Berliner Kabarett Sündikat gastierte am Sonntagabend im Schützenhaus An Bord der Angeladoria

Von Sebastian Prignitz 12.04.2011, 04:32

Das Berliner Kabarett-Theater Sündikat gastierte am Sonntag im Schützenhaus. Unter dem Titel "Volldampf - Angeladoria" servierten Wolfgang Koch, Axel Lutter und Fabricio Fettig den etwa 50 Gästen eine "satirische Achterbahnfahrt" durch 20 Jahre deutsche Einheit. Der Humor des Trios, garniert mit musikalischen Einlagen und reichlich Berliner Schnauze, kam gut an beim Gardeleger Publikum.

Gardelegen. Der fast aus der Mode gekommene tiefe Klang eines Theatergongs wies das Publikum am Sonntagabend darauf hin, doch bitte die Plätze einzunehmen. Geboten wurde politisches Kabarett. Gekommen waren leider nur wenige. Doch von den vielen leeren Stühlen ließ sich das humoristische Trio aus Berlin nicht beirren. Mit einem "Optimismus-Seminar" munterte es sich und die Besatzung des schwarz-rot-gold gestrichenen Dampfers Angeladoria auf. Mit Deutschlandkäppis standen Wolfgang Koch, Axel Lutter und Fabricio Fettig auf der Bühne des Schützenhauses und machten sich einen Reim auf Deutschland. Das "Wir müssen froh und munter sein und uns auf den Aufschwung freu\'n" wollte noch nicht so recht zünden. Wohl auch deswegen, weil die drei Komiker reichlich nuschlig ihre Verse aufsagten.

Etwas Schwung kam mit der Musik und einer zackigen Choreographie in das Programm. Überhaupt konnten sich die "drei Berliner Schnauzen", so die Selbstauskunft, stetig steigern und ließen beim Publikum die Lachtränen fließen. Reichlich zotig waren die Analbetrachtungen der Bundesrepublik, die sich stets "im Mastdarm der amerikanischen Regierung und im Arsch des Großkapitals" befinden würde. "Versuchen Sie mal eine Drehung im Arsch von Ackermann" hieß es von der Bühne, und das Publikum lachte Tränen.

Die humoristischen Betrachtungen der bunten Republik Deutschland wechselten sich ab mit musikalischen Einsprengseln, die jedoch leider aus der Konserve kamen. Und so war das Schlager-Medley, dargeboten von Axel Lutter im gelben Schlips, nur halb so lustig wie es hätte sein können. Zu den Klängen von Rex Gildos "Hossa" schallte es "Westerwelle, Westerwelle heißt er" und das Publikum begann eifrig mitzuklatschen.

Reichlich zu lachen und ein starkes Bild auf der Bühne gab es bei der Angela-Merkel-Parodie von Wolfgang Koch, dessen Gesichtsphysiognomie erstaunliche Ähnlichkeiten mit jener der Bundeskanzlerin aufwies. Auch die Gestikt passte zur Mimik und so brauchte Koch nichts weiter tun als auf der Bühne stehen, um sich Applaus und Lachsalven abzuholen. Bedauerlicherweise versuchte er sich gar nicht erst am charakteristischen Sprachduktus der Kanzlerin und verschenkte hierdurch einiges an Witz. Dennoch kam sein "Ich habe die Vergangenheit und die Zukunft hinter mir" gut an, und gar köstlich war das Bild von Angie und ihrem "Schildknappen Guido", vereint in der zum Symbol gewordenen Titanic-Pose.

Koch, Lutter und Fettig arbeiteten in ihrem zweistündigen Programm so ziemlich alle aktuellen Baustellen der Angeladoria ab und stöhnten dabei unter anderem unter der "Last der Gesundheitsreform". Bei der militärischen Ausbildung der Fallmanager der Agentur für Arbeit konnte einem das Lachen schon fast im Halse stecken bleiben. Doch gekonnt schipperten die Drei auf den Wellen des schwarzen Humors und überzeugten durch Witz und Wahrheit.

Ein Höhepunkt des Programms war die Unterhaltung zwischen zwei Mitarbeitern des Reichstages - keine Abgeordneten, sondern Pförtner und Hausmeister ("Facility Manager"). Mit Berliner Schnauze und reichlich Biss ließen die beiden das aktuelle Kabinett durch die Türe treten und hatten für das "Mandeläuglein Rösler", die "Betroffenheitsbeauftragte Roth" und den "Plagiator zu Guttenberg" hinter dem Rücken nur Hohn und Spott übrig.

Am Ende war dann doch alles klar auf der Angeladoria und das Publikum dankte dem Trio mit reichlich Applaus für einen augenzwinkernden Blick auf die rostigen Stellen des Merkelkutters.