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Kalbenser Mandolinen- und Gitarrenorchester zum Kaffeekonzert in Zichtau / Aufnahme für die erste CD Gezupfte Träume und 250 Fans im Kornspeicher

Von Gesine Biermann 07.05.2012, 05:22

Zwei Premieren feierte am Sonntag das Mandolinen- und Gitarrenensemble Kalbe: Die Damen spielten zum ersten Mal in einheitlicher Orchesterkleidung; erstmals wurde ihr Konzert zudem professionell aufgezeichnet.

Zichtau l Ja, das war schon ein beeindruckender Anblick. Immerhin rund 250 Menschen waren am Sonntag ins Zichtauer Gut gekommen, um im Kornspeicher dem Konzert des Kalbenser Mandolinen- und Gitarrenorchesters zu lauschen. Dessen Leiterin, Gisela Horst, begrüßte die Gäste denn auch selbstbewusst, als "unseren Fanklub".

Einen großartigen Anblick indes boten an diesem Nachmittag auch die Orchesterdamen selbst: Erstmals präsentierten die sich nämlich einheitlich in weißer Bluse und Halstuch in türkis.

Perfekt aufeinander abgestimmt waren aber natürlich vor allem die zarten Töne der 17 Mandolinen, sechs Gitarren und des Akkordeons von Gisela Horst. "52 Jahre alt und acht Kilo schwer", wie die Orchesterchefin schmunzelnd verriet. Das aber wolle "ja nie jemand hören". Dem Publikum war das dann allerdings einen Applaus wert. Und der galt natürlich gleichermaßen dem großen Engagement der ehemaligen Sekundarschulleiterin von Kalbe, die nicht nur alle Orchestersätze selbst schreibt, sondern das Ensemble vor Jahrzehnten gründete und dann vor rund vier Jahren wieder auferstehen ließ.

Übrigens waren alle Musikerinnen, "mit einer Ausnahme", Schülerinnen von Horst. Dass sie deshalb auch jetzt alle besonders gut auf sie hören würden, wollte sie dann aber nicht bestätigen. Die Damen seien nämlich auch schon während ihrer Schulzeit alle sehr aufmerksame Schülerinnen gewesen, versicherte Horst lächelnd.

Vor allem aber waren alle musikalisch, sind es bis heute. Und das bewiesen sie gestern Nachmittag unter anderem mit wunderschönen Volksliedern. Viele davon sang das Publikum fröhlich mit. Bei manchen wurde sogar geschunkelt. Und wer bei den russischen Liedern die Augens schloss fühlte sich fast ein bisschen wie im Hollywood-Klassiker Doktor Schiwago. Ein russisches Volkslied sang dann schließlich auch Orchestermitglied Claudia Müller als Solistin. Sie sei ein bisschen aufgeregt, verriet sie dem Publikum. Ihr Stück war allerdings eines der schönsten vom ganzen Konzert, wie der Applaus der Gäste unzweifelhaft verriet.

Der wird dann übrigens demnächst auch auf der CD zu hören sein, die gestern aufgenommen wurde. Ein Tontechniker eines Salzwedeler Musikstudios hielt das gesamte Konzert nämlich auf verschiedenen Tonspuren fest. "Später dann wird alles zurechtgeschnitten", erklärte er. "Der Applaus bleibt aber drauf." Der schließlich gehöre ja zu einem Livemitschnitt dazu.

Live spielte schließlich neben den Orchester aber auch noch ein anderer: Richard Bender, Nachwuchssaxophonist aus Kalbe und einziger männlicher Star des Tages, lockerte den Auftritt der Damen nämlich mit kleinen Liedern auf. Und auch Ensemblemitglied Conny Kaiser verschaffte den geplagten Fingern ihrer Kolleginnen - immerhin habe eine Mandoline acht Saiten, erinnerte Horst - eine kleine Pause. Sie hatte nämlich ein drolliges Löwenzahn-Gedicht eines unbekannten Autors ausgegraben, dass den Gästen offensichtlich ganz viel Spaß machte.

Und so scheint eines sicher zu sein: Falls der eine oder andere im Zichtauer Kornspeicher noch kein echter Fan des Kalbenser Orchesters war - seit Sonntag gehört er ganz sicher dazu. Denn den gezupften Träumen und dem Charme der Musikerinnen um Gisela Horst konnte sich unmöglich jemand entziehen.

Den Sekt, der unter so manchem Stuhl im Orchester hervorlugte, hatten sich die Mädels deshalb auf jeden Fall verdient.