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Starke Männer durften bei den Highland-Games wieder ihre Kräfte messen: Team Granit wiederholte Vorjahressieg Gemisch aus Adrenalin, Testosteron und Schweiß

Von Conny Kaiser 29.05.2012, 03:42

Die Füße staubig, die Haut von der Sonne gerötet: Und dennoch eint am Sonntag unzählige Besucher die Gewissheit, gemeinsam einen spannenden Nachmittag erlebt zu haben. Den Highland-Games sei Dank.

Engersen l Die Männer vom Team Granit grübeln. Als sie und die anderen acht Mannschaften am frühen Sonntagabend - sechs Stunden Wettkampf liegen hinter ihnen - noch einmal in die Arena eintreten, da sind sie sich nicht sicher, ob es auch in diesem Jahr für den Sieg gereicht hat. Die große Abschlussstaffel, bei der die Punkte doppelt zählen, hat die steinharten Kalbenser noch einmal zurückgeworfen, obwohl sie doch vorher so klar in Führung gelegen haben.

Doch spätestens als die Moderatoren Steffen Kramp und Stephan Haase das Team Mothor nach vorn bitten, damit es sich den Pokal für den Zweitplatzierten abholen kann, gibt es bei den Fans des Teams Granit kein Halten mehr. Die fünf Männer haben ihren Erfolg aus dem Vorjahr also wiederholt. Und wie! Denn der Punktunterschied zu den Zweitplatzierten ist am Ende doch gravierender als von allen erwartet.

Über den dritten Platz freuen sich die Gastgeber vom 1. FCKW. Hinter diesem ungewöhlichen Namen verbirgt sich eine Art Freizeitklub, der sich aus Engersenern, Wernstedtern und Kalbensern zusammensetzt und der vor allem ein Ziel hat: sich und andere zu bespaßen. Das gelingt auch am Sonntag wieder ganz hervorragend. Und dies liegt nicht nur am strahlenden Sonnenschein.

Die FCKW-ler, die gern tief stapeln, wenn sie nach dem Aufwand der Veranstaltung gefragt werden, haben auch in diesem Jahr nichts dem Zufall überlassen, neben zahlreichen Sponsoren auch etwa 70 freiwillige Helfer rekrutiert, die für einen reibungslosen Ablauf der Highland-Games sorgen. Die finden zum mittlerweile sechsten Mal auf dem Engersener Reitplatz statt. Doch das Interesse ist abermals riesig, nicht nur wegen des freien Eintrittes. Unzählige Zuschauer säumen das Feld.

Wo sonst ist es zu erleben, dass sich Männer in karierten Röcken die Strohsäcke um die Ohren hauen, dass sie Baumstämme werfen, auf Reifenstapel klettern, schwere Autos ziehen oder Maßkrüge stemmen, dass sie Bierkästen nicht hochkant, sondern seitwärts stapeln oder dass sie im Vier-Mann-Ski einen gemeinschaftlichen Sturz riskieren? Die Highland-Games, vor Jahrhunderten im schottischen Hochland erfunden, machen es möglich. Hier dürfen Männer noch echte Kerle sein, hier lassen sich Adrenalin und Schweiß atmen - und jede Menge Testosteron.

Und das wird natürlich auch beim traditionellen Tauziehen ausgestoßen. Erstmals dürfen die Teilnehmer dabei Handschuhe nutzen. Nur das Team Granit entscheidet sich dagegen - und behält am Ende Recht. Denn auch in diesem Spiel hat es die Nasen vorn. Dass alles korrekt abläuft, dafür sorgt Hauptschiedsrichter Björn Bannier mit wachsamen Augen.

Daniel "Herby" Schaefer vom JAE-Clan aus Salzwedel macht hingegen auf andere Weise von sich reden. Der Mann, der im vergangenen Jahr den Sackhochwurf dominiert hat, geht diesmal an Krücken. Unter seinem Schottenrock trägt er Thrombosestrümpfe, wie sie einem nach einer Operation verpasst werden. Mitspielen kann er so eigentlich nicht. Eigentlich. Denn als er gefragt wird, ob er den Hochwurf außerhalb der Wertung mal im Sitzen probieren will, humpelt er aufs Spielfeld, setzt sich in den dort wartenden Campingstuhl - und wirft den Sack mit lautem Schrei über die vier Meter hohe Schnur. Das nötigt auch den gegnerischen Teams Respekt ab. Ohnehin ist ja alles nur ein Spiel. Aber eins, das so mancher ziemlich ernst nimmt.

Weitere Impressionen: www.volksstimme.de/highlands