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Alexander Schröder spielt seit Jahren im Genthiner Musik Express und ist im Technischen Hilfswerk aktiv Ein Mann, dem ein Wort völlig fremd ist

Von Cordula Bischoff 03.01.2011, 04:25

Du bist spitze! Acht Kandidaten bewerben sich um den Titel Lokalmatador 2010. Den Sieger ermitteln einzig die Volksstimme-Leser mit dem Abstimmungs-Coupon. In den nächsten Wochen stellen wir alle Kandidaten in ganz persönlichen Geschichten vor. Heute Alexander Schröder.

Parchen/Genthin. Es gibt ein Wort, das kennt dieser Mann nicht. Und es gibt Worte, die sind für ihn alltäglich, lebenswichtig, normal. Die Worte, die ihm wichtig sind, lauten: Technisches Hilfwerk Burg, Genthiner Musik Express, die Arbeit, Tauchen, Ski-Langlauf, Segeln, Surfen, Freunde, Kameraden, Zuverlässigkeit - die Reihe ließe sich beliebig verlängern. Ein ganz besonderes Wort für ihn ist Anja, seine Freundin.

Was also steht hinter diesen wichtigen Worten? Beispiel Technisches Hilfswerk. "Ich sollte damals zur Bundeswehr", erinnert sich Alexander Schröder. "Aber in meiner Firma brauchten sie mich, und ich wandelte den Wehrdienst in den Dienst beim THW Burg um." Diese Pflichtjahre, damals noch sechs, sind längst vorbei, doch Alexander ist immer noch dabei. "Warum auch nicht? Mir gefällt die Kameradschaft und es ist doch auch eine wichtige Arbeit", sagt er und erinnert sich an einen Einsatz. Als Orkan Kyrill 2007 über Europa tobte, da kam auch das THW zum Einsatz. "Wir wurden mit unserem Aggregat zu einem Bauern gerufen, sollten ihm Strom liefern, die Melkanlage war ausgefallen."

Was Alexander und seine Kameraden dort hörten, dröhnte ihnen noch Monate später in den Ohren. "Die Kühe schrien jämmerlich vor Schmerzen. Sie konnten lange nicht gemolken werden, ihre Euter drohten regelrecht zu zerplatzen. Sie brüllten um ihr Leben!" Alexander Schröder schüttelt es, wenn er daran denkt.

Einmal in der Woche hat er beim THW mit Verwaltungsarbeiten zu tun, einmal im Monat ist eine Übung, hinzu kommen rund 20 Einsätze pro Jahr. "Gerade haben wir im Waschmittelwerk Schneemassen von einem Flachdach geschippt." Zwölf Stunden hintereinander hat das gedauert. "Das war ein Kraftakt. Nach sechs Stunden wurde ich abgelöst. Mein Rücken, meine Arme, meine Hände - mir tat alles weh, jeder Knochen." Alexander ist erst einmal nach Hause, unter die Dusche und ein wenig auf die Couch. Dann ist er wieder los. "Wir mussten noch unsere Geräte zusammen räumen."

"Shanghai ist mir zu laut, zu hektisch"

Weitere wichtige Worte sind für ihn "Genthiner Musik Express". Die Orchester-Big-Band kann Rock, Pop, Marsch sowie Musical- und Filmmelodien. Aber am allerliebsten ist Alexander der Swing. "Glenn Miller, das war ein ganz Großer", strahlt der leidenschaftliche Musiker, der Bariton-Saxophon spielt. "Bei dem Instrument hatte ich damals wirklich vom Tuten und Blasen keine Ahnung", erinnert sich der Grönemeyer-Fan.

Zwar habe er in der Christenlehre mit Gitarrenunterricht angefangen, von der 6. Klasse bis zum Ende der Lehre auch Klavierunterricht gehabt, aber auf ein Blasinstrument wäre er alleine nicht gekommen. "In die Richtung hat mich meine Deutschlehrerin Petra Schulenburg geschubst." An der Diesterweg-Schule hat er angefangen, das Saxophonspiel zu erlernen. "Das war gar nicht so schwer. Das Gewicht des Instruments ist viel schwerer", meint der 27-Jährige.

Jedenfalls ist er mit Herz und Seele beim Genthiner Musik Express. "Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn wir Auftritte haben und das Publikum mitreißen können. Wenn wir neue Titel ausprobieren, sind wir immer gespannt, wie das ankommt." Bis jetzt lagen die Musiker immer richtig.

Zwei andere wichtige Worte im Leben von Alexander Schröder sind Firma und Beruf. In einem Genthiner Unternehmen, das weltweit agiert, arbeitet er als Elektrotechniker. "Bei uns werden Türkommunikationssysteme hergestellt, und ich arbeite in der Qualitätssicherung. Ich überprüfe beispielsweise, ob unsere Geräte die richtige Sprachqualität haben und ob die Teile in Ordnung sind." Gerade in diesem Bereich entwickelt sich die Technik rasant, ist das nicht anstrengend? "Ich finde es herausfordernd und faszinierend, immer auf dem neuesten Stand zu sein und auch zu bleiben. Ich bin ein Technikfreak. Deshalb habe ich meinen Traumberuf."

Für seine Firma war er vor einigen Jahren für zehn Wochen in Shanghai. Hatte er die Idee, dort zu bleiben, Fernweh verspürt? "Ganz im Gegenteil. Die Stadt in China ist laut, hektisch, voller Menschengewühl. Das war gar nichts für mich. Ich bin kein Stadtmensch, bin in Parchen aufgewachsen. Zum Glück ist Genthin, wo ich jetzt wohne, auch ländlich - zum Wohlfühlen."

Ein ganz besonderes Wort für Alexander Schröder lautet Anja. Seit 2000 sind sie ein Paar, kennengelernt haben sie sich bei der Orchester-Musik, sie spielt dort Flügelhorn. "Ich möchte mal Kinder, eine Familie, vielleicht auch ein Haus", nickt Alexander Schröder nachdrücklich. Wann das mal soweit sein wird, das sagt er nicht.

Übrigens das Wort, das Alexander Schröder nicht kennt, das lautet schlicht und einfach: Langeweile.