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Zwischen Hufeisen und Schulterklopfen: Die Gardeleger Volksstimme schaute So ein Zirkus: Eine Familie,

18.04.2012, 03:28

Exotische Tiere, atemberaubende Artistennummern, ein Clown - magische Momente im Zirkus Probst. Doch die Magie der Manege erleben die Zuschauer nur, weil hinter den Kulissen alles wie am Schnürchen läuft.

Gardelegen l Langsam wird es leer im Vorzelt. Die Schlange am Eingang ist verschwunden, die Besucher haben sich ihre Plätze im großen Zelt gesucht. Besonders die Kinder rutschen schon aufgeregt auf den Stühlen und Bänken. Einige stehen noch vor der Vitrine und schauen sich die ausgestellten Preise vom Zirkusfestival in Monte Carlo an.

Auch wenn in der Manege noch nichts passiert - der ganz besondere Zauber der Zirkuswelt liegt schon in der Luft. Ein Zauber, in den sich Vorfreude, Erinnerungen und ein bisschen auch Aufregung mischen.

Die jungen Frauen und Männer in ihren feschen Zirkus-Probst-Uniformen, die gerade noch Programmhefte angeboten haben, machen sich auf den Weg zu ihren Wagen. Denn, und das wissen die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt noch nicht: Ihre Programmhefte haben sie bei den Stars der aktuellen Probst-Saison gekauft - bei den Artisten der Truppe Havanna: ein circensischer Export aus Kuba. Eine Gruppendarbietung mit acht Akteuren, die es heute selten im Zirkus gibt. Doch bis Castros Jugend den ersten von vier Auftritten in dieser Nachmittagsvorstellung hat, vergehen noch gut zwanzig Minuten.

Mittlerweile haben alle Gäste ihren Platz gefunden. Zeit für Clown Pom Pom, die Kinder und auch Erwachsenen auf die Show einzustimmen. "Warm up" nennt man das bei Fernsehaufzeichnungen und Liveshows, also eine Erwärmung für das Kommende. Warm machen sich dabei auch die ukrainische Musikanten. Ihren Platz über dem großen Vorhang haben sie über eine Leiter bestiegen. Platz für ein mobiles, komfortables Treppenhaus gibt es hinter dem Vorhang nicht. Livemusik in einem Zirkus ist heute allerdings keine Selbstverständlichkeit mehr. Und die Jungs verstehen ihr Handwerk. Für die Kamele, Steppenzebras und Watussi-Rinder in der Exotennummer gibt es "Circle of life" aus dem "König der Löwen", für die rasanten Ponys Deep Purples Klassiker "Smoke on the water". Mal rockig, mal klassisch - auch auf die Musik kommt es an.

Während der Ungar Pom Pom seine Späße macht, wird es auch im hinteren Bereich lebhafter. Moderator Jan Bühring bereitet sich auf die Begrüßungsworte vor. Alexandra Probst hängt den Bademantel - natürlich mit eingesticktem Zirkus-Probst-Schriftzug - an ein Hufeisen, das als Kleiderhaken dient, und tauscht die bequemen Latschen mit engen Reitstiefeln. Sie ist die Erste im Programm, wird mit ihrer preisgekrönten Pferdedressur das erste Achtungszeichen dieses Nachmittags setzen.

Kurz vor dem Auftritt ist auch Mercedes Probst, ebenfalls im Bademantel über dem Kostüm, zur Stelle. Bei dieser Eröffnungsnummer steht sie ihrer Tochter Alexandra noch zur Seite. Ansonsten hat sich Mercedes Probst, deren Pferdedressuren dem Familienzirkus Probst internationalen Ruhm eingebracht haben, vom aktiven "Manegendienst" zurückgezogen. Die nächste Generation ist an der Reihe. Und das mit Erfolg. Denn Alexandra Probst wurde, zusammen mit Mutter Mercedes, im Januar dieses Jahres beim internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo für die Haustier- und die Ponydressur mit Sonderpreisen ausgezeichnet.

Ein Grund, Starallüren an den Tag zu legen? Keine Spur. In einem Zirkus wie dem der Familie Probst ist dafür kein Platz. Da fasst jeder mit an. Anders würde es auch gar nicht gehen.

Pom Pom ist mit seinen Aufwärmspäßen durch. Lautes Kinderlachen ist bis hinter den Vorhang zu hören. Mittlerweile sind die Tierpfleger mit den Pferden da, warten auf ihren Einsatz. Zehn Tierpfleger sind mit dem Zirkus unterwegs. Sie kümmern sich um die Tiger und Exoten, die Rüdiger Probst präsentiert, ebenso um die Pferde, Ponys, Hunde, Hängebauchschweine und um die anderen Tiere. Rund 100 tierische "Kollegen" reisen mit dem Zirkus, der mit 70 Wagen und 20 Zugmaschinen unterwegs ist. Von Anfang März bis Ende November werden 60 bis 70 Spielorte angefahren. Die ehemalige DDR, das ist die Heimat des Zirkus Probst. Hier hat er seine treuen Fans und in Staßfurt seit mehr als 50 Jahren sein Winterquartier.