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Bürgermeister sprach auf Einladung des Heimatvereins über die demographische Entwicklung in der Einheitsgemeinde: "Künftige Elterngeneration bricht weg"

Von Conny Kaiser 09.04.2011, 04:26

Es ist nicht neu, dass die Einheitsgemeinde Kalbe Einwohner verliert. Neu ist aber die Dramatik, mit der dies geschieht. Die Zahlen dazu stellte Bürgermeister Karsten Ruth am Donnerstagabend Mitgliedern des Heimatvereins und anderen Einwohnern vor. Dort appellierte er an alle Bürger, sich mit dafür einzusetzen, dass dieser Trend abgeschwächt wird.

Kalbe. "Die Bevölkerung wird weniger, die Krähen werden immer mehr." Das, so An-drea Müller, Vorsitzende des Kalbenser Heimatvereins, habe jemand zu ihr gesagt, als sie sich auf die Veranstaltung am Donnerstagabend vorbereitet habe. Da nämlich konnte sie den Bürgermeister der Stadt, Karsten Ruth, im Café Friedenseck begrüßen. Das Thema lautete "Die demografische Entwicklung in der Einheitsgemeinde Kalbe".

Vergreisung setzt ein

Die sieht alles andere als rosig aus. So habe die Kommune mit dem Stichtag 31. Dezember 2009 - die Zahlen von vor zwei Jahren werden jeweils bei der aktuellen Haushaltsberechnung zugrunde gelegt - 8309 Einwohner gezählt. Dabei seien, so Ruth, die Bürger der jetzt zwangszugeordneten Gemeinden bereits eingerechnet. "Am 31. Dezember 2025 werden wir jedoch nur noch 6538 Einwohner haben." Das habe das Statistische Landesamt vorausberechnet. Und gerade bei den jüngeren Generationen zeichne es ein düsteres Bild. Dort sei in den nächsten 14 Jahren ein Minus von rund 30 Prozent zu erwarten. "Die künftige Elterngeneration bricht uns weg", so Ruth. Gerade junge Frauen im gebärfähigen Alter würden ihrer Heimatregion den Rücken kehren. Im Gegensatz dazu wachse der sogenannte Altenquotient. Gab es 2009 noch 1830 Menschen über 65 Jahre, so werden es 2025 schon mehr als 2100 sein, bei sinkender Bevölkerungszahl. "Wir vergreisen also. Die Instrumente, die wir haben, um gegenzusteuern, sind aber relativ begrenzt", so der Bürgermeister. Umso mehr komme es darauf an, die Attraktivität der Einheitsgemeinde, die das Schicksal mit umliegenden Städten teile, zu erhalten und weiter auszubauen. "Wenn junge Menschen in einem Ort vernünftige Bedingungen finden, ziehen sie weniger der Arbeit hinterher." Das, sagte Ruth, zeige die Erfahrung. Eltern, die zum Beispiel eine vernünftige Kinderbetreuung und Infrastruktur vorfänden, würden eher bereit sein zu pendeln. "Wir dürfen", mahnte der Bürgermeister, "aber auch die anderen Generationen nicht vergessen."

Bürgerliches Engagement

Infrastrukturell habe ganz klar Kalbe den größten Nachholebedarf in der Einheitsgemeinde. Bedingt durch massive Haushaltsprobleme sei dort in den vergangenen Jahren nur wenig investiert worden. Ruth machte dabei aber auch deutlich, dass es nicht allein von der Finanzkraft einer Kommune abhänge, wie sich diese entwickele. Und auch Mirko Wolff, der als interessierter Bürger an der Veranstaltung teilnahm, ist der Meinung: "Es gibt eine Überforderungssituation der Stadt. Deshalb müssen wir neue Wege beschreiten." Wege, die zu mehr freiwilligem Engagement führen würden. Um dieses zu fördern, schlug Anke Thormann, Vorstandsmitglied im Heimatverein, vor, regelmäßige Zusammenkünfte mit anderen Vereinen zu organisieren. Dazu solle dann der Bürgermeister einladen werden. Ruth nahm den Vorschlag gern auf.