und der Abbau bürokratischer Hürden" ziehe sich deshalb auch "wie ein roter Faden" durch das neue Jagdgesetz, das der Landtag im Februar beschlossen hatte. Und zwar einstimmig, das nämlich sei bemerkenswert, so der Forstexperte.

Einig waren sich am Sonnabend indes wohl alle, dass der stetig steigende Wildbestand ursächlich ist für die hohe Wildunfallzahl. Mette nannte auch Zahlen. 1062 Unfälle mit Wildbeteiligung wurden im vergangenen Jahr im Altmarkkreis registriert. "Damit steht Salzwedel an vierter Stelle im Land." Berücksichtige man aber die Fakten, dass der Kreis die geringste Bevölkerungsdichte und darüber hinaus nur das dünnste Straßennetz aufweise, verschiebe sich die Statistik.

"Klarer Auftrag" des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt sei deshalb, "alle Anstrengungen zu unternehmen, den Bestand auf ein vertretbares Maß zurückzuführen", mahnte Mette.

Den Abschussplan für 2010 hatten die Jäger indes in keiner Wildart erfüllt. So wurden laut Angaben von Kreisjägermeister Ulrich Brückner von 319 geplanten Stücken Rotwild nur 243 gestreckt. 797 erlegte Stücke Damwild stehen einer Planzahl von 958 gegenüber. Ähnlich sieht es in den Bereichen Muffelwild (198 von geplanten 351 Tieren wurden gestreckt) und Rehwild aus. 6505 Tiere hätten die Jäger im Altmarkkreis erlegen dürfen, 5291 waren es letztendlich nur.

Mit den Erleichterungen des neuen Jagdgesetzes soll dies nun anders werden. Ab dem 1. April falle unter anderem der Abschussplan für Rehwild weg, bestätigte gestern Revierleiter Ralf Pieper aus Gardelegen noch einmal im Gespräch mit der Volksstimme. Zudem gebe es auch bei Rot- und Damwild keine Güteklassen mehr.

"Hegegemeinschaften haben aber immer noch die Möglichkeit, für sich eine Klassifizierung vorzunehmen", erläuterte Pieper. Hier habe der Gesetzgeber Spielraum gelassen.

Pieper erläuterte am Sonnabend während der Kreisjägerkonferenz im Zichtauer Ferien- und Freizeitpark schließlich auch noch einmal die ausgestellten Trophäen. Diese waren zumeist von Revierinhabern eingereicht worden, die zu keiner Hegegemeinschaft gehören. darunter auch zwei beeindruckende Trophäen von Erntehirschen, die bereits älter als zehn Jahre waren.

Interessant anzuschauen waren zudem die Gehörne von zwei Tieren aus der oberen Altersklasse, deren Kronenentwicklung "sehr markant, fast schon schaufelartig war", so Pieper.

Ein echter Hingucker war aber auch die Trophäe eines Hirsches, die Ulrich Scheffler aus Breitenfeld eingereicht hatte. Diese wies "beim ersten Hinschauen gleich drei Stangen auf." Eine von ihnen hatte sich nämlich gleich im unteren Bereich geteilt, erläuterte Pieper.