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Auf dem Gelände der AJL bei Parey werden Grünschnitt und der Infalt von Bio-Tonnen kompostiert Bio-Abfall wird zu "schwarzem Gold" für den Acker

Von Sigrun Tausche 25.03.2014, 02:17

Es ist Frühling - das "Große Aufräumen" in den Gärten ist längst im Gange: Die Grünschnittberge wachsen, im Austausch könnte eine Fuhre Kompost dem Garten guttun. Etwa zehn Prozent der Kompostmenge, die die AJL produziert, wird zu diesem Zweck an Kleinannahmestellen abgegeben. Der größte Teil geht an Landwirte.

Parey l Auf dem Gelände der AJL zwischen Parey und Bergzow nimmt die Kompostierung einen beträchtlichen Platz ein. Vor etlichen Jahren schon wurde hier damit angefangen, aus Grünschnitt sowie dem Inhalt der Bio-Tonnen Kompost zu produzieren. Es musste dabei viel ausprobiert und getüftelt werden, um zum Beispiel die am besten geeignete Technik, die richtigen Siebgrößen und den günstigsten Ablauf des ganzen Verfahrens für genau das hier anfallende Ausgangsmaterial auszuwählen. Seit drei Jahren nun funktioniere der Prozess stabil, ist Dr. Henning Gehm, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land (AJL), zufrieden.

Bio-Tonnen-Kompost ist nährstoffreicher

Die Kompostieranlage bei Parey habe eine Kapazität von 9 990 Tonnen, erklärt Dr. Gehm. Der Grünschnitt, der zum großen Teil von den Sammelplätzen in den umliegenden Gemeinden stammt und auch vor Ort direkt angenommen wird, und der Inhalt der Bio-Tonnen kommen auf verschiedene Mieten, denn sie durchlaufen unterschiedliche Verfahren und der entstehende Kompost werde wegen seiner unterschiedlichen Zusammensetzung auch anders eingesetzt: Bio-Tonnen-Kompost habe mehr Nährstoffe und einen mittleren Humusgehalt, Grünschnitt-Kompost enthalte weniger Nährstoffe, dafür viel Humus und werde deshalb gern von Landwirten verwendet, um sehr sandige oder sehr lehmige Böden zu verbessern.

Mehrere hohe, lange Mieten befinden sich auf dem Gelände, jeweils in verschiedenen Stadien der Kompostierung. Der frisch angelieferte Grünschnitt muss zuvor durch den Schredder, denn der Anteil an Ästen ist meist groß. Danach wird gesiebt: Das Holz, das dabei im Sieb bleibt, geht an Biokraftwerke in Eberswalde oder Oranienbaum und wird dort zur Energiegewinnung verbrannt. Bisher gebe es noch kein näher gelegenes Kraftwerk, jedoch sei die Stadt Magdeburg bereits dabei, eines zu bauen.

Hoher Müllanteil bedeutet zusätzliche Arbeit und Kosten

Unterschiede beim Ausgangmaterial gibt es auch bezüglich des Anteils von Fremdstoffen - Müll aller Art, Glasflaschen, Folien, Steine... Beim Inhalt der Bio-Tonne sei dieser Anteil leider sehr hoch. Kompostiert wird erstmal alles.

Später beim Absieben bleibt der Müll im Sieb und wird zusammen mit grobem Bio-Material, das noch nicht verrottet ist, in neuen Mieten wieder angesetzt. Wenn nach mehrfachem Absieben der Müllanteil zu groß ist, geht er in die Müllverbrennung. Das würde entfallen, wenn die Müllsortierung in den Haushalten klappen würde.

Im Grünschnitt sei zwar insgesamt weniger Müll, jedoch des öfteren blaue Säcke, in denen mancher Bürger kleinere Mengen zu den Sammelplätzen bringt und dort samt Sack entsorgt. "Die Säcke müssen unbedingt ausgekippt werden", betont Dr. Henning Gehm. Denn diese Folie kommt mit in den Häcksler, und die kleinen Stücke sind dann umso schwieriger wieder heraus zu bekommen.

Der an Kleinannahmestellen erhältliche Fertigkompost stammt vom Inhalt der Biotonnen und ist noch feiner als der, der an die Landwirte abgegeben wird. Es ist bester, fast schwarzer Kompost, der zudem völlig unbedenklich ist, was Schadstoffe angeht, betont Dr. Gehm. Fünfmal im Jahr erfolgen Untersuchungen, bei denen der Gehalt an den verschiedenen Inhaltsstoffen bestimmt wird.

Auch Schädlinge und Unkrautsamen haben kaum eine Chance zu überleben, denn in den großen Mieten wird bei der Kompostierung eine Temperatur von über 70 Grad Celsius erreicht - weit mehr, als im heimischen kleinen Kompost in der Gartenecke möglich ist. Deshalb können auch problemlos Lebensmittelabfälle in die Bio-Tonne gegeben werden. Ein Rattenproblem gebe es wegen der hohen Temperatur nicht.

Ab 2015 flächendeckende Erfassung der Bio-Abfälle

Die Anschlussquote bei der Biotonne betrage derzeit nur 65 Prozent der Haushalte im Jerichower Land, sagt Dr. Gehm. Grund dafür sei, dass im ländlichen Bereich viele Bürger ihre Bio-Abfälle auf den eigenen Kompost geben. Dieser werde aber etwas überschätzt, gibt er zu bedenken, denn wegen der deutlich geringeren Temperaturen beim Kompostieren sei hier mit einer höheren Keimbelastung zu rechnen. Die Hygiene, wie sie bei den großen Mieten möglich ist, könne hier nicht erreicht werden.

Ab 2015 sei deutschlandweit die flächendeckende Erfassung der Bio-Abfälle vorgesehen. Dann müsse es beantragt werden, wenn man keine Bio-Tonne haben will.

Kompostierplätze wie hier bei Parey gibt es inzwischen vier im Jerichower Land, erklärt Dr. Henning Gehm. Weitere Standorte sind Ziepel, Burg und Gommern. "Davon profitieren auch die Landwirte." Denn sie haben kürzere Wege, um das wertvolle Material auf ihre Felder zu schaffen.