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Unterricht am Ostseestrand: Rosa-Luxemburg-Schüler fuhren wieder nach Gager Und täglich ein Brief nach Haus

Von Gesine Biermann 20.07.2011, 06:34

Angeln gehen, Kochen und Einkaufen, Malen oder Basteln - auch so kann Schule aussehen. Zehn Tage lang verbrachten die Rosa-Luxemburg-Schüler der fünften, sechsten und siebten Klassen auch in diesem Jahr wieder an einem ganz besonderen Unterrichtsort: in Gager auf Rügen.

Gager. Das Mittagessen, das in der Bungalowsiedlung auf den Tisch kam, war immer selbst gekocht, die Zutaten eigenständig besorgt - manchmal sogar mit Angel und Kescher. Selbständigsein kann man lernen. Und auch Fächer wie Mathematik und Hauswirtschaft lassen sich hier prima in der Praxis anwenden. Lehrer, Betreuer und Schulleiter der Gardeleger Rosa-Luxemburg-Förderschule erleben es Sommer für Sommer aufs Neue. Denn in jedem Jahr verlagern sie den Unterrichtsort für drei Klassenstufen für wenige Tage an die Ostseeküste, für Projekte im Ferienlager Gager.

Freizeit, so erklärt Schulleiter Frank Kreißl, ist hier nur am Nachmittag oder am Wochenende drin. Denn alles sei projektbezogen. Doch macht das Gestalten mit selbstgesammelten Muscheln ganz sicher mehr Spaß als sonst, sogar Geschichte bleibt, bei so eindrucksvollen Erlebnissen wie der Störtebecker-Aufführung, die die Kinder in diesem Jahr besuchten, wohl recht nachhaltig in den Köpfen. Der Deutschunterricht indes findet dann in den Abendstunden statt. Denn ein täglicher Brief nach Hause gehöre ebenso zum Programm, versichert Kreißl.

An Stoff für die Zeilen an Mama und Papa dürfte es den Schülern aber auch nicht fehlen. Denn Abenteuer wie das Hochseeangeln unter professioneller Führung gehören sonst schließlich nicht zum Alltag der jungen Altmärker. Ohnehin sei das Schulprojekt Gager für manchen der Schüler der einzige Urlaub, den sie erleben dürfen, so Kreißl. Und so sorgten die Betreuer und Klassenlehrer auch in diesem Jahr wieder für Freizeitspaß, wie zum Beispiel beim Neptunfest.

Der Gardeleger Wolfgang Oettel bot den Kindern zudem einen Angelkurs an. Mit dem Ergebnis, dass zehn Schüler im nächsten Schuljahr den offiziellen Angelschein machen wollen, so der Schulleiter stolz.

Nicht zuletzt sei die Zeit in Gager aber in jedem Jahr auch "der Klebstoff, der die Schüler für den Rest der Schulzeit zusammenschweißt". Kreißls Dank dafür gilt deshalb vor allem dem Förderverein der Schule, der solchen Unterricht finanziell erst ermögliche.