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Kinder der Grundschule Stadtmitte empfangen Schriftsteller für die Interkulturelle Woche Eine Geschichte vom Anderssein

26.09.2013, 03:09

Der Autor Jean-Felix Belinga-Belinga liest und singt für die Grundschüler und vermittelt mit seiner Geschichte, was es heißt, von anderen ausgegrenzt zu werden.

Genthin l Als ein Igel ein Nilpferd heiratet, sorgt das unter den Dschungelbewohnern für Gelächter. Weit weg von seinem Zuhause hatte der Igel sich in das schöne Nilpferdmädchen verliebt und sie mit in sein Heimatdorf genommen. Die Kinder der Klassen 3a und 3b der Grundschule Stadtmitte lachen beschämt, als der Gastautor Jean-Felix Belinga-Belinga aus seinem Buch "Die Frau des Igels" vorliest, wie übel das Nilpferd von den anderen Tieren beschimpft wird.

Im Rahmen der Interkulturellen Woche solle den Kindern vermittelt werden, wie wichtig ein vorurteilsfreier Umgang miteinander ist, erklärt Schulleiter Ingo Doßmann, der den Schriftsteller eingeladen hatte.

Jean-Felix Belinga-Belinga liest und musiziert für die Kinder der Grundschule Stadtmitte in der Interkulturellen Woche.

"Belinga-Belinga ist kein häufiger Name in Deutschland", erklärt der Autor, der schon acht Bücher veröffentlicht hat. In seiner Heimat Kamerun gäbe es einen Belinga-Baum und der Familienname sei dort recht häufig, sagt der Schriftsteller und erklärt den Kindern damit seine Herkunft. Aufmerksam folgen die Drittklässler seiner Geschichte, die die Schüler auf eine Reise mit in den Dschungel mitnimmt. Immer wieder zückt der große, kräftige Mann mit Vollbart seine Gitarre und animiert die Kinder zum Mitsingen.

"Schön, dass die Grundschule die Interkulturelle Woche für eine Projektwoche nutzt."

Jean-Felix Belinga-Belinga

Mit ruhiger und sanfter Stimme erzählt er die fabelartige Liebesgeschichte, die zum Nachdenken über Anderssein und den gegenseitigen Umgang miteinander anregen soll.

Der Autor ist Referent für interkulturelle Bildung und setzt sich auch außerhalb der Interkulturellen Woche für die Verständigung der Kulturen ein.

Die Genthiner Schüler erlebt er als sehr interessiert. Sie haben schöne Einfälle, als er fragt, was die Kinder an Stelle des geächteten Nilpferdes getan hätten: Regeln für das gemeinsame Zusammenleben aufstellen. Die anderen Tiere überzeugen, dass es egal ist, wie man aussieht. Grundsätze, die nicht nur in der Geschichte wichtig sind.

Schulsozialarbeiterin Lena Böttcher begleitet den Schriftsteller durch die Schule und erzählt von Problemen mit fehlender Integration einiger Schüler. Anderssein habe eigentlich nichts mit Kultur oder Hautfarbe zu tun, weiß der Pfarrer, der in der Ökumene in Hessen Beauftragter für Interkulturelle Bildung ist.

"Die Lesung hat mir sehr gut gefallen. Die Schüler haben richtig gut mitgemacht."

Marion Henkner, Lehrerin der Klasse 3a

In der vierten Klasse, in der er die zweite Lesung des Tages hält, wird der Anlass genutzt, um intensiv zu diskutieren. Migrantenkinder haben in der Genthiner Grundschule tagtäglich mit Ausgrenzungen zu tun. Kinder von Vietnamesen oder Spätaussiedlern begegnen in der Schule Vorurteilen, die schon im Kopf der Eltern gewachsen sind.

Meist stellt sich heraus, dass die Kinder bereit sind, über Vorurteile zu sprechen und Möglichkeiten zu entwickeln, wie ihnen zu entgegnen sei, kann der Autor aus Erfahrung berichten.

Mit dem Ausgang der Geschichte sind die Kinder zufrieden. Das kleine Lied des Igels bleibt im Gehör. Das Nilpferd wurde am Ende aufgenommen in die Dschungelgemeinschaft.